Nach Italien

Frankreich weitet Impfpflicht deutlich aus

Stuttgart - 10.07.2017, 12:10 Uhr

In Deutschland steht eine Impfpflicht bislang kaum zur Debatte. (Foto: miss mafalda/Fotolia)

In Deutschland steht eine Impfpflicht bislang kaum zur Debatte. (Foto: miss mafalda/Fotolia)


Bislang mussten französische Eltern ihre Kinder gegen drei Krankheiten impfen lassen – nun kommen acht weitere hinzu, darunter Masern. Ähnlich wie in Italien drohen Eltern deutliche Strafen, wenn sie ihre Kinder nicht impfen lassen – was in Deutschland laut einer Studie insbesondere Eltern im Süden treffen würde.

Ab dem Jahr 2018 weitet die Pariser Regierung die Impfpflicht auf dann elf Erkrankungen aus. Während bislang für Kinder unter anderthalb Jahren Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus und Kinderlähmung vorgeschrieben waren, kommen nun acht weitere hinzu, wie der französische Premierminister Edouard Philippe laut Medienberichten in der Nationalversammlung ankündigte: Keuchhusten, Hepatitis B, das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b, Pneumokokken, Meningokokken, Masern, Mumps und Röteln.

„Noch immer sterben Kinder an Masern, das ist in der Heimat von Pasteur nicht annehmbar“, erklärte Philippe. Vor gut zwei Jahren hatte der französische Verfassungsrat entschieden, dass die Impfpflicht nicht gegen die Grundrechte verstößt. Eltern, die sich verweigern, drohen Geldstrafen von bis zu 30.000 Euro – oder sogar eine zweijährige Haftstrafe.

Doch die französische Gesundheitsministerin Agnès Buzyn kündigte laut „Süddeutscher Zeitung“ (SZ) Ausnahmeregeln für Eltern an, die ihre Kinder selbst nach ausführlicher Beratung nicht impfen lassen wollen. „Das Ziel ist es nicht, Geldstrafen zu verhängen, sondern pädagogisch vorzugehen“, sagte Buzyn.

In Deutschland, wo bis Mitte Mai 668 Masernerkrankungen und ein Todesfall bekannt wurden, darunter mehr als 300 allein aus Duisburg, wird eine Impfpflicht bislang politisch kaum gefordert. Während Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe laut SZ vor zwei Jahren noch erklärt hatte, dass verpflichtende Masern-Impfungen „kein Tabu“ seien, führte die Bundesregierung bislang nur eine Beratungspflicht für Eltern ein, die ihre Kinder nicht impfen lassen wollen. Der stellvertretende Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses Rudolf Henke hatte vorgeschlagen, impfkritische Eltern steuerlich zu bestrafen – wie es in Australien der Fall ist

In Süddeutschland herrsche überdurchschnittliche Impfskepsis

Zwar sprechen sich in Umfragen laut „SZ“ mehr als drei Viertel der Bundesbürger für verpflichtende Masern-Impfungen aus – doch mancherorts breitet sich die Impfskepsis offenbar aus. Laut einer Analyse des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung sind die Impfraten insbesondere in südlichen Teilen Baden-Württembergs oder Bayerns deutlich unter dem Durchschnitt.

Die Forscher fanden bei ihren Untersuchungen Nachbarschaftseffekte: Impfkritische Eltern überzeugen offenbar ihre Nachbarn. Auch ist die Einstellung von Ärzten gegenüber Impfungen laut einer Dissertation in Südbayern deutlich negativer als im Rest der Bundesrepublik, betonten die Autoren.

Sie untersuchten außerdem sozioökonomische Hintergründe – und fanden, dass in Gebieten mit den höchsten Impfquoten die Arbeitslosigkeit und die Rate der Sozialempfänger besonders hoch ist. Ganz anders im Süden: In Regionen mit den niedrigsten Impfquoten herrschten die geringsten sozioökonomischen Belastungen, schreiben die Forscher.

„Die Analyse macht deutlich, dass es ein konsistentes Impfverhalten geben kann, welches sich auf die Inanspruchnahme beziehungsweise Nicht-Inanspruchnahme mehrerer Impfungen auswirkt“, betonen sie. „Die Ergebnisse der sozioökonomischen Indikatoren könnten darauf hinweisen, dass gerade in besser gestellten Milieus die individuelle Auseinandersetzung mit der Impfung des Kindes eine hohe Bedeutung hat“ – was jedoch nicht zu einer höheren Compliance entsprechend den Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) führe.

