Empfehlung der AkdÄ

Metamizol frühestens 30 Minuten nach ASS

Berlin - 09.05.2018, 15:30 Uhr

Herzpatienten, die ASS in kardiologischer Dosierung einnehmen müssen, sollten mit der Einnahme von Metamizol 30 Minuten warten, damit die Thromozytenaggregationshemmung nicht aufgehoben wird. (Foto: monropic/fotolia)

Herzpatienten, die ASS in kardiologischer Dosierung einnehmen müssen, sollten mit der Einnahme von Metamizol 30 Minuten warten, damit die Thromozytenaggregationshemmung nicht aufgehoben wird. (Foto: monropic/fotolia)


Mindestens eine halbe Stunde sollte zwischen der Einnahme von ASS und Metamizol liegen. Das empfiehlt die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft bei kardiologischen Patienten. Denn das Pyrazolon steht unter Verdacht, die antithrombozytäre Wirkung von ASS aufzuheben. Ob der Sicherheitsabstand die Interaktion langfristig verhindert, ist noch unklar.

Mehreren Studien zufolge könnte Metamizol die plättchenhemmende Wirkung von ASS aufheben. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AdKÄ) empfiehlt daher, nach der Einnahme von ASS mindestens 30 Minuten zu warten, bevor Metamizol angewendet wird. Der zeitliche Abstand soll dem COX-Hemmer einen Vorsprung für die Thrombozytenaggregation geben.

In der Stellungnahme der AdKÄ wirkt dieser Rat zum 30-minütigen Sicherheitsabstand wie eine Behelfslösung. So schreibt die Kommission „Es ist jedoch unklar, ob und wieweit ein solches Vorgehen potenzielle Interaktionen bei einer längerfristigen Einnahme verhindern kann.“ Zudem solle die Indikation für Metamizol bei Patienten, die ASS zur Kardioprotektion benötigen, kritisch überprüft und die niedrigste wirksame Dosis für den kürzest möglichen Zeitraum verordnet werden.

Datenlage inkonsistent

Die wissenschaftliche Evidenz zu der Interaktion zwischen dem Pyrazolon und ASS ist nicht eindeutig und fußt überwiegend auf kleineren, unkontrollierten Studien. Nach Informationen des deutschen Ärzteblatts stammte der erste Anhaltspunkt für die Interaktion aus einer in-vitro Untersuchung vor 10 Jahren. Seit 2014 steht in der Fachinformation von Metamizol ein Hinweis auf die mögliche Interaktion mit ASS.

Weitere Publikationen aus kleineren Beobachtungsstudien mit kardiologischen Patienten folgten, welche den Verdacht auf die Wechselwirkung erhärteten. In einer Studie an einer kleinen Kohorte von Patienten mit koronarer Herzkrankheit konnten Forscher zeigen, dass der Sicherheitsabstand von 30 Minuten das Ausmaß der Interaktion verringern konnte. Zwei andere Untersuchungen wiederum konnten die Wechselwirkung zwischen ASS und Metamizol nicht bestätigen.

Aus Sicht der AkdÄ sind daher weitere klinische Studien mit größeren Patientenzahlen oder pharmakoepidemiologische Untersuchungen erforderlich, um die Relevanz der möglichen Interaktion evidenzbasiert zu bewerten.  

Vorsicht bei NSAR

Die AkdÄ weist darauf hin, dass die Auswahl an Analgetika für Patienten, die zur Kardioprotektion niedrigdosiertes ASS einnehmen, beschränkt ist. Liegen kardiovaskuläre und zerebrovaskuläre Vorerkrankungen vor, ist bei Diclofenac oder Ibuprofen Vorsicht geboten. Denn nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAR) stehen unter Verdacht, Bluthochdruck, Wassereinlagerungen und kardiovaskuläre Ereignisse zu begünstigen. Zudem verringert auch Ibuprofen, wenn es vor ASS gegeben wird, die thrombozytenaggregationshemmende Wirkung. Für Diclofenac ist das nicht bekannt. 

Dies führt gerade bei Patienten mit chronischen Schmerzen, die aufgrund solcher Vorerkrankungen ASS einnehmen, zum Ausweichen auf Metamizol. Bei chronischen Schmerzen ist das Pyrazolon laut Fachinformation eigentlich nur dann angezeigt, wenn keine therapeutischen Alternativen zur Verfügung stehen. Doch was dann?

Welche Alternativen gibt es?

Die AkdÄ trifft in der Stellungnahme keine Aussage darüber, inwieweit Paracetamol oder schwach-wirksame Opioide als Alternativen eingesetzt werden können. In der Fachinformation von Paracetamol steht, dass die wiederholte Einnahme die Wirkung von Antikoagulanzien verstärken kann. Manche Patienten müssen Antikoagulanzien und Thromozytenaggregationshemmer zeitweise zusammen einnehmen, wie beispielsweise Patienten mit Vorhofflimmern, die einen Stent bekommen haben.

Allerdings erhöht auch ASS alleine die Blutungsneigung. In der Fachinformation von Paracetamol heißt es dazu ferner: „Die gelegentliche Einnahme von Paracetamol hat keine signifikanten Auswirkungen auf die Blutungsneigung.“ Bei leichteren Schmerzen zum vorübergehenden Gebrauch wäre Paracetamol eine Alternative.

In der Fachinformation von Tramadol, das bei stärkeren Schmerzen eingesetzt wird, befindet sich kein Hinweis auf eine Interaktion mit ASS. Allerdings wird das Opioid nicht von jedem vertragen, so gehört Übelkeit zu den häufigen Nebenwirkungen. Ferner können Kreislaufprobleme auftreten.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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