WHO-Empfehlung zu Dengvaxia

Dengue-Impfung nur nach überstandener Erstinfektion

Stuttgart - 15.12.2017, 17:35 Uhr

Auf den Philippinen wurde Anfang Dezember
das landesweite Dengue-Impfprogramm für rund 700.000 Kinder abgebrochen. (Foto: Sura Nualpradid / stock.adobe.com) 

Auf den Philippinen wurde Anfang Dezember das landesweite Dengue-Impfprogramm für rund 700.000 Kinder abgebrochen. (Foto: Sura Nualpradid / stock.adobe.com) 


Schon Ende November empfahl der Dengvaxia™-Hersteller Sanofi via Pressemitteilung nur noch Menschen gegen Dengue zu impfen, die bereits einmal mit Dengue infiziert waren. Diese Empfehlung war das Ergebnis von Untersuchungen, die die WHO bereits 2016 von Sanofi eingefordert hatte. Das Global Advisory Committee on Vaccine Safety der Weltgesundheitsorganisation hat die Ergebnisse nun geprüft und eine entsprechende Empfehlung herausgeben.

Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation WHO auf ihrer Homepage ihre Empfehlung, Menschen, die zuvor noch nie an Dengue erkrankt sind, nicht mehr mit dem Impfstoff CYD-TDV (Dengvaxia™) von Sanofi gegen Dengue zu impfen. Dennoch sei CYD-TDV bei der Mehrheit der Impfempfänger effektiv. Das ist das Ergebnis einer Bewertung der klinischen Studienergebnisse von Sanofi durch das Global Advisory Committee on Vaccine Safety

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Schon im Juli 2016 hatte die WHO ein Positionspapier zu den damals bekannten Daten bezüglich der Dengue-Impfung herausgegeben und empfahl die Dengue-Impfung für hochendemische Gebiete – nur bedingt. 
Man erkannte ein theoretisch erhöhtes Dengue-Risiko bei geimpften (zuvor) seronegativen Patienten, so dass auf diesem Gebiet weitere Forschung mit hoher Priorität gefordert wurde. Dieser Forderung kam Sanofi nach, so dass die WHO jetzt ihre Empfehlung aktualisiert hat.

Der schwere Verlauf der Dengue-Zweitinfektion

Eine Erstinfektion mit dem Dengue-Virus verläuft oft unkompliziert. Bei einer Zweitinfektion kann es zum Dengue hämorrhagischen Fieber (DHF) und zum Dengue-Schock-Syndrom (DSS) kommen. Wenn eine Dengue-Infektion mit einem anderen Serotyp bereits durchlaufen wurde, oder wenn Kinder restliche maternale Antikörper besitzen, wird die Ausbildung des DHF und des DSS begünstigt. Denn dann liegen zwar bindende Antikörper vor, die jedoch nicht ausreichend neutralisierend wirken (enhancing antibodies).

Das sogenannte "Antibody enhancement" wird durch precursor membrane (prM) Antikörper gefördert: Sie sind kreuzreaktiv zwischen den vier Serotypen des Dengue-Virus, aber nicht neutralisierend. 

Ab circa zwölf Jahren, treten kaum noch Komplikationen auf. Es wird vermutet, dass dann in Endemiegebieten eine ausreichende Immunität gegen alle vier Serotypen erworben wurde.

Möglich wäre also, dass die „enhancing antibodies" auch bei einer Impfung gebildet werden.

Was sollten Länder mit zuvor seronegativen Geimpften jetzt tun?

Für Populationen, die bereits mit CYD-TDV geimpft wurden, empfiehlt die WHO Maßnahmen, die die Exposition mit dem Dengue-Virus minimieren; um Geimpfte, die zum Zeitpunkt der Impfung noch nie vom Dengue-Virus infiziert worden waren, zu schützen. Sollte es dennoch zu klinischen Dengue-Fällen kommen, sollten diese Patienten möglichst schnell medizinisch versorgt werden.

Die Daten von Sanofi legen nahe, dass etwa 15 Prozent der Impfempfänger dem Risiko ausgesetzt wurden, in der Folge der Impfung einen schweren Verlauf einer Dengue-Infektion zu erleiden; weil sie zum Zeitpunkt der Impfung noch nicht mit dem Dengue-Virus in Kontakt gekommen waren. Das bedeutet, dass etwa vier von 1000 seronegativen Patienten über einen Beobachtungszeitraum von fünf Jahren eine schwere Dengue-Infektion in Folge der Impfung entwickelten. Im Vergleich dazu wurde für nicht Geimpfte berechnet, dass 1,7 von 1000 Patienten eine schwere Dengue-Infektion entwickeln.

Jedoch hatten in den Endemiegebieten 85 Prozent der Dengue-Geimpften schon einmal Kontakt mit dem Dengue-Virus, bevor sie geimpft wurden. In dieser Gruppe reduzierte sich das Risiko für einen schweren Verlauf um vier Fälle pro 1000 Geimpfte.  



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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