Pharmacon Schladming

Bei Migräne nicht den Helden spielen

Berlin - 17.01.2018, 17:30 Uhr

Bei der Miigränebehandlung gilt: Je eher, desto besser. (Bild: stock.Adobe.com)

Bei der Miigränebehandlung gilt: Je eher, desto besser. (Bild: stock.Adobe.com)


Wenn eine Migräneattacke im Anmarsch ist, sollten Patienten so früh wie möglich ein Triptan oder ein Schmerzmittel einnehmen, empfahl der Neurologe Charly Gaul am vergangenen Dienstag auf dem Pharmacon-Kongress. Zudem wurde in der Fortbildung die Schlüsselrolle des Apothekers bei der Aufklärung zu rezeptfreien Migräne-Medikamenten betont. Als Ausblick stellte der Neurologe neue Antikörper zur Migräneprophylaxe vor.

Je frühzeitiger die Anwendung, desto effektiver können Triptane und Schmerzmittel einen Migräne-Anfall mildern, war das Fazit von Privatdozent Dr. Charly Gaul am vergangenen Dienstag in Schladming. „Die Zähne zusammenbeißen und möglichst lange mit der Medikamenteneinnahme zu warten, ist bei Migräne der falsche Weg“, betonte der Neurologe auf dem Pharmacon-Kongress. Migräne-Anfälle können von drei Stunden bis zu vier Tagen dauern und sind bekanntlich mit Licht-und Geräuschempfindlichkeit verbunden.

Migräne-Medikation in der Apotheke

Zwar treibt Migräne die Patienten zunächst zum Arzt, jedoch ist die Apotheke für Gaul eine ebenfalls wichtige Anlaufstelle. Von den sieben zugelassenen Triptanen sind die Wirkstoffe Naratriptan und Almotriptan rezeptfrei. In der Fortbildung war auch die unterschiedliche Wirkdauer der selektiven Serotoninrezeptoragonisten ein Thema. „Wenn die Schmerzen nach der Einnahme des Triptans zunächst verschwinden und dann wiederkehren, kann das daran liegen, dass das Triptan nicht lange genug wirkt. In diesen Fällen kann entweder der Arzt ein anderes Triptan verordnen oder man kombiniert das Triptan mit einem lang wirksamen Schmerzmittel wie Naproxen.“  

Kommen Analgetika ins Spiel, müssen sie einerseits hoch genug dosiert werden, um Migränekopfschmerzen effektiv zu begegnen. Auf der anderen Seite kann Fehl- und Dauergebrauch von Schmerzmitteln wiederum chronische Kopfschmerzen auslösen.  „Vor allem bei rezeptfreien Medikamenten haben Apotheker deshalb eine Schlüsselposition für die Aufklärung des Patienten“, bekräftigte der Neurologe.

Antikörper zur Migräneprophylaxe

Triptane und Analgetika können den Verlauf einer Migräne-Attacke zwar mildern und verkürzen, aber nicht verhindern. Gaul informierte in seinem Vortrag auch über eine neue potenzielle Therapieoption zur Migräneprophylaxe: Und zwar Antikörper, die sich gegen das an der Schmerzentstehung beteiligte Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) richten und bei chronischer Migräne die Schmerztage reduzieren können.  

Im New England Journal of Medicine wurden Ende des vergangenen Jahres die positiven Ergebnisse der Phase III-Studie zu dem von Teva entwickeltem CGRP-Antikörper Fremanezumab publiziert. Der Zulassungsantrag zu Fremanezumab liegt derzeit der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA aber noch nicht der europäischen Arzneimittelagentur EMA vor. Auch Novartis und Amgen sind mit dem Antikörper Erenumab auf dem CRGP-Target aktiv. Während Fremanezumab CGRP im Blut bindet, richtet sich Erenumab gegen den CGRP-Rezeptor. Der Zulassungsantrag für Erenumab ist sowohl bei der FDA als auch bei der EMA derzeit in Bearbeitung. Die Zulassung könnte vielleicht noch in diesem Jahr erteilt werden.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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