Um die Impfquote gerade in Gebieten mit niedrigen Impfquoten zu erhöhen, empfehlen sie die Entwicklung gezielter lokaler Strategien, die impfkritische Eltern und Ärzte ansprechen soll. „Entsprechende Kampagnen wurden zum Beispiel mit dem Nationalen Aktionsplan 2015 - 2020 zur Elimination der Masern und Röteln in Deutschland oder auch regional zum Beispiel in Bayern bereits ins Leben gerufen“, schreiben sie. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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8 Kommentare

Impfflicht Fakten

von Arga Karoly am 16.07.2017 um 12:06 Uhr

Guten Tag Herr Haydn

Sie implizieren mit Ihrer Antwort, dass der Herdenschutz wichtiger sei, als der Einzelne, das heisst, dass ich meine persönliche Meinungs-Freiheit und meine persönliche Gesundheit zugunsten anderer opfern soll, d.h. die Gesundheit der Anderen geht über meine eigene Gesundheit. Mit Ihrer Argumentation kann ich dann anführen, dass es Leute gibt, die nicht Autofahren könne. Sollte man deshalb alle Autofahrer verbieten, da der Schutz des nicht Autofahrers dann sonst nicht gewährleistet wäre? Ich will hier aber keine Polemik betreiben sondern liste mal einfach ein paar Fakts auf.
Fakt 1: In Nordkorea kann ein Einzelner verfügen, dass die Leute, die auf persönliche Meinungsfreiheit bestehen als Verbrecher eingestuft werden und in’s Gefängniss müssen. Er wird Diktator genannt. Fakt 2: In Frankreich kann ein Einzelner bestimmen, dass Leute, die auf persönliche Meinungsfreiheit und persönliche Gesundheit bestehen, als Verbrecher behandelt werden und bis zu 2 Jahren in’s Gefängnis und mit bis zu 30‘000 Euro Busse bestraft werden. Fakt 3: Im Mittelalter wurden die Leute, die nicht an eine Obrigkeit (Kirche) glaubten durch die Inquisition mit Gefängniss oder Tod bestraft. Fakt 4: Heutzutage werden Leute, die nicht alles glauben was ihnen eine Obrigkeit in Sachen Medizin und Gesundheit (Regierung, Lobbyisten) erzählt mit Gefängniss und/oder Geldbusse belegt. Fakt 5: Die WHO und Gesundheitsämter erzählen uns immer wieder, dass der Herdenschutz (wie Sie es nennen) bei 95% Geimpften in einer Population gewährleistet sei. Da diese Zahl in Europa und Amerika noch nie erreicht wurden, woher nehmen sie das Wissen um diese magische Zahl? Fakt 6: In China mit einer Durchimpfungsrate von 99% (Masern) gibt es immer wieder grössere Masernausbrüche. Wie korreliert das mit der propagierten 95% ? Fakt 7: In der modernen Medizin wird immer von evidence based medicin geredet und man verlangt für alles und jedes entsprechende Studien, wenn möglich doppelblind, placebokontrolliert etc.. Wurde je mit einem Impfstoff eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie durchgeführt? Fakt 8: Das sind alles überprüfbare Fakten. Jeder kann sich seine eigene Meinung bilden.
Karoly Argay

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Impfpflicht Frankreich

von Argay Karoly am 14.07.2017 um 16:10 Uhr

Guten Tag Herr Kusterer
In Italien und Frankreich können sich alle die wollen impfen lassen, sie wären dann ja geschützt. Wieso macht die Regierung! dann soviel Druck auf die Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen?? Was für ein Ziel verfolgt die Regierung damit? In der Schweiz ist ein Stich mit der Nadel einer Körperverletzung gleichgestellt. Wieso darf dann die Regierung eine staatlich verordnete Körperverletzung durchführen? Spricht das nicht gegen die Grundrechte der Menschen? Ich habe notabene auch als Vergleich das ungefährliche Wandern und nicht das Klettern herangezogen. Und sogar beim Klettern darf jeder selbst entscheiden, ob er einen Helm anziehen will oder nicht. Sollte das beim Impfen nicht auch so sein?
Herzliche Grüsse
Karoly Argay

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AW: Theorien

von Jan Kusterer am 17.07.2017 um 15:40 Uhr

Wär es nicht mal eine Überlegung wert eine größere Verschwörung zu vermuten. "Die GROßE Pharmalobby unterstützt und fördert bewußt Impfgegner und "Fakten" gegen das Impfen. Impfstoffe sind schwierig zu produzieren und der Gewinn der sich mit Medikamenten und Langzeitbehandlung von chronischen Schäden; in Industrieländern wohlgemerkt; durch "impfbare" Krankheiten machen lässt ist bestimmt höher als der für ein paar Dosen Impfstoff." *Ironie aus*

