Schwere Krämpfe bei Kindern

Vomex, Vomacur und Emesan: Vorsicht bei Kleinkindern

Stuttgart / Bonn - 11.08.2017, 11:45 Uhr

Bei Kindern unter drei Jahren: Vomex, Vomacur und Emesan können schwere Krämpfe auslösen. (Foto: Photographee.eu / Fotolia)

Bei Kindern unter drei Jahren: Vomex, Vomacur und Emesan können schwere Krämpfe auslösen. (Foto: Photographee.eu / Fotolia)


Nicht bei banaler Gastroenteritis für Kinder unter drei Jahren: Zäpfchen und Säfte mit den Wirkstoffen Dimenhydrinat und Diphenhydramin – Vomacur, Vomex und Emesan – sollen nur unter strenger Indikation bei Kleinkindern angewendet werden. Das hat das BfArM entschieden. Hintergrund sind teils tödliche Krampfanfälle bei Kindern unter den Antiemetika.

Kinder unter drei Jahren sollen nur unter strenger Indikation und sorgfältiger Beachtung der Dosierung die antiemetischen Wirkstoffe Dimenhydrinat oder Diphenhydramin bekommen. Das hat das BfArM beschlossen. Hintergrund für die Entscheidung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte sind 39 Meldungen über schwerwiegende Nebenwirkungen wie Krampfanfälle unter Dimenhydrinat und Diphenhydramin. Fünf Kinder im Alter von 29 Tagen bis drei Jahren starben. In Deutschland enthalten für diese Altersgruppe die Arzneimittel Vomacur® und Vomex® den Wirkstoff Dimenhydrinat als Zäpfchen und als Saft. Diphendyramin ist die wirksame Substanz in Emesan®.

Maximale Dosierung bei Vomex® und Vomacur® für Kleinkinder

Das BfArM hat nun Risikominimierungsmaßnahmen angeordnet, „um ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis für diese Arzneimittel aufrechtzuerhalten“, begründet die Behörde diesen Schritt. Pharmazeutische Unternehmer müssen Warnhinweise in ihre Gebrauchs- und Fachinformationen aufnehmen, die betonen, dass Überdosierungen mit Dimenhydrinat/Diohenhydramin bei Kindern unter drei Jahren lebensbedrohlich sein können. Als Höchstdosis dürfen Kinder bis drei Jahren maximal 5 mg/kgKG Dimenhydrinat pro Tag erhalten. Auch Apotheker können zur sicheren Therapie mit Vomacur®, Vomex® und Emesan® beitragen und bei ihrer Arzneimittelberatung zu Übelkeit und Erbrechen bei Kleinkindern den Eltern konkrete Höchstdosierungen auf die Packungen schreiben. 

Nicht bei Fieber

Liegt nur eine einfache Gastroenteritis vor, zeigt eine antiemetische Behandlung mit Dimenhydrinat- oder Diphenhydramin-haltigen Zäpfchen oder Säften keinen Vorteil zu einer ausschließlichen Substitution von Flüssigkeit und Elektrolyten. Besonders aufmerksam sollten Apotheker sein, wenn Eltern über gleichzeitiges Fieber ihrer Kinder berichten: Kleinkinder neigen zu Fieberkrämpfen. Die gleichzeitige Gabe von krampfauslösenden Wirkstoffen wie Dimenhydrinat oder Diphenhydramin kann die Krampfanfälligkeit zusätzlich erhöhen.

Doxylamin für Kinder soll Rx werden

Im Juni dieses Jahres hatte sich der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht am BfArM mit Sicherheitsbedenken „alter" H1-Antihistaminika beschäftigt und empfohlen, Doxylamin für Kinder unter 18 Jahren der Verschreibungspflicht zu unterstellen. Doxylamin ist in Sedaplus® bislang für Kinder ab sechs Monaten zur Behandlung von Schlafstörungen zugelassen und in Apotheken rezeptfrei erhältlich.

Auch hier waren in der Vergangenheit immer wieder Sicherheitsbedenken laut geworden. Insbesondere Säuglinge und Kleinkinder unter einem Jahr reagieren sensibel mit anticholinergen Nebenwirkungen auf diese Wirkstoffklasse. Bei Sedaplus® zählten hierzu das Risiko von Schlafapnoen bereits bei normaler Dosierung. Zudem traten paradoxe Reaktionen wie Unruhe auf.


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Liste

von Gerhard Zueck am 12.08.2017 um 1:12 Uhr

Hallo liebe Community,

gebt uns doch mal eine >Liste an die Hand: Behebung div. Beschwerden im Säunglingsalter bzw. >2 Jahre

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.