Nahrungsergänzung

Fördern Calciumsupplemente Darmpolypen?

Berlin - 02.03.2018, 09:00 Uhr

Eigentlich vermuteten Experten bisher, dass Calcium und Vitamin D einen chemopräventiven Effekt bezüglich des Darmkrebsrisikos haben. Neue Daten weisen jedoch darauf hin, dass Calcium-Supplemente das Auftreten gezackter Polypen fördern könnten. (Foto: Imago)

Eigentlich vermuteten Experten bisher, dass Calcium und Vitamin D einen chemopräventiven Effekt bezüglich des Darmkrebsrisikos haben. Neue Daten weisen jedoch darauf hin, dass Calcium-Supplemente das Auftreten gezackter Polypen fördern könnten. (Foto: Imago)


Eigentlich wollten die Autoren der Studie, die aktuell im British Medical Journal erschienen ist, herausfinden, ob Calcium- und Vitamin D-Supplementation vor Darmpolypen schützen kann. Die Ergebnisse überraschten jedoch mit dem Gegenteil. So traten bei Personen, die Calcium mit oder ohne zusätzliches Vitamin D eingenommen hatten, in der Nachbeobachtungsphase vermehrt gezackte Polypen auf.

Darmpolypen gelten als mögliche Vorstufe für Kolonkarzinome. Es sind verschiedene Polypenarten bekannt, die potenziell kanzerös werden können. Die häufigste Form ist der adenomatöse Polyp, dessen Wachstum benigne beginnt, sich jedoch auch invasiv und maligne entwickeln kann. Seltener sind die sogenannten gezackten Polypen zu finden. Hier besteht ein bekannter Zusammenhang zur malignen Entwicklung: Für 20 bis 30 Prozent der Darmkrebsfälle sind gezackte Polypen verantwortlich

Studie wollte präventiven Effekt untersuchen

Frühere Untersuchungen wiesen darauf hin, dass die Supplementation mit Calcium und Vitamin D vor dem Wiederauftreten von Darmpolypen schützen könnte. Die Ergebnisse waren jedoch inkonsistent. Eine Forschergruppe der Universität von North Carolina wollte mit ihrer Studie, deren Ergebnisse aktuell im British Medical Journal erschienen sind, die chemopräventive Wirkung von Calcium und Vitamin D auf das Auftreten gezackter Darmpolypen untersuchen.  

Über 2000 Patienten im Alter zwischen 45 und 75 Jahren, bei denen zuvor ein adenomatöser Polyp festgestellt wurde, nahmen an der prospektiven, vierarmigen, doppelblinden Studie teil. Patienten mit einer positiven Familienanamnese für Kolonkarzinome und chronisch entzündliche Darmerkrankungen waren bei der Studie ausgeschlossen.  

Die Studienteilnehmer erhielten in der Behandlungsphase über drei bis fünf Jahre bis zu ihrer nächsten Koloskopie entweder 1200 Milligramm Calcium oder 1000 I.E. Vitamin D alleine, in Kombination oder Placebo. Nach der Zwischenuntersuchung wurden die Supplemente abgesetzt und die Studienteilnehmer für weitere drei bis fünf Jahre weiter beobachtet. Zum Ende der Nachbeobachtungsphase wurden die Patienten erneut koloskopiert.

Mehr gezackte Polypen nach Calcium-Supplementation

Insgesamt traten in der Behandlungsphase bei 565 Patienten gezackte Polypen auf und in der Nachbeobachtungsphase bei 329 Studienteilnehmern. In der Behandlungsphase zeigten sich bei den Zwischenuntersuchungen keine statistischen Unterschiede zwischen den Gruppen. Die Auswertungen der Nachbeobachtungsphase, also in dem Zeitraum nachdem die Patienten ihre Supplemente schon abgesetzt hatten, sorgten jedoch für eine Überraschung.  

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Denn in den Gruppen, die zuvor entweder nur Calcium oder Calcium in Kombination mit Vitamin D eingenommen hatten, traten signifikant mehr gezackte Polypen auf. Die Vitamin-D-Monogruppe zeigte in der letzten Untersuchung keine statistisch auffällige Häufung. Weitere Subgruppenauswertungen der beiden Calcium-Arme zeigten, dass Frauen und Raucher ein besonders hohes Risiko hatten, gezackte Darmpolypen zu entwickeln.   

Calciumpräparate zur Nahrungsergänzung sind nicht nur in der amerikanischen Bevölkerung sehr verbreitet. Sollte diese tatsächlich das Risiko für Darmpolypen erhöhen, hätte dies nach Ansicht der Autoren „wichtige Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit“. Die Forscher empfehlen weitere Studien, um den neuen Zusammenhang zu bestätigen, der zuvor in die gegenteilige Richtung vermutet wurde. Bis dahin sollten aus ihrer Sicht Raucher und weiblichen Patienten, die in ihrer Vorgeschichte präkanzeröse Polypen entwickelt hatten, eine Calcium-Supplementation vermeiden.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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