Kommentar zur ABDA-Informationspolitik

Schreiben statt Schweigen

Süsel - 19.01.2018, 12:50 Uhr

Die ABDA will das Honorar-Gutachten totschweigen. In einem Kommentar meint DAZ-Redakteur Thomas Müller-Bohn allerdings, dass es viel wichtiger wäre, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen und das Papier inhaltlich zu schlagen. (Foto: Picture Alliance)

Die ABDA will das Honorar-Gutachten totschweigen. In einem Kommentar meint DAZ-Redakteur Thomas Müller-Bohn allerdings, dass es viel wichtiger wäre, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen und das Papier inhaltlich zu schlagen. (Foto: Picture Alliance)


Soll man über das Gutachten zur Apothekenhonorierung sprechen oder soll man es totschweigen, wie ABDA-Präsident Friedemann Schmidt meint? Schweigen hilft auf die Dauer nicht weiter, sondern nur eine sorgfältige Analyse, entgegnet Thomas Müller-Bohn in einem Kommentar.

Die ABDA möchte die Inhalte des Honorar-Gutachtens, das im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellt wurde, nicht öffentlich diskutieren. Wenn man sich mit einzelnen Vorschlägen auseinandersetze, sei man schon mitten in einer Diskussion, die die ABDA nicht führen wolle. So hat es ABDA-Präsident Friedemann Schmidt beim Pharmacon in Schladming erklärt. 

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Dies kann auch als Kritik an der DAZ und an DAZ.online verstanden werden, die sich intensiv mit dem Gutachten auseinandersetzen. Machen wir mit unserer detaillierten Kritik am Gutachten das Thema erst salonfähig? Schadet es den Apothekern, wenn wir genau nachweisen, wo und warum die Gutachter am System vorbei argumentieren und welche Argumente sie übersehen? - Nein, meine ich. Im Gegenteil, wir müssen diese Diskussion führen.

Denn das Gutachten ist da und jeder, der seine Position davon bestätigt sieht, wird sich künftig dort mit Argumenten bedienen - auch wenn diese noch so weit von der Apothekenrealität entfernt liegen. Dass hochrangige Politiker sich bisher nicht zum Gutachten geäußert haben, bedeutet derzeit gar nichts. Denn die Politiker sind mit der Regierungsbildung beschäftigt und haben andere Themen und Sorgen.

Krankenkassen verwenden das Gutachten

Dagegen sind Krankenkassenvertreter durchaus schon auf das Gutachten eingegangen, beispielsweise der stellvertretende Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg, in seiner Positionierung zum neuen Jahr in DAZ 2018, Nr. 1, S. 19. Selbst wenn ein neuer Bundeswirtschaftsminister das Gutachten ignorieren sollte, werden die Krankenkassen das nicht tun. Vielmehr droht den Apothekern, dass ihnen bei jeder künftigen Honorarforderung das Gutachten vorgehalten wird.

Sorgfältige Analysen nötig

Es sei denn, es gelingt uns genau nachzuweisen, warum die Argumentationsweise des Gutachtens an den gestellten Fragen und an der Apothekenrealität vorbeigeht. Es reicht nicht zu sagen, dass es uns nicht gefällt. Wir müssen zeigen, warum es unhaltbar ist. Gegen das Gutachten sprechen pharmazeutische, betriebswirtschaftliche, gesundheitsökonomische und juristische Gründe. Viele davon wurden bereits in Beiträgen in der DAZ und bei DAZ.online angesprochen. Einige müssen noch genauer betrachtet werden und dies wird demnächst geschehen. Das dient nicht nur der Argumentation gegen das Gutachten, sondern auch der Suche nach neuen Antworten auf die Honorarfrage. Denn gerade weil das Gutachten die offenen Fragen nicht beantwortet, wird diese Diskussion weitergehen. Die Apotheker werden mit ihren Positionen dabei nur Gehör finden, wenn sie ihre Argumente verständlich und transparent darstellen. Doch dazu muss zu allererst genau gezeigt werden, warum das Gutachten seine Aufgabe nicht erfüllt - und das muss so deutlich geschehen, dass es auch die Kritiker der Apotheken einsehen.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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15 Kommentare

Zu kurz gedacht....

von gabriela aures am 20.01.2018 um 11:36 Uhr

...wenn man ABDA-seitig von den „fehlenden Ansprechpartnern“ ausgeht.
MinisterInnen sind nicht primär die, die Vorlagen ausarbeiten, sondern ein ganzer Stab an Mitarbeitern in ihren Ministerien.
Und diese „grauen Eminenzen“ werden nicht in jeder Legislatur dem Parteibuch entsprechend ausgewechselt.

