Masern

Lauterbach für Impfpflicht

Berlin - 21.08.2017, 17:11 Uhr

Auf Twitter sah SPD-Gesundheitspolitiker angesichts der diesjährigen Masernwelle die Einführung einer Impfpflicht als letzten Ausweg. (Foto: dpa)

Auf Twitter sah SPD-Gesundheitspolitiker angesichts der diesjährigen Masernwelle die Einführung einer Impfpflicht als letzten Ausweg. (Foto: dpa)


Aufgrund hunderter Masern-Fälle in diesem Jahr sprach sich SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach auf Twitter für verpflichtende Impfungen aus. Italien und Frankreich haben Pflichtimpfungen kürzlich eingeführt beziehungsweise ausgeweitet – Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) war bislang gegen diesen Schritt.

Deutschland brauche eine Impfpflicht, schrieb SPD-Parteivize Karl Lauterbach am heutigen Montag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter – angesichts von mehr als 800 Masernfällen, die bislang im Jahr 2017 aufgetreten sind. „Offenbar hilft alles andere nicht“, erklärte er. Gleichzeitig forderte der Gesundheitspolitiker, nur geimpfte Kinder sollten in Kitas aufgenommen werden.

Die diesjährige Masernwelle nahm in den letzten Wochen zwar wieder deutlich ab, und blieb mit gut 800 Fällen auch deutlich unter den Zahlen vom vorherigen Jahr – doch kostete sie einer dreifachen Mutter im Ruhrgebiet das Leben. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sprach sich zuletzt gegen die Einführung verpflichtender Impfungen aus. Er führte im Jahr 2015 eine Beratungspflicht für impfmüde Eltern ein, denen ein Bußgeld von bis zu 2500 Euro droht.

 

(Daten: SurvStat@RKI 2.0 / Robert Koch-Institut)
Masern-Fälle in Deutschland seit dem Jahr 2001. 

Nach drei Masern-Todesfällen und mehr als 3500 Infizierten beschloss das italienische Parlament im Juli Pflichtimpfungen für alle Kinder und Jugendlichen unter 17 Jahren, die zehn Krankheiten umfassen: neben Masern auch Mumps, Röteln, Keuchhusten und Windpocken. Weigern sich Eltern, dürfen sie ihre Kinder nicht mehr in den Kindergarten bringen und können mit einem Bußgeld von 500 bis 1000 Euro belegt werden. Kinder mit speziellen Vorerkrankungen sind davon nicht betroffen.

Auch in Frankreich wurde kürzlich die Impfpflicht erweitert: Bisher waren Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus und Kinderlähmung vorgeschrieben, nun kommen acht weitere hinzu: Keuchhusten, Hepatitis B, das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b, Pneumokokken, Meningokokken, Masern, Mumps und Röteln. Eltern, die sich verweigern, drohen Geldstrafen von bis zu 30.000 Euro – oder sogar eine zweijährige Haftstrafe.


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Von drei auf elf Impfungen

Frankreich weitet Impfpflicht aus

Aktualisierter Cochrane-Review bestätigt Wirksamkeit und Sicherheit von Impfungen

Kein Autismus bei Kindern durch MMRV

Breite Unterstützung für Forderung des CDU-Parteitags

Kommt jetzt die Impfpflicht?

2 Kommentare

Impfpflicht, nein, danke!

von Arkadi am 24.08.2017 um 15:25 Uhr

Mich würde eher interessieren, wieviele Menschen erst durch die Impfung krank werden? Ganz sicher mehr als 800! Bei einer Impfpflicht würde ich das Bußgeld in Kauf nehmen, statt meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Impfpflicht, nein, danke!

von MAL am 30.08.2017 um 14:59 Uhr

Ganz genau. Ich benötige nur einen Schutz. Den vor der Pharmaindustrie. Mit dem Rest wird mein Körper auch allein fertig. Ich finde diese Hetze gegen Impfgegner bedenklich, die gerade praktiziert wird. Die meistern sind gebildete und intelligente Leute, die nun auf einmal ganz dumm sein sollen. Ich habe lange genug Chemie studiert um zu wissen, dass ich mit jeder Impfung meinen natürlichen Schutz abbaue. Das Märchen vom "kleinen Pikser und ich bin geschützt" ist für mich schon lange vorbei.

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.