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„WhatsIn my meds“
Apotheker entwirft Arzneimittel-App für Allergiker und Vegetarier
Immer häufiger fragen Patienten in der Apotheke nach bestimmten Inhaltsstoffen in Arzneimitteln, etwa weil sie keine Lactose
vertragen, auf Alkohol verzichten oder Allergien haben. Oft bleibt den
Pharmazeuten dann nichts anderes übrig, als auf den Hersteller zu verweisen.
Apotheker Maximilian Wilke aus Berlin will in dieser
Situation weiterhelfen: Er hat auf eigene Faust eine Medikamenten-App
entwickelt, in der man mobil nach Arzneimitteln suchen kann, die beispielsweise
keine Gelatine oder Fructose enthalten. Seiner Ansicht nach kann die App auch den Apothekern die Offizinarbeit erleichtern.
Es war die Arbeit in der Offizin, die Apotheker Maximilian Wilke auf die Idee seiner am heutigen Mittwoch veröffentlichten Smartphone-App brachte. Der 36-jährige Pharmazeut arbeitet als Angestellter in einer Apotheke in Berlin. Gegenüber DAZ.online erklärte er: „Ich habe eine Weile in einer Apotheke in Berlin-Friedrichshain gearbeitet. Viele der Patienten wollen dort Arzneimittel ohne bestimmte Inhaltsstoffe, zum Beispiel ohne Gluten oder tierische Bestandteile. Eine schnelle und einfache Suche gab es aber nicht. Das wollte ich ändern und so ist die Idee für die App entstanden.“
Wie oft Patienten auf bestimmte Inhaltstoffe in Arzneimitteln verzichten wollen oder müssen, lässt sich nur schwer beziffern. Aber alleine die Zahl der Patienten, die über eine Lactose-, Fructose- oder Glutenintoleranz berichten, steigt stetig an. Mehr als 12 Millionen Menschen geben hierzulande an, an einer Lactoseintoleranz zu leiden. Der Lebensmittelmarkt für Menschen mit solchen Unverträglichkeiten wächst überdurchschnittlich schnell. Allein die Milchindustrie berichtet davon, dass der Umsatz mit lactosefreien Milchprodukten jedes Jahr um etwa 20 Prozent steigt. Warum sollte es dann nicht auch möglich sein herauszufinden, welche Arzneimittel Fructose, Lactose oder Gluten enthalten oder eben nicht enthalten?
Nach der Offizinarbeit an der App gebastelt
Im vergangenen Jahr hat Wilke daher dann seine Arbeit an der Handy-App „WhatsIn my meds“ begonnen. Er gründete ein eigenes Unternehmen, hinterfragte seine Ziele bei anderen Apothekern und Ärzten, erarbeitete mit Informatikern und Experten für mobile Kommunikation ein digitales Konzept, erkundigte sich über Arzneimittel-Datenbanken und trat mit den Herstellern der Arzneimittel in Kontakt. Wilke zur Arbeit an seiner App: „Das war schon ein ganz schöner Kraftakt neben Familie und Arbeit in der Apotheke. Ich hatte das Konzept bereits seit einiger Zeit im Kopf und habe dann meist nach Feierabend und an den Wochenenden daran getüftelt. Meine Frau hat mich bei der Kinderbetreuung entlastet, wo immer es ging. Trotzdem hat sich die Arbeit über Monate hingezogen.“
Seit einigen Tagen ist die Handy-App nun kostenfrei im App-Store zu haben. Die Anwendung ist übersichtlich gestaltet: Unter „Mein Profil“ gibt der Apotheker oder Patient ein, auf welchen Inhaltsstoff er bei der Arzneimittel-Suche verzichten will. Dazu gehören neben den genannten Unverträglichkeiten und den tierischen Produkten etwa auch der Verzicht auf Alkohol, oder die Angabe „Leistungssportler“, also der Ausschluss von Arzneimitteln, die auf der Verbotsliste der Anti-Doping-Agentur Wada stehen. Auch für Menschen mit einer Penicillin- oder einer ASS-Allergie ist die App geeignet.