Wird nicht gerne die Anekdote erzählt, wie sich Daniel Bahr über die Flure „seines“ BMG schlich, damit er von den alten Mitarbeitern aus Ulla‘s Zeiten nicht gemobbt wurde ?

Also : es GIBT die richtigen Ansprechpartner !
Ein Photo mit Minister Gröhe macht sich halt besser im persönlichen Jahresbuch ....

Noch eine Anmerkung zur Erklärung von FS, daß in den 3…letzten Quartalen ausreichend viele Apotheken gut verkäuflich waren:
Ja, aber zu welchem Preis und wohin entwickeln sich die Preise ?
Die Preise verfallen zusehends und wer möchte oder kann schon über Jahrzehnte die Finanzierung einer „großen Bude“ riskieren, wenn die Aussichten mehr als unsicher sind ?
Ist mir leider am Donnerstag nicht eingefallen und ich hätte vermutlich sowieso keine Redezeit mehr gehabt....

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Zukunft erleiden

von Christian Springob am 20.01.2018 um 10:22 Uhr

Dank der ABDA, die hoch zu Ross die Bodenhaftung verloren hat, erleiden wir seit vielen Jahren die Zukunft anstatt sie zu gestalten. Das ist traurig und frustrierend.

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Grundwissen für „Präsidenten“ ...

von Christian Timme am 19.01.2018 um 21:16 Uhr

Dem „Gift“ ist es egal ob und von wem es ignoriert wird ... es wirkt einfach ... und die gewählte „Dosierung“ war vollkommen ausreichend.

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Gutachten

von Markus Junker am 19.01.2018 um 19:44 Uhr

Wie schon von oben gesagt, ein Nichtkommentieren gilt als Zustimmung, zumindest als Ignoranz. Und daß die Krankenkassen dieses Gutachten benutzen, liegt auf der Hand. Warum also schweigen?
Wenn das so in die Tat umgesetzt würde wie das Gutachten empfiehlt, wäre das mehr als schlimm.
Selbst wenn man am Gutachten nichts mehr ändern könnte, auch dann wäre noch eine sehr engagierte Gegenrede dazu absolut notwendig. Man darf sich so etwas nicht widerspruchslos gefallen lassen!! Stellen wir uns doch einmal vor, wie Herr Dr. Montgomery toben würde, wenn den Ärzten ein Gutachten mit vergleichbar verheerenden Aussichten präsentiert würde! Und er hätte zumindest einen Teilerfolg damit.
Mit Leisetreterei hat noch niemand Erfolg auf der politischen Bühne gehabt.

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Zukunft

von Bernd Jas am 19.01.2018 um 19:05 Uhr

Am 17.2. findet in Bonn der 10. Zukunftskongress statt, da gibt es dann reichlich Gelegenheit und Zeit sich dazu auszuschweigen.
Ich schlage schon mal eine digitale Schweigeminute für die ABDA zur Ausblendung des Themas vor.

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Schweigen statt Schreiben

von Dr.Diefenbach am 19.01.2018 um 18:58 Uhr

Also DAS ist aber ein ganz schlechter Standpunkt.NICHT zu reden.Hier zerpflücken Leute,die offenbar beredtes Interesse am Untergang der öffentlichen Apotheke in der heutigen Form haben,mit Zahlen aus dem Gutachten unsere Existenzgrundlage;und DA soll geschwiegen werden???Seit Wochen warte ich nach einem klaren Bekenntnis von FS(diese Videobotschaft meine ich) auf Fortsetzung in aller Deutlichkeit.Überhaupt warte ich mal darauf,dass Leute wie ein Herr Tisch oder Herr Dr.Schmitz,die ja nun sehr gut entlohnt werden(UNSERE Beiträge) Position beziehen.Wie dieses Gutachten rechtlich,wirtschaftlich zu bewerten ist.Leider gibt es nichts.Es war auch früher so,dass unser elendes Schweigen zu existenziellen Dingen jede Menge Nachteile brachte.Oder glauben unsere Hauptamtlichen,an denen ich jede Menge Kritik in der Sache Gutachtenstatements übe,mit Stillhalten gewinnt man??Wie naiv geht man mit EU-entwicklungen,mit der Neigung in der Gesellschaft,"alles"digital zu tun(somit auch Versand und SOMIT auch als Querspange völlig andere Vergütungen) in der hauptamtlichen GF eigentlich um?Nochmal:Die Berufsöffentlichkeit gehört umfassend informiert.Jetzt.Nicht "danach".Und ganzseitige Anzeigen von Doc morris mögen ja nicht viel bewirken(zB FAZ),aber hier werden RICHTUNGEN!!!! eingeschlagen.Ich jedenfalls kenne keinen Stand,der sich derart abqualifizieren lässt,von Hermännern und Stackelbergs mit abstrusen Versorgungsvorstellungen,wie die Pharmazeuten !Und dass sicher Tausende KollegInnen Angst um ihre Arbeit haben(stellvertretend gebe ich mal die Worte von Frau Patzelt wieder),dass muss doch im Haupthaus in Berlin Wirkung zeigen-wenn nicht:Dann sollte man am Apotag mal einen Antrag zu verändernden Massnahmen .....stellen.Ich danke Herrn Dr.Müller-Bohn und anderen sehr für Betrachtungen und Beleuchtungen-denn wie soll man Politik in Parteien führen,wenn einem Diskussionssubstanz fehlt!?

