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Borreliose, FSME und Zeckenentfernung
Zecken – die wichtigsten Fragen und Antworten
Sind Zecken nur im Sommer aktiv? Lassen sie sich von Bäumen fallen? Beträufelt man sie vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff? Zum Thema Zecken kursieren viele Unwahrheiten und Mythen, mit denen man auch in der Apotheke immer wieder konfrontiert wird. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Zecken zusammengestellt.
Was sind Zecken eigentlich für Tiere?
Ist von Zecken die Rede, ist in der Regel der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) gemeint – die häufigste Zeckenart. Er zählt zu den Schildzecken, die wiederum zu den Milben gehören. Letztendlich sind Zecken also Spinnentiere (Arachnida) und zudem temporäre Ektoparasiten. Ixodes ricinus erreicht durchschnittlich Größen zwischen 2,5 und 4,5 Millimeter, wobei die Weibchen meist größer sind. Mit ihren vier Beinpaaren bewegen sie sich langsam vorwärts – etwa 5 bis 8 Meter pro Stunde. Der Gemeine Holzbock macht im Laufe seines Lebens drei Entwicklungsschritte durch: von der Larve über die Nymphe zur adulten Zecke. Der Stadiumswechsel erfolgt immer nach einer Blutmahlzeit.
Neben dem Gemeinen Holzbock gibt es weitere Arten, zum Beispiel die Taubenzecke (Argas reflexus), die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), die Igelzecke (Ixodes hexagonus) oder die Schafzecke (Dermacentor marginatus), die jedoch nur selten beziehungsweise die Taubenzecke nur gelegentlich Menschen befallen.
Im Folgenden soll es, soweit nicht anders erwähnt, auch um den Gemeinen Holzbock gehen.
Fallen Zecken von Bäumen?
Nein, tun sie nicht. Sie sitzen im Gras, auf Buschzweigen und im Unterholz. Kommen Warmblüter wie Hunde oder Menschen vorbei, lässt sich die Zecke abstreifen. Das 2- bis 3-jährige Leben des Gemeinen Holzbocks besteht fast ausschließlich aus Warten und Lauern.
Gibt es eine Zeckensaison?
Zecken sind ab einer Temperatur von 8 Grad aktiv. Langanhaltende Trockenheit bremst zumindest den Gemeinen Holzbock, der Borrelien und FSME übertragen kann, in seiner Aktivität. Die Übertragungswahrscheinlichkeit dieser Krankheiten hängt mit der Aktivität der bakterien- beziehungsweise virustragenden Zecken zusammen. Bei warmer Witterung können Infektionen vereinzelt auch im Winter auftreten.
Stechen Zecken oder beißen sie?
Zecken stechen, denn sie verfügen über einen Stech- und Saugapparat. Der besteht aus zwei scherenartigen Mundwerkzeugen (Cheliceren). Mit denen schneiden oder reißen die Zecken die Haut des Wirtes auf. Mit dem Hypostom stechen sie.
Gibt es Stellen, an denen Zecken besonders gerne zustechen?
Zecken suchen sich gerne geschützte Stellen. Hintergrund ist, dass sie mehrere Tage zum Saugen benötigen und Gefahr laufen, dabei „gestört“ zu werden. Bei Menschen bevorzugen sie daher den Haaransatz oder die Ohren sowie Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle. Aber auch unter enganliegender Kleidung fühlen sie sich offenbar sicher: So sind auch Stiche, wo die Hose aufliegt oder unter dem Uhrenarmband nicht selten.
Die Zecke sticht übrigens nicht sofort zu, wenn sie auf dem Wirt angelangt ist. Sie läuft bis zu einer Stunde oder länger umher, um eine passende Stelle zu finden. Das zeigt, wie essenziell die Wahl der richtigen Stelle für das Überleben der Zecke ist.
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Übertragen alle Zeckenarten Krankheitserreger?
Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) kann Borrelien, FSME und Anaplasmen übertragen. Auwaldzecken (Dermacentor reticulatus) können ebenfalls Krankheiten übertragen, zum Beispiel Babesien, FSME-Viren und Rickettsien. Sie befallen aber selten Menschen. Für Reliktzecken (Haemaphysalis concinna) ist für Deutschland laut RKI noch keine Übertragung von Krankheitserregern beschrieben. Die Zecke gilt aber als Überträger verschiedener Erreger. Auwald- oder Reliktzecken sind selten und machen nach Untersuchungen des Robert Koch-Instituts etwa 1 bis 2 Prozent der Zeckenstiche aus.
Warum ist es wichtig, nach dem Aufenthalt im Freien nach Zecken zu suchen?