Suche via Foto, PZN, Name oder Indikation
Sind die Verzichtwünsche im Profil gespeichert, öffnet sich die Datenbank. Den Apothekern und Patienten stehen nun mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, das gewünschte Präparat herauszusuchen. Über ein einfaches Suchfeld lassen sich Wirkstoffnahmen oder Präparatenamen eingeben. Aber auch die Angabe von mehr als 100 Anwendungsgebieten ist möglich, also beispielsweise „Schnupfen“ oder „Fieber“. Für Apotheker ist wichtig, dass auch die Eingabe einer PZN möglich ist. Und: Die App ist mit der Kamera des Handy verbunden und erkennt Barcodes. In der Liste erscheinen nach der Suche alle Medikamente, die die im Profil angekreuzten Inhaltsstoffe nicht enthalten. In einer Merkliste lassen sich zudem Produkte speichern, die man bei einer Suche entdeckt hat.
Wilke nennt seine Erfindung einfach nur „WhatsIn“. Auf die
Frage, warum seine App nicht nur für Patienten, sondern aus seiner Sicht auch
für Apotheker bei der Arbeit in der Offizin helfen kann, erklärt Wilke so: „Wer
zum Beispiel ein lactosefreies Loratadin-Präparat haben will, hat ein Problem.
Keines der Mittel auf dem Markt kommt ohne diesen Zusatzstoff aus. Mit der App
finde ich das in wenigen Sekunden heraus. Ich kann außerdem nach alternativen
Heuschnupfenmitteln suchen und so dem Patienten weiterhelfen.“ Und weiter:
„Auch Fructoseintoleranz ist ein großes Thema. Es gibt Zahlen, nach denen rund
ein Drittel der Deutschen zumindest phasenweise darunter leidet. In vielen
Halsschmerztabletten sind Süßungsmittel enthalten, die bei einer
Fructoseintoleranz mit Vorsicht zu genießen sind.“
Warum hilft die App bei der Arbeit in der Apotheke?
Aus Sicht des Apothekers ist die Beratung von Patienten mit Unverträglichkeiten oder Allergien ein Service, mit dem eine Apotheke auf sich aufmerksam machen kann. „Das kann die Apotheke natürlich als Service nutzen und so Kunden an sich binden. Im Moment geht das auch für Fachpersonal nur mit dem Handy oder dem iPad. Geplant ist aber eine Desktop-Variante für Apotheken.“ Die derzeitige mobile Version von „WhatsIn my meds“ ist kostenlos, geplant ist aber eine Variante mit noch mehr Leistungen, die dann nur noch nach Bezahlung geladen werden kann. Zu den möglichen Erweiterungen erklärte Wilke: „Zum Beispiel die Nutzung in mehreren Sprachen und die Auswahl weiterer Profile. Vorstellbar ist auch die Suche nach teilbaren Arzneimitteln.“
Bei einem bestimmten Verzicht-Wunsch muss allerdings auch „WhatsIn my meds“ immer wieder auf die Hersteller verweisen, nämlich bei der Frage nach tierischen Produkten, also beispielsweise Gelatine. Apotheker Wilke erklärt das so: „Bei manchen Informationen fehlten uns zum Teil Angaben der Hersteller. Um hier keine Rechtsunsicherheit zu haben, und keine falschen Aussagen zu machen, gibt es diesen Hinweis.“
4 Kommentare
Fachliche Fehler
von Dr. Arnulf Diesel am 03.05.2018 um 8:44 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Fachliche Fehler
von Maximilian Wilke am 03.05.2018 um 9:33 Uhr
Bin begeistert!
von Nina Schmitt am 02.05.2018 um 18:42 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Gute Idee!
von Albrecht Bodegger am 02.05.2018 um 18:09 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
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