Rx-Versandverbot

Aktienkurse der EU-Versender brechen ein

Berlin - 08.02.2018, 12:30 Uhr

Herbe Verluste: Die Aktienkurse von Zur Rose und der Shop Apotheke brachen am gestrigen Mittwoch ein. (Foto: Imago)

Herbe Verluste: Die Aktienkurse von Zur Rose und der Shop Apotheke brachen am gestrigen Mittwoch ein. (Foto: Imago)


Die Ankündigung von Union und SPD, in dieser Legislaturperiode das Rx-Versandverbot umzusetzen, hinterlässt Spuren bei den EU-Versendern. Die Aktienkurse der DocMorris-Muttergesellschaft Zur Rose aus der Schweiz und der Shop Apotheke sind schon am gestrigen Mittwoch innerhlab weniger Stunden auf Talfahrt gegangen und verloren im zweistelligen Prozentbereich.

Noch ist nicht klar, ob es überhaupt eine Große Koalition geben wird: Schließlich müssen mehr als 400.000 SPD-Mitglieder in den kommenden Wochen erst darüber abstimmen, ob sie den ausgehandelten Koalitionsvertrag gutheißen. Spricht sich die Mehrheit für eine Neuauflage der „GroKo“ aus, wollen die drei Parteien in der Gesundheitspolitik aber eine für die Apotheker sehr wichtige Maßnahme umsetzen: das Rx-Versandverbot. Kurz und knapp ist im etwa 170-seitigen Papier ein „Einsatz“ für das Verbot vorgesehen.

Die Versandapotheken reagierten verärgert. Der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) meint, dass noch „Spielraum“ sei und findet die Formulierung „nicht eindeutig“. Auf dem BVDAK-Kooperationsgipfel in München erklärte Walter Oberhänsli, Chef der DocMorris-Muttergesellschaft Zur Rose, am gestrigen Mittwoch, dass man juristisch „alles ausschöpfen“ werde. Auch in einer Pressemitteilung kündigte Zur Rose juristische Schritte im Falle eines Verbotes an.

Obwohl es das Verbot noch gar nicht gibt, müssen die großen Versandkonzerne aber schon jetzt darunter leiden. Denn die Aktienkurse der auf OTC spezialisierten Versandapotheke Shop Apotheke sowie der Zur Rose-Kurs gingen gestern auf Talfahrt. Die Shop Apotheke-Aktie sank am gestrigen Mittwoch um mehr als 20 Prozent. Am heutigen Donnerstag stabilisierte sich der Kurs wieder, er liegt aber weiterhin bei etwa 34 Euro pro Aktie. In der vergangenen Woche sank der Kurs insgesamt um 27 Prozent. Medienberichten zufolge hat jetzt zumindest die Commerzbank ihre Empfehlung zur Shop Apotheke-Aktie von "Buy" auf "Hold" zurückgestuft.

Zur Rose: Von 149 Franken auf nunmehr 104 Franken

Beim DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose sieht es zwar nicht ganz so schlimm aus, aber auch hier sind heftige Kurseinbußen zu verzeichnen. Der Kurs hatte sich zuletzt wieder etwas erholt und stand am 6. Februar noch bei etwa 127 Schweizer Franken. Auch der Mittwoch startete eigentlich nicht schlecht für die Zur Rose-Aktie – der Kurs lag bei 129 Franken. Innerhalb von zwei Stunden kam dann allerdings der Einbruch – schon um 16:42 Uhr stand neben der Zur Rose Aktie nur noch eine 108. Und auch am heutigen Donnerstag ging der Sinkflug weiter. Zur Stunde liegt die Aktie bei etwa 104 Franken, was einem Tagesminus von etwa 7 Prozent entspricht. Im letzten Monat hat die Zur Rose-Aktie somit insgesamt mehr als 14 Prozent einbüßen müssen.

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Versandapotheken-Aktien unter Druck

Doch auch schon zuvor hatten die Aktien der beiden EU-Versender kräftig unter Druck gestanden. DAZ.online hatte bereits im Dezember über Kursverluste  berichtet. Bei der Shop Apotheke war die wesentliche Ursache damals der Verkauf von insgesamt 806.000 Aktien der Shop Apotheke. 120.000 Stück davon stammten nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg vom Vorstandschef und Mitgründer Michael Köhler, weitere 686.000 seien durch ein Konsortium veräußert worden, das die Aktien im Rahmen des Börsengangs im vergangenen Jahr erhalten hatte. Auch beim Schweizer Wettbewerber Zur Rose zeigt die Aktiennotierung seit dem Börsengang im vergangenen Sommer tendenziell nach unten. Gestartet war die Aktie mit rund 149 Schweizer Franken.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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