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Äquivalenzdosen bei Umstellung
Wenn Valsartan-Patienten auf ein anderes Sartan umgestellt werden sollen
Besteht die Gefahr, dass Valsartan demnächst nicht nur Mangelware, sondern überhaupt nicht mehr verfügbar ist? Azilsartan, Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan und Telmisartan können Alternativen zu Valsartan sein. Nur: Wie rechnet man die Valsartan-Dosis auf ein anderes Sartan um? Und was muss bei einer Umstellung noch beachtet werden? DAZ.online hat alle Sartane verglichen und die Unterschiede zusammengefasst.
Ein Versorgungsengpass bei Valsartan ist durchaus nicht aus der Luft gegriffen. Mittlerweile gibt es 17 Rückrufe von Pharmaherstellern für ihre valsartanhaltigen Mono-und Kombinationspräparate. Nur vier Pharmakonzerne – Aurobindo, Mylan dura, Novartis, TAD Pharma – bestätigen aktuell, keinen Wirkstoff des chinesischen Herstellers Zhejiang Huahai Pharmaceutical verarbeitet zu haben. Ihre Valsartan-Präparate bleiben folglich für Apotheke und Patienten verfügbar. Die Frage ist nur: wie lange noch?
Man muss nun kein Großmeister in höherer Mathematik sein, um auszurechnen, dass die Versorgungssituation sich kritisch zuspitzen könnte. Glück ist wohl, dass Marktführer TAD Pharma, alleiniger Rabatt-Vertragspartner nahezu aller AOKen, nicht vom Rückruf betroffen ist. Laut dem Arzneiverordnungsreport 2017 haben Ärzte im Jahr zuvor 1096,4 Millionen DDD (daily defined doses) Valsartan verschrieben. In den Apotheken abgegeben wurde vorrangig TAD Pharma: TAD Pharma behauptet sich sowohl bei Monopräparaten mit Valsacor® und 219,3 Millionen DDD, als auch bei den Valsartan-HCT-Kombinationen, Valsacor® comp, und 135,8 Millionen DDD, als stärkster Akteur am Markt. Auch Mylan dura, ebenfalls nicht vom Rückruf betroffen, mischt bei den Valsartan-Monopräparaten, Valsartan® dura mit 208,3 Millionen DDD, kräftig beim Arzneimittelgeschehen mit. Novartis spielt mit seinem Altoriginal nur noch eine untergeordnete Rolle bei Valsartan: 2016 waren 99,5 Prozent aller Verordnungen generisch.
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Nun ist es allerdings nicht so, dass Valsartan der einzige Vertreter der Gruppe der Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten ist, wenn auch der am häufigsten verordnete. Laut Arzneiverordnungsreport 2017 entfallen von den insgesamt 3105 Millionen DDD der kompletten Sartan-Gruppe mit 1096,4 Millionen DDD ein Drittel allein auf Valsartan. Es teilt sich aber mit Azilsartan, Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan und Telmisartan diesen Markt. In Krankenhäusern ist die Umstellung der individuellen Medikation des Patienten auf Arzneimittel der Klinik-Hausliste gängige Praxis. In Fällen wie diesem stellt das durchaus auch eine Option im ambulanten Versorgungsbereich dar. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Wirkstoffen: Nicht jedes Sartan darf zur Therapie der Herzinsuffizienz eingesetzt werden und nicht jedes Sartan hat eine Zulassung für die Behandlung der Hypertonie bei Kindern.
Hypertonie, Herzinsuffizienz, Bluthochdruck bei Kindern: Welches Sartan darf eingesetzt werden?
Bei Hypertonie im Erwachsenenalter dürfen Ärzte alle verfügbaren Sartane verordnen. Allerdings sind zur Behandlung von Hypertonie im Kindes- und Jugendalter zwischen sechs und 18 Jahren neben Valsartan lediglich Candesartan, Losartan und Olmesartan zugelassen. Auch Patienten mit der Diagnose Herzinsuffizienz dürfen laut Zulassungsunterlagen nur mit Valsartan, Candesartan und Losartan therapiert werden.
Indikation laut Fachinformation | |
Azilsartan (20 mg / 40 mg / 80 mg) |
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Candesartan (2 mg / 4 mg / 8 mg / 16 mg / 32 mg) |
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Eprosartan (600 mg) |
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Irbesartan (75 mg / 150 mg / 225 mg / 300 mg) |
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Losartan (12,5 mg / 50 mg / 100 mg) |
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Olmesartan (10 mg / 20 mg/ 40 mg) |
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Telmisartan (20 mg / 30 mg / 40 mg / 60 mg / 80 mg) |
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Valsartan (40 mg / 80 mg / 120 mg / 160 mg / 320 mg) | Valsartan 40 mg
Valsartan 80 mg / 120 mg / 160 mg / 320 mg
Valsartan 40 mg / 80 mg / 120 mg / 160 mg
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Wie unterscheiden sich die einzelnen Sartane?
