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Pilotphase überflüssig?
Der Vereinigung „Cannamedica“, die sich für den medizinischen Einsatz von Cannabis in Luxemburg stark macht und die erst vor etwas mehr als einem Jahr gegründet wurde, geht diese Initiative nicht weit genug.
Es gebe mittlerweile genug medizinische und wissenschaftliche Studien sowie Patientenberichte, die die positive Wirkung auf die Gesundheit belegen, glaubt Cannamedica-Präsident Serge Schneider. Eine Testphase, in der nur Neurologen, Onkologen und Internisten berechtigt seien, es zu verschreiben, hält er deshalb für überflüssig und verweist auf das Nachbarland: „In Deutschland kann jeder Mediziner Cannabis verschreiben, wenn er es für angebracht hält. Das ist der richtige Weg.“
Staatsrat möchte weniger Einschränkungen
Für die Legalisierung des Gebrauchs von Cannabis zu therapeutischen
Zwecken muss das luxemburgische Gesetz über den Verkauf von pharmazeutischen
Substanzen und zur Bekämpfung der Drogenabhängigkeit von 1973 geändert werden. Hierzu hat die Regierung im Januar eine Vorlage in die
Abgeordnetenkammer eingebracht. Der Staatsrat hat zwar nach seiner Stellungnahme
vom 20. März zu dem Entwurf keine grundlegenden Bedenken gegen die Lockerung, macht aber einiges an
Kritik geltend. So sollte die Verschreibung nicht lediglich „spezialisierten
Ärzten“ vorbehalten werden. Dies sei eine Einschränkung der freien
Berufsausübung. Vielmehr sollten alle im Lande zugelassenen Ärzte unter
gewissen Bedingungen die Möglichkeit haben, ihren Patienten Cannabis zu
verschreiben. Auch die Bedingung, dass dies nur bei schwerwiegenden,
lebensbedrohlichen Erkrankungen möglich sein soll, sieht der Rat nicht als
sinnvoll an. Außerdem wird bemängelt, dass nach der aktuellen Vorlage nur vier Krankenhausapotheken
des Landes befugt werden sollen, Cannabis an die Patienten auszugeben.
Gegenwind gibt es auch von der Dachorganisation der Kammern der Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und Psychotherapeuten „Collège médical“. Diese halte die therapeutische Wirkung von Cannabis nach ihrem Gutachten eher für gering, schreibt der Staatsrat in seinem „Avis“. Für den vorgeschlagenen Einsatz bei Patienten mit chronischen Schmerzen, multipler Sklerose oder auch zur Unterdrückung der Übelkeit bei einer Chemotherapie, gebe es bereits bessere Alternativen.
Mehr als die Hälfte der Bürger will komplette Freigabe
Nach einer jüngeren Umfrage des demoskopischen Instituts TNS-Ilres sind 56 Prozent der Luxemburger für eine komplette Legalisierung von Cannabis, das heißt nicht nur für medizinische, sondern auch für Genusszwecke, während 23 Prozent eher oder strikt (18 Prozent) gegen eine solch weitereichende Liberalisierung sind. 38 Prozent befürworten eine Legalisierung, die jedoch an gewisse Regulierungsmaßnahmen gebunden sein sollte.
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