Das ist aus mehreren Gründen der Fall. Zum einen stechen Zecken ja nicht sofort zu, sondern suchen erst nach der besten Stelle. Das heißt, man kann sie eventuell noch entfernen, bevor sie stechen. Auch Abduschen kann unter Umständen helfen. Zudem dauert es nach dem Stich ein bis zwei Tage bevor Borrelien übertragen werden. Das rechtzeitige Entfernen vermindert also das Infektionsrisiko. Die Übertragung von FSME-Viren erfolgt dagegen schon innerhalb kurzer Zeit nach dem Stich.
Wie wird eine Zecke richtig entfernt?
Die Zecke sollte nach dem Stich so bald wie möglich herausgezogen werden. Das minimiert das Infektionsrisiko. Um eine Entzündung zu vermeiden, ist es wichtig, möglichst alle Teile von der Zecke zu entfernen. Zudem gibt das RKI folgende Hinweise:
- Die Zecke an ihren Mundwerkzeugen nahe der Hautoberfläche greifen – niemals am Körper!
- Langsam und gerade aus der Haut ziehen. Möglichst wenig drehen.
- Ist die Zecke entfernt, wird empfohlen, die Wunde zu desinfizieren.
Auf den Internetseiten des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gibt es bebilderte Anleitung „Entfernung einer Zecke“.
Ist es empfehlenswert Klebstoff oder Öl vor dem Entfernen auf die Zecke zu träufeln?
Laut RKI auf keinen Fall. Dies würde das Tier unnötig reizen und könnte dazu führen, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt, so die Begründung.
Was ist nach dem Zeckenstich wichtig?
Hinterher sollte die Einstichstelle regelmäßig beobachtet werden, um die Ausbildung eines Erythema migrans zu erkennen. Es stellt einen frühen Hinweis auf eine beginnende Borreliose dar. Warnzeichen sind eine deutliche ringförmige Hautrötung, typischerweise im Zentrum blasser als am Rand, die nach einigen Tagen auftritt und sich ausweitet. Dann sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Bei manchen gibt es nur eine unspezifische Rötung, die wandert. Ein Foto von der Einstichstelle kann hilfreich sein. Eine Antibiotikatherapie ist erst bei einem begründeten Borrelioseverdacht (Wanderröte und/oder neurologische Symptome oder massive Gelenkschwellung) angezeigt. Auf Verdacht wird sie nicht empfohlen.
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Grippeähnliche Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen, die sieben bis 14 Tage nach einem Stich in einem FSME-Risikogebiet auftreten, sollten ebenfalls beim Arzt abgeklärt werden.
Ist es sinnvoll, die Zecke untersuchen zu lassen?
Selbst wenn bei der Zecke Borrelien oder FSME-Viren nachgewiesen werden, heißt das nicht, dass die betroffene Person auch infiziert ist. Daher erachtet das RKI eine Untersuchung von Zecken auf Infektionserreger wie Borrelien oder FSME-Viren nicht als sinnvoll. Zudem sind die verwendeten Untersuchungsmethoden unterschiedlich empfindlich, somit lässt sich auch bei einem negativen Befund keine 100-prozentige Entwarnung geben.
Da für FSME ohnehin keine spezifische Therapie existiert, würde ein positiver Befund bei einer Zecke ohnehin keine prophylaktischen Maßnahmen nach sich ziehen.
Wie hoch ist das Risiko sich zu infizieren?
Auch in Risiko-Gebieten ist die Gefahr einer Infektion gering, denn auch dort sind nur wenige Zecken mit dem FSME-Virus infiziert. So tragen in Risikogebieten 0,1 bis 5 Prozent der Zecken FSME-Viren in sich. Ein Erkrankungsrisiko nach einem Stich lässt sich nicht ableiten. Oft verläuft die Infektion auch ohne sichtbare oder mit milden Symptomen.
In manchen Gegenden können bis zu 30 Prozent der Zecken Borrelien in sich tragen. Untersuchungen aus Deutschland und der Schweiz zufolge, wurde nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Betroffenen Borrelien-Antikörper nachgewiesen. Allerdings ist nur ein kleiner Teil der Infizierten erkrankt. Insgesamt ist bei 0,3 bis 1,4 Prozent der Zeckenstiche mit Krankheitssymptomen zu rechnen.
Wenn eine schwangere Frau von einer Zecke gestochen wird, besteht ein Risiko für das Kind?
Bei FSME scheint die Übertragung auf das Ungeborene möglich. Beschrieben wurden derartige Fälle laut RKI aber bislang nicht. Dasselbe gilt für einen von einer infizierten Mutter gestillten Säugling. Frauen, die in einem FSME-Risikogebiet mit Zecken in Kontakt kommen könnten, sollten möglichst noch vor ihrer Schwangerschaft vollständig geimpft werden, empfiehlt das RKI. Das würde nämlich nicht nur vor einer potenziellen Übertragung von der Mutter schützen, sondern würde vermutlich auch für einen zumindest vorübergehend ein Nestschutz nach der Geburt sorgen.
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