Hinsichtlich der Wirkdauer unterschieden sich die einzelnen Sartane kaum: Bei allen genügt eine einmal tägliche Einnahme. Valsartan wird hauptsächlich biliär eliminiert, hinsichtlich der renal-biliären-Eliminations-Ratio kommt Irbesartan Valsartan am nächsten. Bis zu einer Kreatinin-Clearance von 30 ml/min sind bei keinem der Sartane Dosisanpassungen erforderlich. Bei Candesartan liegen unterhalb von 20 ml/min keine ausreichenden Erfahrungen vor, bei Losartan sollte ab Clearance-Werten unter 10 ml/min die Anfangsdosis reduziert werden und Olmesartan ist für Patienten mit schlechteren Nierenfunktionswerten als 20 ml/min nicht empfehlenswert. Telmisartan hingegen wird fast ausschließlich über Leber und Galle eliminiert. Selbst unter Hämodialyse sind hier keine Dosisanpassungen vonnöten.
Azilsartan | Candesartan | Eprosartan | Irbesartan | Losartan | Olmesartan | Telmisartan | Valsartan | |
Äquivalentdosen, mittlere Erhaltungsdosis | 40 mg | 8 mg | 600 mg | 150 mg | 20 mg | 40 mg | 80 mg | |
Prodrug | Azilsartan-medoxomil | Candesartan-cilexetil | nein | nein | nein, aber aktiver Metabolit | Olmesartan-medoxomil | nein | nein |
Orale Bioverfügbarkeit | 60 Prozent | 14 Prozent | 13 Prozent | 60-80 Prozent | 33 Prozent | 26 Prozent | 50 Prozent | 23 Prozent |
Wirkungsmaximum | 1,5-3 h | 3-5 h | 1-2 h | 2 h | 5-6 h | 2 h | 3-5 h | 2-4 h |
Wirkdauer | 24 h | 24 h | 24 h | 24 h | < 24 h | 24 h | > 24 h | 24 h |
t1/2 | 11 h | 9 h | 5-9 h | 11-15 h | 2 h (Losartan) | 10-15 h | > 20 h | 6 h |
Plasmaproteinbindung | 99 Prozent | > 99 Prozent | 98 Prozent | 96 Prozent | > 99 Prozent | 99,7 Prozent | 99,5 Prozent | 94-97 Prozent |
Elimination (renal/biliär) | ~ 42/55 | ~ 33/66 | ~ 7/90 | 20/80 | 40/60 | 1/99 | ~ 13/83 | |
Niereninsuffizienz, Dosisanpassung | keine bei leicht bis mittel | keine > 30 ml/min | keine > 30 ml/min | keine | keine, bei Kreatininclearance <10 ml/min die Anfangsdosis reduzieren. | keine, < 20 ml/min n. e. | keine | keine, < 10 ml/min n. e. |
Äquivalenzdosen der Sartane
Die Entscheidung auf welches Sartan ein Patient potenziell umgestellt werden soll, trifft der Arzt. Allerdings dürfte es insbesondere für sehr hohe Valsartan-Dosen kaum Alternativen geben. Bei äquivalenten Dosen zu Valsartan 320 mg sprengen Azilsartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan und auch Telmisartan die maximal zulässigen Tageshöchstdosen. Allein Candesartan hat auch eine Zulassung für die äquivalent erforderlichen 32 mg.
Äquivalenzdosen (* nicht im Handel) | Valsartan | Azilsartan | Candesartan | Eprosartan | Irbesartan | Losartan | Olmesartan | Telmisartan |
2 mg | 12,5 mg | |||||||
40 mg | 20 mg | 4 mg | 300 mg* | 75 mg | 25 mg* | 10 mg | 20 mg | |
80 mg | 40 mg | 8 mg | 600 mg | 150 mg | 50 mg | 20 mg | 40 mg | |
120 mg | 60 mg* | 12 mg* | 900 mg* | 225 mg | 75 mg* | 30 mg* | 60 mg | |
160 mg | 80 mg | 16 mg | 1200 mg* | 300 mg | 100 mg | 40 mg | 80 mg | |
320 mg | 32 mg |
12 Kommentare
Von Valsacor 80 mg zu Candecor 8 mg
von Dietlind Speicher-Staffen am 03.06.2019 um 9:46 Uhr
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Valsartan
von Jürgen Jahn am 09.05.2019 um 12:25 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Valsartan
von Heidi Meyer-Strüvy am 21.05.2019 um 12:25 Uhr
Valsartan
von Jantsch am 17.08.2018 um 14:47 Uhr
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Valsartan andere Wirkstoffe
von Maria Broens am 19.07.2018 um 9:55 Uhr
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Valsartan 1 A Pharma
von Gerda Hammerbacher am 12.07.2018 um 13:16 Uhr
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Valsartan Rückruf
von U. Jantsch am 12.07.2018 um 11:07 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Valsartan Rückruf
von Redaktion DAZ.online am 12.07.2018 um 11:42 Uhr
AW: Valsartan Rückruf
von Karlheinz Hesse am 16.08.2018 um 16:55 Uhr
Gute Übersicht. Danke dafür!
von Thesing-Bleck am 12.07.2018 um 9:14 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Gute Übersicht. Danke dafür
von gerd reitler am 12.07.2018 um 9:51 Uhr
AW: Gute Übersicht. Danke dafür
von Redaktion DAZ.online am 12.07.2018 um 10:35 Uhr
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