Männer-Studie

Verleitet die HIV-Präexpositionsprophylaxe zu ungeschütztem Sex?

Berlin - 07.06.2018, 11:15 Uhr

Australische Forscher haben eine Nebenwirkung der HIV-PrEP entdeckt – und zwar lässt die Kondumnutzung nach.(Foto: Imago)

Australische Forscher haben eine Nebenwirkung der HIV-PrEP entdeckt – und zwar lässt die Kondumnutzung nach.(Foto: Imago)


Die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) senkt wirksam die Zahl der HIV-Neuinfektionen. Doch einer australischen Studie zufolge, gibt es auch eine unerwünschte Entwicklung: Und zwar verzichten immer mehr Männer unter PrEP beim Gelegenheitssex aufs Kondom.

Im Kampf gegen das HI-Virus sind große Fortschritte zu verzeichnen. Durch die Intensivierung der antiretroviralen Behandlung ist die Diagnose „HIV-positiv“ – zumindest in den Industrieländern – kein Todesurteil mehr. Und auch gegen die steigende Zahl an Neuinfektionen gibt es eine Lösung: Studien zufolge schützt die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) mit den zwei antiretroviralen Wirkstoffen Tenofovirdisoproxil und Emtricitabin zu 90 Prozent vor Infektionen mit dem HI-Virus. Unter der Voraussetzung, dass die Tabletten regelmäßig eingenommen werden.

Macht PrEP sorglos?

Laut der Zulassung von Truvada und seinen Generika sollen Männer auch unter PrEP noch ein Kondom beim Sex benutzen. Denn die Tabletten schützen nicht vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Doch der Verdacht liegt nahe, dass viele Männer ein Kondom für überflüssig halten, wenn sie PrEP-Tabletten einnehmen.

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Thema: HIV Prä-Expositions-Prophylaxe

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Eine australische Forschergruppe ging dieser Vermutung auf den Grund und befragte rund 17.000 homo- oder bisexuelle Männer aus Sydney und Melbourne, die im Zeitraum von 2013 bis 2017 Gelegenheitssex mit anderen Männern hatten. Die Ergebnisse sind aktuell im Lancet publiziert worden.

Kondomnutzung und Infektionsraten rückläufig

Zu Beginn der Studie gaben 46 Prozent der Teilnehmer an, konsequent Safer Sex zu betreiben. Nach vier Jahren waren es 15 Prozent weniger, die sich beim Verkehr schützten. Im Laufe des Beobachtungszeitraumes stieg der Anteil der PrEP-Verwender von 2 auf 24 Prozent. Parallel dazu stieg im Laufe der vier Jahre der Anteil der HIV-negativen Männer, die unter PrEP ungeschützten Analverkehr betrieben, um 15 Prozent an.

Weiteren Untersuchungen zufolge sanken zwischen 2016 und 2017 die Neuinfektionsraten in den australischen Städten Victoria um 16 Prozent und in New South Wales um 11 Prozent. Die Forscher führten diese erfreuliche Entwicklung darauf zurück, dass in Australien immer mehr Risikopersonen von der PrEP, die dort öffentlich unterstützt wird, Gebrauch machen.

Mehr Aufklärung zur Präexpositionsprophylaxe

Für die Autoren der Lancet-Publikation ist es noch zu früh vorherzusagen, welche langfristigen Konsequenzen es hat, wenn immer mehr PrEP-Nutzer auf das Kondom verzichten. Aus Sicht der Forscher sollte sich die Aufklärung vielmehr an diejenigen richten, die weder eine PrEP noch Kondome anwenden. In der Lancet-Publikation waren dies 30 Prozent der Studienteilnehmer – dieser Anteil blieb über den vierjährigen Beobachtungszeitraum konstant.


Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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