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ABDA-Präsident Schmidt zur Valsartan-Krise
„Der Valsartan-Rückruf ist sehr gut verlaufen“
Seit zweieinhalb Wochen sind die Verunreinigungen im Blutdruckmittel Valsartan von einigen Herstellern nun bekannt. Auf operativer Ebene verlief der Rückruf zügig: Innerhalb weniger Tage hatten die Apotheker die betroffene Ware zurückgeschickt. Was die Kommunikation gegenüber den Patienten betrifft, hat es jedoch insbesondere in der Apotheke viel Verunsicherung gegeben. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt sieht das nicht so: In einem Interview erklärt Schmidt, dass der Rückruffall „sehr gut, sehr eindeutig und sehr schnell“ abgelaufen sei.
Am 4. Juli kündigte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine groß angelegte Rückrufaktion des Blutdrucksenkers Valsartan an: Von einer „produktionsbedingten Verunreinigung des Wirkstoffs mit N-Nitrosodimethylamin“ war damals die Rede, eine akute Patientengefährdung bestehe aber nicht. Kurz danach starteten die ersten konkreten Rückrufe. Inzwischen ist klar: Viele Hersteller haben ihr Valsartan von der betroffenen chinesischen Firma produzieren lassen. In den darauffolgenden Tagen schickten die Apotheker massenweise valsartanhaltige Arzneimittel über den Großhandel zurück an die Hersteller.
Am 13. Juli erfolgte dann eine weitere Mitteilung des BfArM, die in erster Linie an die Patienten gerichtet war. Darin wird ihnen empfohlen, sich wegen ihrer Medikation mit einem Arzt oder Apotheker zu besprechen. „Diese können dann abklären, ob das von ihnen derzeit eingenommene Arzneimittel aus einer der zurückgerufenen Chargen stammt“, so die Behörde. Gleichzeitig warnte das BfArM aber vor unnötiger Verunsicherung: „Es gilt weiterhin, dass die Arzneimittel nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden sollen, da das gesundheitliche Risiko eines Absetzens um ein Vielfaches höher liegt als das mögliche Risiko durch eine Verunreinigung. Ein akutes Patientenrisiko besteht nicht.“
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Große Verunsicherung bei den Patienten
Bei den Patienten kam dieser Aufruf nur bedingt an: Alleine in den Redaktionen von DAZ und DAZ.online meldeten sich zahlreiche Patienten, die wissen wollten, wie groß die Gefahr ist. Ebenso häufig gingen Fragen zur Erstattung der betroffenen Arzneimittel ein: Viele Betroffene forderten die Apotheker auf, ihnen für bereits angebrochene Packungen das Geld wiederzugeben. DAZ-Chefredakteurin Dr. Doris Uhl kommentierte am 13. Juli: „Warum werden wir Apotheker nicht über die Erkenntnisse informiert, die man zu den tatsächlichen Konzentrationen hat? So tappen wir, die an vorderster Front die Patienten beraten und beruhigen sollen, auch in dieser Frage vollkommen im Dunkeln.“
Schmidt: Es besteht keine akute Gefahr
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt wurde nun von der Leipziger Volkszeitung kritisch befragt zur Informationsstrategie der Behörden. Schmidt verteidigt das Vorgehen des BfArM. Auf die Frage, warum nicht zuerst die Patienten über den Vorfall informiert wurden, sagt er in dem Interview: „Hätte es eine akute Gefahr gegeben, hätte man die Patienten auch unmittelbar informiert. Das aber war nach Einschätzung des BfArM nicht erforderlich. Es besteht keine akute Gesundheitsgefahr aus der Einnahme dieser Arzneimittel.“ Schmidt erklärt weiter, dass es sich bei dem Rückruf um eine Vorsichtsmaßnahme handele, schließlich hätten die ersten Analysen gezeigt, dass die Verunreinigungen im Millonstelbereich liegen würden.
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Schmidt: Es lief nicht immer so gut
Auch auf die Informationsstrategie gegenüber den Patienten wurde Schmidt angesprochen. Auf die Frage, warum keine Hotline für die Betroffenen eingerichtet worden sei, erklärt der ABDA-Präsident: „In Deutschland sind für einen solchen Fall das BfArM und die Landesbehörden zuständig. Und ansonsten setzt das Verfahren ganz stark auf Apotheker und Heilberufler, die Patienten informieren sollen. Das ist ja auch geschehen. Insofern ist dieser Rückruffall im Vergleich auch sehr gut, sehr eindeutig und sehr schnell verlaufen. Das war in der Vergangenheit nicht immer so.“
Dass es in den nächsten Wochen zu Lieferengpässen kommen wird, ist Schmidt klar. Rund 40 Prozent des gesamten Valsartan-Marktes sind laut Schmidt betroffen. Was die Reaktivierung der Produktionsstätten in Europa betrifft, erklärte der ABDA-Präsident: „Da bin ich nicht sehr optimistisch.“ Außerdem bezeichnete Schmidt es als „keine gute Entwicklung“, dass die Marktkonzentration in diesem Bereich immer weiter ansteige.
10 Kommentare
Valsartan - jetzt Aktionsgruppe gegründet!
von Hans-Martin Scheil am 06.09.2018 um 7:08 Uhr
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Gut angelaufen???
von Sandra am 30.07.2018 um 4:34 Uhr
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Sicherheit bei Chemiekalienherstellern?
von Heiko Barz am 29.07.2018 um 11:57 Uhr
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Gut verlaufen? Wo lebt der Herr Präsident?
von Thomas Luft am 25.07.2018 um 15:33 Uhr
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Pararealität
von Reinhard Rodiger am 25.07.2018 um 0:14 Uhr
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Alles völlig supi bei Valsartan
von Susann am 24.07.2018 um 23:13 Uhr
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AW: Alles völlig supi bei Valsartan
von Dr. Ralf Schabik am 25.07.2018 um 8:04 Uhr
AW: Alles völlig supi bei Valsartan
von susann am 25.07.2018 um 9:57 Uhr
Paralleluniversum ?
von Dr. Ralf Schabik am 24.07.2018 um 20:07 Uhr
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...
von Martin Lörzer am 24.07.2018 um 14:04 Uhr
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