Beratungs-Quickie

Einschlafstörungen bei Schulangst

München / Stuttgart - 21.09.2017, 14:00 Uhr

Einschlafstörungen bei Schulangst? Welche Möglichkeiten bietet die Apotheke? (Foto: Andrey Popov / stock.adobe.com)

Einschlafstörungen bei Schulangst? Welche Möglichkeiten bietet die Apotheke? (Foto: Andrey Popov / stock.adobe.com)


In allen Bundesländern hat mittlerweile die Schule wieder begonnen. Von Klausuren und Prüfungen sind die ABC-Schützen und die anderen Schulkinder beim Schulanfang zwar noch weit entfernt, dennoch kann Schule bei einigen Kindern Ängste und Schlafstörungen verursachen. Das ist auch Thema des DAZ.online-Beratungs-Quickies für diese Woche: Es geht um eine Verordnung über ein anthroposophisches Medikament für ein kleines Mädchen, das unter Schlafstörungen leidet.

Ein Vater betritt mit seiner kleinen Tochter am Tag der Rezeptausstellung die Apotheke. Auf Nachfrage berichtet er, dass Theresa derzeit schlecht einschlafe, weil sie Angst vor der Schule habe. Er wisse, wie er ihr die Tropfen geben solle. Der Kinderarzt habe ihm alles genau erklärt.

Verordnet sind fünfzig Milliliter Aurum Hyoscyamus® comp. Tropfen, Packungsgröße N1. Es handelt sich um eine homöopathische Zubereitung der anthroposophischen Medizin.

Das Arzneimittel ist apothekenpflichtig und für Kinder bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr oder bei Jugendlichen mit Entwicklungsstörungen unter 18 Jahren durch die GKV erstattungsfähig. Der Arzt erlaubt den Aut-idem-Austausch, Rabattverträge wären zu beachten. Es existieren jedoch weder wirkstoffgleiche Arzneimittel anderer Hersteller noch Importe. Das Statusfeld „Gebühr frei“ ist angekreuzt. Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr sind grundsätzlich von der Zuzahlung befreit. Ab dem Ausstellungsdatum ist das Rezept einen Monat gültig.

Beratungs-Basics

Aurum Hyoscyamus® comp. Tropfen von Weleda sind eine alkoholhaltige Mischung aus den drei Dilutionen Aurum metallicum praeparatum D10, Hyoscyamus niger D5 und Stibium metallicum praeparatum D6. Das Präparat ist indiziert gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis. Dazu gehören die Harmonisierung und Stabilisierung des rhythmischen Systems, wie funktionelle Herzbeschwerden, auch mit Extrasystolie. Bei Kindern wird die Komposition zur Behandlung von Einschlafstörungen und psychovegetativen Störungen eingesetzt. Die einzelnen Bestandteile Aurum, Hyoscyamus und Stibium wirken gemäß dem anthroposophischen Menschenbild synergistisch.

Kinder erhalten zwei- bis viermal täglich eine Einzeldosis entsprechend ihrer Altersstufe. Für Schulkinder von sechs bis elf Jahren beträgt die empfohlene Einzeldosis acht bis 15 Tropfen. Für Kinder sind die Tropfen nur verdünnt mit Wasser einzunehmen. Bei psychovegetativen Beschwerden ist es sinnvoll, das Medikament möglichst oft, also viermal, über den Tag verteilt einzunehmen. Die letzte Dosis sollte dem Mädchen wegen der vorliegenden Einschlafstörungen am besten kurz vor dem Schlafengehen verabreicht werden. Bestehen die Symptome unverändert über zwei Wochen fort, muss eine Rücksprache mit dem Arzt erfolgen. Der Kunde hat für seine Tochter bereits einen Kontrolltermin ausgemacht.

Der Vater ist darauf hinzuweisen, dass das Arzneimittel 18 Volumenprozent Alkohol enthält. Bei Arzneimitteln, die mehr als 0,5 Gramm Alkohol pro Einzeldosis nach Dosierungsangabe enthalten, besteht für Kinder ein gesundheitliches Risiko, vor allem da die Tropfen mehrmals am Tag eingenommen werden müssen. Die Einzeldosis sollte, nach ärztlicher Rücksprache, reduziert werden. Beziehungsweise gilt nach Arzneimittel-Richtlinie § 8 Abs. 3 vielmehr, dass „vor einer Verordnung von Arzneimitteln zu prüfen ist, ob bei alkoholhaltigen Arzneimitteln zur oralen Anwendung insbesondere bei Kindern … alkoholfreie Arzneimittel zur Verfügung stehen, die zur Behandlung geeignet sind“.

Als Alternative bietet sich die alkoholfreie Zubereitung Aurum Hyoscyamus® comp. Ampullen an. Sie sind wirkstoffidentisch und in der Extraktstärke vergleichbar. Die Ampullen müssen nicht subkutan gespritzt, sondern können auch oral eingenommen werden. Ist der Arzt informiert und einverstanden, kann die Apotheke die Darreichungsform auf dem Rezept ändern. Wichtig ist, das Ergebnis der Rücksprache auf dem Rezept mit Datum und Unterschrift zu dokumentieren. Bevorzugt der Arzt also die alkoholfreie Arzneizubereitung, so ist dem Vater das Öffnen der Brechpunkt-Ampullen zu erklären. Der Inhalt der Glasampulle wird in etwas Flüssigkeit getropft und dann eingenommen. Die Ampullen sind nach Anbruch zu verwerfen.

Was noch wichtig für die Arzneimittelberatung ist

Wechsel- und Nebenwirkungen von Aurum Hyoscyamus® comp. sind bisher keine bekannt. Prinzipiell sind (Ein-)Schlafstörungen bei Kindern kein Fall nur für die Selbstmedikation, eine ärztliche Abklärung ist erforderlich.

Als unterstützende Maßnahme empfehlen sich die Heilpflanzen Lavendel und Melisse. Das Mädchen kann abends eine Tasse Tee trinken. Auch deren ätherische Öle, beispielsweise auf ein Duftkissen im Kinderzimmer appliziert, können beruhigend wirken.

Aurum Hyoscyamus® comp. Tropfen enthalten Bilsenkraut in einer D5 Potenz. Die alkaloidhaltige Giftpflanze ist in homöopathischen Zubereitungen nur bis einschließlich D3 verschreibungspflichtig.

Das Extra an Beratung in der Apotheke

  • Es ist wichtig, dass die Eltern mit ihrer Tochter über die Schulprobleme reden und sie ernst nehmen.
  • Bei Fortbestehen der Schlafstörung und wenn es nicht gelingt, das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein des Kindes zu stärken, sollte therapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden.
  • Gewisse Umstände und Gewohnheiten sind förderlich für einen gesunden Schlaf. Die Eltern können für eine gute Schlafhygiene für ihre Tochter sorgen, dazu gehören:
    • regelmäßige Schlafzeiten einhalten
    • Zubettgehrituale etablieren
    • keine zu späten, schweren Mahlzeiten
    • die Schlafumgebung angenehm gestalten: reizarm und schlaffördernd (möglichst kein Licht und keine Geräusche, Zimmertemperatur höchstens 18°C)
    • kein Fernsehen und keine Computerspiele direkt vor dem Schlafengehen
    • tagsüber viel an der frischen Luft bewegen


Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


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