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Die Impfraten in Deutschland lassen zu wünschen übrig. Immer wieder wird darüber diskutiert, eine Impfpflicht einzuführen oder weitere Berufsgruppen zu befähigen, Impfungen anzubieten. Auch in der Apothekerschaft ist das Thema im Gespräch. In unserer DAZ-Rubrik „Pro & Kontra“ möchten wir sowohl die eine als auch die andere Seite zu Wort kommen lassen. Unsere Leser haben hier die Möglichkeit abzustimmen und ihre Meinung zu vertreten.
2015 wurde in der Schweiz das Impfen in der Apotheke unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Weisen Apotheker durch eine mehrtägige Schulung und regelmäßige Fortbildung ihre Eignung vor, erhalten sie einen Ausweis, der sie zum Impfen befähigt. Mehr als 500 Apotheken in 18 Kantonen unseres Nachbarlandes bieten diese besondere Dienstleistung an.
Doch auch in anderen Ländern steht das Impfen ohne Rezept und direkt in der Offizin mittlerweile auf der Tagesordnung: In Großbritannien, Irland, Portugal, USA, Kanada oder Australien können die Patienten ihre Impfungen gegen Grippe oder FSME direkt von ihrem Apotheker erhalten.
Man beobachtet sogar, dass sich die Impfraten in diesen Ländern dadurch positiv entwickelt haben: Die Akzeptanz und Verfügbarkeit von Impfungen nimmt zu. So ist beispielsweise die Anzahl der US-Amerikaner, die in Apotheken eine Grippeimpfung bekamen, von 2015 auf 2016 um rund ein Viertel gewachsen. Prof. Robert Steffen aus der Schweiz stellt fest: „Für Erwachsene ohne wesentliche gesundheitliche Störungen ist das Impfen in der Apotheke ebenso sicher wie in der Arztpraxis.“ Sind die Apotheker in Deutschland also gut beraten, wenn sie diese Kompetenz für sich einfordern? Als Befürworter und Vertreter für die Pro-Seite lassen wir Christian Roth zu Wort kommen. Dagegen spricht Christoph Gulde und ist der Vertreter für die Kontra-Seite.
Pro
„Mehr Mut zum pharmazeutischen Selbstvertrauen“
Christian Roth hat Ende letzten Jahres die Approbation als Apotheker erhalten und ist amtierender Präsident der Internationalen Vereinigung der Pharmaziestudierenden IPSF. Er würde sich wünschen, wenn die Apotheker in Zukunft bei Themen wie Impfen mehr eingebunden werden.
Roth weist darauf hin, dass es in Deutschland immer wieder Debatten über eine Impfpflicht gebe. Doch von solchen „radikalen Ansätzen“ rät er ab, denn der Patient wolle selbstbestimmt und mündig bleiben. Statt einer Bevormundung spricht er sich dafür aus, die Fachexpertise der Pharmazeuten zu nutzen und der Bevölkerung einen niederschwelligen Zugang zur Impfung anzubieten. Dies stelle die effektivste Prävention des Einzelnen dar und diene letztendlich dem Schutz aller. Außerdem würden Praxen und Kliniken entlastet. „Reviews zeigen eine Erhöhung der Inanspruchnahme von Impfungen durch Einbezug der Apotheker in beratender, unterstützender oder verabreichender Tätigkeit“, fasst Roth zusammen. Man solle die Erfahrungen aus anderen Ländern, in denen Apotheker bereits heute impfen dürfen, aktiv nutzen. Der Jungapotheker erinnert an vergleichbare Entwicklungen in der Vergangenheit: „Waren der Aufschrei und die Bedenken einst groß, zählen Blutdruckmessungen heute zu den allgemeinen Dienstleistungen in der Offizin.“
Kontra
„Es gibt viel Wichtigeres in der heutigen und zukünftigen Arzneimittelversorgung“
Rein handwerklich könnten Apotheker mindestens so gut impfen wie eine Praxismitarbeiterin mit entsprechender Qualifikation. Für Apotheker Christoph Gulde, Inhaber der Solitude-Apotheke in Stuttgart und Vizepräsident des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg, geht es nicht um die Frage des „Könnens“, sondern eher darum, ob in den Apotheken wirklich geimpft werden sollte. „Ist es wirklich ein Ausbau pharmazeutischer Kompetenz?“ zweifelt Gulde an der Forderung, die er immer wieder auf pharmazeutischen Zukunftsforen hört. Solange ohne das Mitwirken der Apotheker kein Versorgungsengpass entsteht, sollten alle Impfungen durch die Ärzte abgedeckt werden.
Erst bei einem drohenden Engpass könnte man über die Einbindung geschulter Apotheker nachdenken. Er plädiert dafür, bei der Diskussion auch die Sicht der ärztlichen Kollegen einzunehmen: „Warum mischen sich die Apotheker in einen Bereich von uns ein?“ Veränderungen im System sollten seiner Meinung nach am besten gemeinsam besprochen und umgesetzt werden. Aus dem Blickwinkel der Patienten argumentiert Gulde, dass es momentan einfach an Notwendigkeit fehle.
Sollte von Seiten der Ärzteschaft oder Politik der Wunsch bestehen, dass die Apotheker hier aktiv werden und Voraussetzungen für Impfungen in den Apotheken schaffen, wird der Berufsstand das sicher können.
7 Kommentare
Warum sollten wir?
von Jörn Maurer am 31.01.2018 um 9:40 Uhr
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contra
von Peter Kaiser am 17.01.2018 um 15:54 Uhr
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Kompetenz und Rückendeckung
von Reinhard Rodiger am 17.01.2018 um 13:44 Uhr
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Impfen - pro oder contra
von Dr. Klaus Fehske am 17.01.2018 um 11:37 Uhr
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Die Notfall-Situation
von Marco Piroth am 17.01.2018 um 10:31 Uhr
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AW: Pro
von azizi am 17.01.2018 um 11:11 Uhr
AW: Die Notfall-Situation
von Florian Sarkar am 17.01.2018 um 12:25 Uhr
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