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Wo ist der ABDA-TMB?

von Wagner am 19.01.2018 um 18:45 Uhr

Warum hat die ABDA keinen Thomas Müller Bohn?

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: Wo ist der ABDA-TMB

von Bernd Jas am 19.01.2018 um 18:54 Uhr

Weil die ABDA nicht als Manifest der Apotheke denkt;Thomas Müller Bohn schon.

AW: Das Prinzip Apotheke

von Christian Rotta am 19.01.2018 um 19:01 Uhr

Ja, so viel Werbung des Verlegers sei erlaubt: Ein tolles Buch von Müller-Bohn: Das Prinzip Apotheke - Ein Manifest, Hirzel Verlag, Stuttgart. Die ausführliche Fassung gibt's auch als E-Book.

https://www.deutscher-apotheker-verlag.de/shop/produkt/9783777625607/das-prinzip-apotheke

AW: Wo ist der ABDA-TMB ... den keiner braucht ... weil ...

von Christian Timme am 19.01.2018 um 22:30 Uhr

Für was einen ABDA-TMB wenn „das Original“ zur Verfügung steht?

Aktion statt Reaktion!

von Ann-Katrin Kossendey-Koch am 19.01.2018 um 16:25 Uhr

Dieses unsägliche Gutachten muss nicht nur öffentlichkeitswirksam demontiert und zerlegt werden, es müssen vor allem schnellstens (eigentlich hätte das schon längst passieren müssen) ein eigener Vorschlag zur angemessenen Honorierung der Apotheker kommen. Wer, wenn nicht wir selber, sollte am besten wissen, wie unsere Leistungen zu bewerten sind? Warum wird von der ABDA immer nur geschwiegen oder reagiert? Wir brauchen konstruktive Vorschläge und kein schmollendes Schweigen.

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TMB

von Christian Giese am 19.01.2018 um 15:38 Uhr

TMB for president!

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Meine Meinung

von Karl Friedrich Müller am 19.01.2018 um 14:56 Uhr

wenn die ABDA nicht auf das Gutachten reagiert, gilt es als akzeptiert. (Vor allem bei Politik und Kassen entstünde der Eindruck)
Das wäre der Supergau.

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ABDA

von Dieter Dosquet am 19.01.2018 um 14:28 Uhr

gibt es eigentlich eine erfolgreichere Berufsvertretung in Deutschland als die ABDA? Haben etwa irgendwelche anderen, seien es auch Gewerkschaften, etwa in den letzten 15 Jahren, mehr Einkommen für die Vertretenen, erwirkt? Wonach und woran messen sich die "Unter den Linden"Vertreter eigentlich?

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Im Gegenteil

von Christiane Patzelt am 19.01.2018 um 13:34 Uhr

Werter Herr Müller-Bohn,

Ihr Statement zum Gutachten war doch Spitze! Es hat mir als InhaberIn doch die Zahlengrundlage für die erlebte Geschäftsgrundlage gegeben! Somit bin ich als unmittelbar von Honorarkürzungen Betroffene auf der sicheren Seite, dass mir mehr Geld als weniger Geld zusteht! Ich an Ihrer Stelle würde das Schweigen der ABDA nicht als Kritik an Ihrer Ausführung zum 2hm-Gutachten sehen, seien Sie sich sicher, wir LeserInnen sind Ihnen mehr als dankbar für diese Gegendarstellung!

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