Katastrophenpharmazie

Apotheker ohne Grenzen: Was Einsatzkräfte wissen müssen

Berlin - 19.04.2018, 09:00 Uhr

Einsatzkräfte lassen sich auch persönlich auf die Menschen vor Ort ein. Dies kann sehr erfüllend aber auch belastend sein. Apotheker Jochen Wenzel (links) mit nepalesischen Kindern. (Foto: Apotheker ohne Grenzen) Fotostrecke

Einsatzkräfte lassen sich auch persönlich auf die Menschen vor Ort ein. Dies kann sehr erfüllend aber auch belastend sein. Apotheker Jochen Wenzel (links) mit nepalesischen Kindern. (Foto: Apotheker ohne Grenzen)


Eine ganz persönliche Entscheidung

Das Seminar am vergangenen Wochenende, das im Anschluss an die AoG-Mitgliederversammlung stattfand, bildet den optionalen Teil des dreiteiligen Trainingsprogramms. Die beiden mehrtägigen Kurse, die in einem Zeltlager unter freien Himmel stattfinden, sind verpflichtend, bevor ein freiwilliger Helfer mit AoG in einen Einsatz geht. Allein das Camping unter einfachen Bedingungen beantwortet dem einen oder anderen Teilnehmer die Frage, ob er sich die Arbeit in einem Katastrophengebiet überhaupt vorstellen kann. 

Apotheker ohne Grenzen
Künftige Einsatzkräfte auf einer Outdoor-Schulung von Apotheker ohne Grenzen

„An Einsätzen teilzunehmen, ist eine ganz persönliche Entscheidung. Jeder sollte sich die Frage stellen: Will ich das überhaupt? Neben dem Fachwissen gehen wir in unseren Schulungen auch auf die psychologischen Aspekte ein und simulieren die Bedingungen vor Ort“, erklärte Dr. Thomas Bergmann, der Mitglied des Vorstandes von AOG und gemeinsam mit Dr. Carina Vetye für die Schulungen verantwortlich ist.


Apotheker ohne Grenzen
Dr. Thomas Bergmann weiß aus langjähriger Trainingserfahrung, welche Fähigkeiten künftige Einsatzkräfte mitbringen müssen.

Nicht jeder sei für einen Einsatz geeignet, so Bergmann. Im Ernstfall müsse der Freiwillige „funktionieren“  und in einem Team arbeiten. Eitelkeiten haben keinen Platz. Bei den Vorbereitungskursen ist zeitweise ein Psychologe anwesend, der angehende Einsatzkräfte berät. Wer sich den belastenden Bedingungen in einer Notfallsituation nicht gewachsen fühlt, für den besteht auch die Möglichkeit in Deutschland aktiv zu werden. So hat AoG beispielsweise die Berliner Stadtmission oder der Ambulanz ohne Grenzen in der Mainzer Zitadelle pharmazeutisch unterstützt.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Katastrophenpharmazie brilliant zusammengefasst

von M. Arlt am 19.04.2018 um 12:14 Uhr

Als ich seinerzeit an einer Schulung der Bundesregierung für Apotheker im Katastropheneinsatz teilnahm, wurde mir erstmalig deutlich vor Augen geführt an welchen "Kleinigkeiten" gut gemeinte Hilfe scheitern kann und an welche persönlichen Grenzen vor Ort tätige Kolleginnen und Kollegen stoßen. Der Artikel arbeitet diese Diametralität in einer bemerkenswerten Qualität auf und ermutigt hoffentlich viele Realistinnen und Realisten sich im Ausland wie auch Inland zu beteiligen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.