Beratungswissen

Läusemittel aus der Apotheke: eine Übersicht

Stuttgart - 01.09.2018, 09:00 Uhr

Optimal zur Entlausung: Die Kombination von Läusemitteln und dem Auskämmen der Läuse. (Foto: naowarat / stock.adobe.com)
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Optimal zur Entlausung: Die Kombination von Läusemitteln und dem Auskämmen der Läuse. (Foto: naowarat / stock.adobe.com)


Bei welchen Läusemitteln genügt eine einmalige Anwendung für die zuverlässige Entlausung? Welches eignet sich für Allergiker? Und für Schwangere, Stillende und Säuglinge: Gibt es Läusemittel, die Apotheker diesen Patienten guten Gewissens empfehlen können? DAZ.online stellt die Besonderheiten bei Goldgeist®, Infectopedicul®, Jacutin®, Nyda®, Licener® und anderen Läusemitteln aus der Apotheke vor.

Läusemittel mit kurzer Einwirkzeit: zehn Minuten zur Entlausung

Läuse sind lästig, Patienten möchten die Krabbeltiere so schnell wie möglich aus ihren Haaren und das Kapitel aus ihrem Kopf eliminieren. Stundenlang mit Läusemittel-getränkten Haaren auf das Ende der Einwirkzeit und somit das Ende der Läuseplage zu warten, gar noch mit Handtuch-Turbanen zu schlafen – Euphorie bei Patienten sieht in der Apotheke tatsächlich anders aus. Was tötet Läuse fix? Licener®,Jacutin® Pedicul Fluid, Mosquito® med Läuseshampoo und Nyda® express sind laut Packungsbeilage die schnellsten Läusemittel bei der Anwendung. Nurzehn Minutenreichen laut Hersteller als Einwirkzeit aus, um den Läusen den Garaus zu machen.

Bei welchem Läusemittel genügt eine einmalige Anwendung?

Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt nach erfolgter Erstbehandlung mit einem pedikuloziden Mittel eine erneute Therapie mit dem Kopflausmittel nach acht bis zehn Tagen. Die meisten Läusemittel-Hersteller sprechen diese Wiederholungsempfehlung ebenfalls aus, um bis dahin noch nachgeschlüpfte Läuse abzutöten. Begeistert sind die Kunden in der Regel nicht, wenn sie in der Apotheke erfahren, sie müssten die ganze Entlausungs-Prozedur nach einer Woche wiederholen. Für welches Läusemittel gilt nicht „encore un fois“? Bei Licener® Shampoo genügt eine einmalige Anwendung. Auch bei Jacutin® Pedicul Spray weist der Herstller Almirall darauf hin, dass eine Einmalbehandlung mit Allethrin ausreicht, um die Läuse zu töten. Nur wenn Patienten beim „Kontrollkämmen“ nach acht Tagen Läuse feststellen, müssen sie die Behandlung mit dem Arzneimittel erneut durchführen.

Welche Läusemittel gehen in Schwangerschaft und Stillzeit?

Häufig plagen Läuse junge Familien – Kinder bringen diese aus Krippe, Kindergarten oder Schule mit nach Hause. Nicht selten kommt es vor, dass die Mutter mit einem Geschwisterchen schwanger ist oder noch stillt –, entlaust sein möchte sie dennoch. Hier gilt jedoch: Eine prophylaktische Behandlung aller Familienmitglieder – ohne Nachweis eines Lausbefall auf der Kopfhaut – ist nicht angebracht. Schwangere und Stillende sollten zunächst durch Auskämmen den Lausbefall nachweisen. Und sich dann mit der Frage an die Apotheke wenden: Welche Läusemittel dürfen Schwangere anwenden?

„Kann auch während Schwangerschaft und Stillzeit eingesetzt werden“ – solche Aussagen zur Anwendung von Arzneimitteln oder Medizinprodukten lassen Apotheker frohlocken. Diese konkrete Therapieempfehlung für werdende und stillende Mütter haben Nyda® express und Jacutin® Pedicul Fluid. Ein bisschen vorsichtiger formuliert Stada in ihren Läusemitteln Hedrin® Once Liquid Gel und Hedrin® Once Spray Gel: „Es ist unwahrscheinlich, dass die Inhaltsstoffe unerwünschte Auswirkungen auf eine Schwangerschaft oder das Stillen haben“.

Bei Licener® heißt es, dass es aufgrund des physikalischen Wirkprinzips keine Kontraindikation zur Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit gibt. Aber aufgrund der besonderen Situation während Schwangerschaft und Stillzeit empfehle es sich, vor der Anwendung zur Sicherheit den Arzt oder Apotheker um Rat zu fragen.

Pflanzliches gegen Läuse

Viele Kunden äußern bei Arzneimitteln den Wunsch nach „natürlichen“ Inhaltsstoffen: Sie verbinden generell – und dieser Irrglauben hält sich hartnäckig in der Bevölkerung – mit Natur und Pflanzen eine besonders gute Verträglichkeit des Präparates. Das bekannteste Läusemittel auf pflanzlicher Basis ist Goldgeist® forteHennig Arzneimittel setzt bei seinem pedikuloziden Wirkstoff in Licener® Shampoo auf einen Neem-Extrakt, der aus Pflanzenteilen des Neembaums gewonnen wird.

