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Bei Jugendlichen
Experten warnen vor Psychosen unter Cannabis
Viele Prominente machen kein Hehl daraus, dass sie zum Abschalten oder um ihre Kreativität zu fördern kiffen. In einer aktuellen YouGov-Umfrage zeigen sich die Menschen in Deutschland kritischer: Nur vier Prozent der Befragten halten Cannabis für harmlos. Auch Experten warnen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur vor der heftigen Rauschwirkung heutiger Züchtungen mit extrem hohem THC-gehalt und den Folgen für junge Konsumenten.
In den USA werden spätestens seit der Freigabe von Cannabis in mehreren Bundesstaaten nicht mehr nur die Reggae-Legende Bob Marley und Rapper wie Snoop Dogg mit Gras in Verbindung gebracht. Schauspielerin Jennifer Lawrence zum Beispiel ging schon einmal bekifft zu einer Oscar-Verleihung, wie sie sagte. Musiker John Mayer bekannte, inzwischen Cannabis dem Alkohol vorzuziehen – dadurch sei seine Lebensqualität gestiegen.
Ob das die zumeist jungen Patienten von Psychiater Andreas Bechdolf auch von sich behaupten können? Vermutlich nicht – denn sie hören Stimmen oder fühlen sich verfolgt. Um die Angstgefühle in den Griff zu bekommen, kiffen manche Betroffene weiter. Die Wahnvorstellungen treten nicht zwangsläufig nur ein, wenn die Konsumenten gerade high sind, sie sind manchmal auch eine Spätfolge nach einer Phase regelmäßigen Konsums, wie Bechdolf sagt. Er ist Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Vivantes-Klinikum in Kreuzberg und behandelt mit Kollegen pro Jahr bis zu 900 Menschen mit psychotischen Symptomen. Etwa 80 Prozent derer, die zum ersten Mal Hilfe im Frühinterventionszentrum „FRITZ“ des Klinikums suchen, wiesen einen relevanten Cannabis-Konsum auf.
Für einzelne Menschen kann Kiffen negative Folgen haben
Bechdolf gehört dennoch nicht zu den Experten, die Cannabis generell verteufeln: „Für einzelne Menschen, die mit Psychosen zu tun haben, hat der Konsum sehr negative Folgen, sie sollten es unbedingt lassen. Und für andere ist es unproblematisch“, sagt er. Diese Differenzierung sei Jugendlichen in der Prävention, aber auch den Betroffenen sehr schwer zu vermitteln, sagt Bechdolf.
Der Psychiater erzählt von Konsumenten, die bereits im Hier und Jetzt deutlich negativ beeinträchtigt sind, ohne selbst wahrzunehmen, dass ihre Probleme etwa in der Schule im Cannabis-Konsum wurzeln. „Sie können sich schlechter konzentrieren, haben häufig mit der Stimmung Probleme, sind niedergedrückt. Angststörungen und Depressionen kommen häufiger vor.“ Wer als Jugendlicher ans Kiffen gewöhnt ist, lernt nach seiner Einschätzung oft nicht, mit unangenehmen Gefühlen umzugehen und Konflikte zu bewältigen. Die einzige erlernte Möglichkeit, um die eigene Stimmung zu regulieren, sei das Kiffen.
Sorgen bereiten dem Mediziner zudem jene Konsumenten, die vor dem 15., 16. Lebensjahr mit dem Kiffen anfangen. „Die haben ein bis zu sechsfach erhöhtes Risiko, hinterher an einer Psychose zu erkranken“, sagt Bechdolf. Hintergrund ist, dass der Stoffwechsel im Gehirn durcheinandergerät. Auch Stress, Konflikte und die genetische Veranlagung spielen beim Entstehen von Psychosen eine Rolle.
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