PEI-Experte in Zyto-Prozess

„Wir haben überhaupt kein Signal gesehen“

Essen - 11.01.2018, 17:45 Uhr

 Ein Biochemiker, der am Paul-Ehrlich-Institut Analysen von sichergestellten Krebsmitteln veranlasst hatte, sagte im Prozess gegen den Bottroper Zyto-Apotheker Peter S. aus. (Foto: hfd / DAZ.online)

 Ein Biochemiker, der am Paul-Ehrlich-Institut Analysen von sichergestellten Krebsmitteln veranlasst hatte, sagte im Prozess gegen den Bottroper Zyto-Apotheker Peter S. aus. (Foto: hfd / DAZ.online)


Falsche Arzneimittel und Fussel

Die „Wirkstoffmenge entspricht nicht der auf dem Etikett angegebenen Menge“, erklärte der Experte hingegen sonst: Oftmals fand das PEI-Labor nur wenige Prozent der richtigen Dosis vor. „Aber etwas war drin?“, fragte Richter Hidding in einem Fall. „Etwas war drin“, bejahte der Sachverständige. „Aber nicht viel.“ In einem Präparat waren zum Beispiel auf dem Etikett 120 Milligramm vermerkt, es fanden sich aber weniger als 0,04 Milligramm. „Weitere Prüfungen konnten wir nicht machen, weil die Menge nicht ausreichend war“, erklärte der Experte. 

Teilweise seien bei der Sichtkontrolle sichtbare Partikel oder auch Fussel aufgefallen, die beispielsweise durch Verklumpungen der Antikörper entstehen können. Die angegebene Haltbarkeit sei zu diesem Zeitpunkt oftmals überschritten gewesen, betonte der ehemalige PEI-Mitarbeiter, auch sei die pharmazeutische Qualität fraglich gewesen.

Pertuzumab statt Trastuzumab

Bei mehreren Präparaten fanden sich bei den Analysen erhebliche Auffälligkeiten, die sich die PEI-Mitarbeiter zunächst nicht erklären konnten – bis sie feststellten, dass ein anderer als der angegebene Wirkstoff enthalten war. So bei sechs Trastuzumab-Präparaten, in denen sich stattdessen Pertuzumab fand. Ob ein derartiger Austausch problematisch sei, fragte Hidding. „Ich kann es nicht beurteilen, ich bin kein Mediziner“, erklärte der Sachverständige. Beide Arzneimittel würden zwar bei Brustkrebs eingesetzt, wirkten aber auf anderem Wege – und Pertuzumab würde normalerweise gemeinsam mit Trastuzumab eingesetzt. (Anm. der Red.: Trastuzumab ist zudem bei anderen Krebserkrankungen zugelassen.)



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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