WDR-Apothekentest

Apotheken schlagen Versender bei Erkältungsmitteln

Stuttgart - 17.01.2018, 11:15 Uhr

Zwölf Vor-Ort-Apotheken und sechs Versandapotheken wurden im WDR-Test untersucht. (Foto: screenshot wdr.de)

Zwölf Vor-Ort-Apotheken und sechs Versandapotheken wurden im WDR-Test untersucht. (Foto: screenshot wdr.de)


„Apotheken vor Ort sind der Gesamtsieger“

Die gleichen vier Arzneimittel wurden bei den sechs Versandapotheken Apo-rot, DocMorris, Europa Apotheek, Medikamente-per-Klick, Medpex sowie Shop Apotheke bestellt. Auch hier wollten die Tester wissen, ob die Versender auf Risiken und Interaktionen hinweisen – und zwar sowohl beim Bestellen als auch in Form von mitgelieferten Warnhinweisen. Das Ergebnis war durchwachsen. Lediglich Medpex warnte schon während des Bestellvorgangs vor einer möglichen Paracetamol-Überdosierung.

Auch bei der Lieferung konnten nur zwei Versender mit ausreichenden Informationen überzeugen. Medikamente-per-Klick rechtfertige sich auf Nachfrage des WDR, dass es sich bei der Bestellung um eine haushaltsübliche Menge handelt und daher kein begründeter Handlungsbedarf bestehe, einen Infozettel beizulegen. In der Gesamtwertung der Versandapotheken erhielten nur Medpex und die Europa Apotheek ein positives Testresultat. Das einzige Kriterium, bei dem die Versender gegenüber den Vor-Ort-Apotheken punkten konnten, war der Preis. Die vier Arzneimittel waren in der günstigsten Vor-Ort-Apotheker immer noch teurer als in als in der teuersten Versandapotheke.

„Apotheken vor Ort sind der Gesamtsieger“

Einen bei Apothekentests üblichen Arzneimittelexperten zog der WDR nicht zu Rate. Am Ende der Sendung bewerteten die beiden Testkäufer ihre Erfahrungen mit den Apotheken. Trotz einiger Schwächen waren sie insgesamt zufrieden mit der Beratung. Dabei hoben beide hervor, dass sie sich in den Apotheken vor Ort am besten beraten gefühlt haben. „Gesamtsieger sind die Apotheken vor Ort“. Da sich eine Apotheke als „schwarzes Schaf“ erwies, appellierte der WDR zum Schluss an die Eigenverantwortung der Kunden und regte sie dazu an, aktiv die Beratung einzufordern.

Beratung häufig in der Kritik

Die Ergebnisse und Rückschlüsse des WDR stehen im Gegensatz zu den üblichen Apothekentests in öffentlichen Medien. Vor allem wenn Fernsehsender und Zeitungen die Beratungsleistung zu Themen wie Reisemedikation oder eben Erkältung untersuchen, kommen die Apotheken häufig nicht gut weg. Oft wird kritisiert, dass Apotheken unnötige Arzneimittel verkaufen und die Kunden somit abzocken. Problematisch ist bei den Tests häufig, dass nur eine Beratung auf Basis wissenschaftlicher Evidenz erwartet wird, während es in der Apothekenpraxis auch oft darum geht, den Wünschen und Erwartungen der Kunden nachzukommen.



Dr. Mathias Schneider, Apotheker, Volontär DAZ
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

WDR APO-Test für Erkältungskrankheiten

von Heiko Barz am 18.01.2018 um 12:27 Uhr

Welch ein Ergebnis!
Erkältungskrankheiten sind ad hoc zu bekämpfen. Wenn nicht die unberechenbare Lieferzeit der "Versender" im Wege stünde, würden Großteile unserer Internetbestellfreaks mit Sicherheit diese Situation preislich für sich nutzen. Dass diese Generation auf Beratung gesondert Wert legt, halte ich für übertrieben. Sprüche wie: "labern Sie mich nicht voll" sind nicht selten!
Wir sollten doch nicht nur bei diesem Themenbereich ausschließlich dem allwissenden Bremer Professor und seinen "ausgewogenen" Gesundheitstipps folgen! Ha, ha!

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WDR Apo Test

von C. Lindinger am 17.01.2018 um 18:18 Uhr

Dass ich das noch erleben darf- über vor-Ort-Apotheken wird positiv berichtet.

Was ich mich dennoch frage, welche vereinzelte Apotheke(nleitung) immer noch nicht kapiert hat, dass kommentarlose (Nicht)Beratung einfach gar nicht mehr geht.
Natürlich NIE ging!

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