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Walter Oberhänsli zum Rx-Versandverbot
„Wir werden juristisch alles ausschöpfen“
Die Große Koalition will sich fürs Versandverbot verschreibungspflichtiger Arzneimittel einsetzen – diese Nachricht setzte am Mittwochnachmittag dem Aktienkurs der Zur Rose Group AG deutlich zu. Von dieser politischen Absicht sei er überrascht worden, räumte Walter Oberhänsli, Chef von Zur Rose und DocMorris, ein, der als Überraschungsgast zum BVDAK-Kooperationsgipfel eingeladen war. „Aber wir werden juristisch dagegen vorgehen“, ließ er wissen.
Das Unternehmen Zur Rose baut seit dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung verstärkt darauf, in Zukunft den Rx-Versand und die Belieferung von Rezepten auszubauen. Mit Boni- und Rabattzahlungen versucht man, Patienten zu gewinnen, die ihre Rezepte an das Versandhaus schicken. Mit einer breit angelegten Werbekampagne will sich der Arzneiversender DocMorris derzeit als zukunftsgerichtet, als fortschrittlich und als „Apotheke“ positionieren. Die Strategie von Zur Rose geht daher eindeutig in Richtung Ausbau des Rx-Geschäftes. Deshalb ist es für Oberhänsli klar, alle juristischen Möglichkeiten auszuschöpfen, das Rx-Versandverbot zu verhindern.
„Schwer abzuschätzen“, ob es kommt
Für den Chef von Zur Rose bleibt es trotz der politischen Absichten in Deutschland aber „schwer abzuschätzen“, ob das Rx-Versandverbot letztendlich kommen wird. Bis zur Abschaffung des Rx-Versands sei es noch ein weiter Weg. Oberhänsli zeigte sich nach wie vor davon überzeugt, dass ein Versandverbot verfassungswidrig ist, wie es auch Verfassungsrechtler immer wieder gesagt haben. Dennoch, eine gewisse Nervosität merkte man dem Manager an.
Und was ist Plan B, wenn das Rx-Versandverbot tatsächlich kommt? Klar, „Plan B ist für uns dann der OTC-Versand. Das werden wir befeuern, das werden wir ausbauen“, so der Manager. Schon heute liegt der Marktanteil des Versandhandels für OTC bei rund 15 Prozent. Nachdem Zur Rose in den letzten Monaten zwei Versandapotheken hinzukaufte, schloss Oberhänsli nicht aus, weitere Versender zu übernehmen.
Fortschritt lässt sich nicht aufhalten
Wie schätzt er die Bedrohung durch Amazon ein? Was ist, wenn Amazon in das Arzneiversandgeschäft in großem Stil einsteigt? Auch das sei nur schwer zu beurteilen, meinte der gelernte Jurist Oberhänsli. Er sehe Amazon noch nicht ante portas, zudem habe der Versandhändler noch andere Felder zu bearbeiten. Für die Schweizer Apotheken sieht Oberhänsli allerdings wenig Gefahren, denn die hätten sich in den letzten Jahren gut aufgestellt, indem sie beispielsweise in die niedrigschwellige medizinische Versorgung eingestiegen sind und auch Impfungen in den Apotheken durchführen.
Nach Ansicht des Zur Rose-Managers würden es die Bürger kaum verstehen, wenn es verboten würde, verschreibungspflichtige Arzneimittel bei einer Versandapotheke einzulösen. Der Fortschritt lasse sich nicht aufhalten. Gerade beim elektronischen Rezept sehe er großen Handlungsbedarf, so Oberhänsli. Der Verbraucher möchte sein E-Rezept von Zuhause aus an eine Versandapotheke schicken können.
Relevantes Gutachten und Mehrwertsteuer
Von „Relevanz“ ist für ihn auch das Honorargutachten, das festgestellt habe, dass der Versandhandel die flächendeckende Versorgung nicht gefährde. Allerdings räumte er ein, dass er das im Gutachten errechnete niedrigere Apothekenhonorar weniger gut findet.
In der Diskussionsrunde auf dem Kooperationsgipfel fragte Sanacorp-Vorstand Frank Hennings, wie es denn um die ordnungsgemäße GDP-konforme Auslieferung von Arzneimitteln bei DocMorris bestellt sei. Das sei „sehr relevant“ für das Unternehmen, „auf Qualität legen wir großen Wert, ich glaube, da gibt es keinen Nachholbedarf für uns, die Vorgaben werden eingehalten“, konterte Oberhänsli.
Weniger forsch und auskunftsfreudig zeigte sich Oberhänsli bei der Frage von Karl-Rudolf Mattenklotz, dem früheren Präsidenten der Apothekerkammer Nordrhein, ob und wie viel Mehrwertsteuer DocMorris beim Versand von OTC-Arzneimitteln nach Deutschland zahle. „Ich weiß es nicht“, so der Zur Rose-Manager, „wie hoch und wie viel, aber wir zahlen Mehrwertsteuer“, war seine Antwort. Mattenklotz legte nach und warf ihm vor, keine oder nur die niedrigere niederländische Mehrwertsteuer zu zahlen. Das sei falsch, so Oberhänsli, das Unternehmen zahle die „reguläre Mehrwertsteuer“.
4 Kommentare
Bricht Kapital die Politik ?!
von Ratatosk am 08.02.2018 um 18:35 Uhr
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Was immer vergessen wird..
von Hubert Kaps am 08.02.2018 um 10:19 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Was immer vergessen wird
von Hubert Kaps am 08.02.2018 um 10:21 Uhr
RX Versandverbot
von Peter Lahr am 08.02.2018 um 10:01 Uhr
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