Läusemittel – so geht die Anwendung

Kommt Infectopedicul auf trockenes oder feuchtes Haar? Und bei welchem Läusemittel sollen Patienten die Haare anschließend mit Shampoo waschen, bei welchem wiederum auf gar keinen Fall? Als kurze Erinnerung für die Beratung zu einigen Läusemitteln in der Apotheke hier die wichtigsten Anwendungs-Basics:

Goldgeist® forte

enthält Pyrethrumblütenextrakt als wirksame Substanz, der aus Chrysanthemen gewonnen wird. Goldgeist forte wenden Patienten im trockenen Haar an. Nach 30 bis 45 Minuten Einwirkzeit spülen Patienten Goldgeist forte nur mit warmem Wasser aus. Schwangere, Stillende und Säuglinge sollen das Arzneimittel nur bei strenger Indikationsstellung und ärztlicher Rücksprache anwenden. Die GKV erstattet Goldgeist forte für Kinder bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr oder wenn Entwicklungsstörungen vorliegen bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres.

Hedrin® Once Liquid Gel und Hedrin® Once Spray Gel

enthalten beide Dimeticon. Das Gel tragen oder sprühen die Betroffenen aufs trockene Haar auf. Nach 15 Minuten Wirkdauer müssen Patienten vor dem Ausspülen des Gels dieses unbedingt zunächst mit Shampoo benetzen. Ansonsten gelingt es den Anwendern nicht, das Gel vollständig von Haaren und Kopfhaut zu entfernen. Eltern können ihre Kinder ab sechs Monaten bei Läusebefall mit Hedrin® Once Gel behandeln. Das Medizinprodukt Hedrin® Once Liquid Spray wird von der GKV nicht erstattet, wohingegen Apotheken Hedrin® Once Liquid Gel zulasten der Krankenkassen abrechnen dürfen.

Infectopedicul®

Das Permethrin-haltige Arzneimittel wenden Patienten mit Läusen im gewaschenen, feuchten Haar an. Nach 30 bis 45 Minuten kann Infectopedicul® mit Wasser ausgespült werden. Nach der Behandlung sollen Betroffene drei Tage ihre Haare nicht waschen, um die maximale Wirksamkeit des Arzneimittels zu erreichen. Infectopedicul® dürfen Kinder ab zwei Monaten zur Entlausung erhalten. Infectopharm rät aus „Vorsichtsmaßnahmen" von der Anwendung mit Infectopedicul® in der Schwangerschaft und Stillzeit ab. Allergiker mit Überempfindlichkeiten auf Asteraceaen wie Chrysanthemen, sollten das Permethrin-haltige Arzneimittel nur nach ärztlicher Rücksprache anwenden. Die Kasse erstattet das Arzneimittel für Kinder bis zur Vollendung des zwölften Lebensjahres beziehungsweise, liegen Entwicklungsstörungen vor, auch bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres.

Jacutin® Pedicul Fluid 

enthält den Wirkstoff Dimeticon. Es wird ins trockene Haar aufgebracht, die Einwirkzeit beträgt zehn Minuten, das Fluid wird anschließend mit Wasser und Shampoo ausgespült. Jacutin Pedicul Fluid eignet sich für alle Altersgruppen und darf während der Schwangerschaft und Stillzeit zur Entlausung eingesetzt werden. Das Besondere: Jacutin Pedicul Fluid ist nicht brennbar und frei von Farb-, Parfüm- und Konservierungsstoffen und für Allergiker besonders gut verträglich. Der Nachteil: Die GKV trägt die Kosten des Medizinprodukts nicht.

Jacutin® Pedicul Spray

enthält Allethrin als wirksames Agens. Das Läusemittel wenden Betroffene im trockenen Haar an und spülen es nach 30 Minuten mit Wasser und Shampoo aus. Es liegen tierexperimentelle Hinweise auf Fehlbildungen vor, weshalb Schwangere und Stillende Jacutin Spray nicht anwenden sollten. Auch für Säuglinge eignet sich das apothekenpflichtige Arzneimittel nicht. Eine einmalige Anwendung genügt meist, um Läuse zu entfernen. Die Kasse erstattet das Arzneimittel für Kinder bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr und bei Entwicklungsstörungen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr.

Licener® Shampoo

hat als pflanzlichen Wirkstoff einen Neem-Extrakt. Nach Applikation auf das trockene Haar und einer Einwirkzeit von zehn Minuten genügt ein Ausspülen des Shampoos mit Wasser. Für Kinder ab zwei Jahren geeignet. Schwangerschaft und Stillzeit stellen keine Kontraindikationen für Licener® Shampoo dar. Hennig-Arzneimittel rät jedoch vor Anwendung bei diesen Patientengruppen zur ärztlichen Rücksprache. Die GKV erstattet Licener® Shampoo als Medizinprodukt nicht.

Mosquito® med Shampoo 

enthält White Oil, also dickflüssiges Paraffin. Das Shampoo wenden Patienten im trockenen Haar an. Nach der raschen Einwirkzeit von zehn Minuten schäumen die Patienten Mosquito med Shampoo lediglich mit Wasser auf rund spülen die Haare gründlich aus, ohne sie erneut zu shampoonieren. Kinder ab einem Jahr dürfen Mosquito® med Läuseshampoo benutzen, wohingegen Wepa von einer Anwendung während der Schwangerschft und Stillzeit abrät – es fehlen Daten. Die Krankenkassen erstatten das Medizinprodukt.

Nyda® express

ist ein Dimeticon-haltiges Medizinprodukt, das Läusebefallene ins trockene Haar sprühen. Bereits nach zehn Minuten kämmen Patienten die Läuse und Nissen aus und waschen ihre Haare anschließend wie gewohnt. Kinder jeden Alters, Schwangere und Stillende dürfen Nyda® express anwenden. Die GKV erstattet Nyda® express nicht.

(zufällige Auswahl, kein Anspruch auf Vollständigkeit)


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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