Das macht mich sprachlos

von Stefan Haydn am 11.07.2017 um 16:13 Uhr

Immer diese Argumente der Impfgegner, nur möglich dank der recht guten medizinischen Versorgung der letzten Jahrzente und der Impffreudigkeit vorhergehender Generationen.
Schon mal was von Impfversagern gehört? In einer gut durchimpften Bevölkerung haben die kein Problem. Leider sorgen aber die vielen Ungeimpften dafür, dass diese sog. Impversager, sowie nicht Impfbare Personen nicht von der sog. Herdenimmunität profitieren können.
Bitte nicht immer das Pferd von hinten aufzäumen.
Wir können die Kinder aber gerne auch wieder reihenweise Polio bekommen lassen. Ist ja auch nur eine Erfindung der Impflobby.
Da kann man einfach nur den Kopf schütteln.

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Impfpflicht

von Angelika Brosin am 11.07.2017 um 10:47 Uhr

Ich kann mich Ihnen nur anschliessen Frau Argay. Für mich ist es ebenfalls nicht nachvollziehbar warum mit solch einem aggressiven, beinahe diktatorischen Verhalten Eltern genötigt werden ihre Kinder impfen zu lassen, bzw. nicht die Wahl zu lassen wogegen ihr Kind geimpft werden könnte. Die ImpfLobby ist sehr mächtig und die Impfpannen werden gerne vertuscht oder in's Absurde geführt... das ist beängstigend.

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AW: Impfpflicht

von Peter Oettler am 11.07.2017 um 18:26 Uhr

Sie stehen nicht allein.
Kopfschütteln kann man über die Leichtgläubigkeit mancher Impf-Pflicht-Forderer. Mit der staatlichen Macht im Rücken wischt es sich für die Lobbyisten leicht über die Argumente der Kritiker. Die Natur kennt doch sicher mehr als diese zwei Wege (Für oder Gegen)

Impfpflicht

von Argay Karoly am 11.07.2017 um 10:18 Uhr

Ich verstehe diese Aufregung wegen des Impfens nicht. Wieso legen alle Gesundheitsämter der Welt incl. der WHO eine solche Vehemenz und Aggressivität an den Tag, wenn es um das Impfen (v.a. Masern) geht!? Alle reden von der Durchimpfungsrate von 95%, damit z.B. die Masern ausgerottet würde. Voher kommt den diese Zahl? Die wurde ja nie erreicht, also kann niemand mit Sicherheit sagen, was bei dieser Durchimpfungsrate passiert. Wussten Sie, dass es in China viele Gegenden gibt, wo die Durchimpfungsrate z.B. von Masern bei 99% liegt (Impfpflicht seit langem) und trotzdem gibt es immer wieder Madernausbrüche. Stimmt das also mit diesen 95%?? Ausserdem sagen die Gesundheitsbehörden, dass eine 3 malige Masernimpfung einen Lebenslangen Schutz gewährt - dann sollen die, die Impfen möchten, Impfen, dann haben sie ja den Schutz und die nicht impfen möchten sollen auf eigenes Risiko nicht impfen. Wussten Sie dass in der Schweiz 2009 und 2017 einen Masern-Impftoten gab? Der Todesfall 2017, der an Masern verstarb, war notabene gegen Masern geimpft, Wussten Sie weiter, dass es on der Schweiz pro Jahr 50-60 Todesfälle neim Wandern (nicht beim Klettern) gibt? Wird das Wandern deswegen verboten? Werden die Wanderer mit drakonischen Bussen bestraft ind von ihrer Arbeit ausgeschlosden? Ich glaube nicht.
Darum frage ich noch einmal: wieso dieser hipe wegen dem Impfen?
Karoly Argay, Schweiz, Apotheket

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AW: Impfpflicht

von Jan Kusterer am 12.07.2017 um 18:04 Uhr

Herr Argay,
es geht erst in 2., 3. Linie um Leute die sich nicht impfen lassen wollen. Es geht um Menschen/Kinder die nicht geimpft werden können. Nach ihrer leicht darwinistischen Herangehensweise haben diese Menschen und Kinder dann Pech gehabt?! Oder sollen diese Menschen bei einem Masernausbruch in 5- 30 km Entfernung um ihren Wohnort unter Zwangsquarantäne gestellt werden?!
Ihr Beispiel vom Wandern ist ein wenig komisch. Aber immer schön irgendwelche Zahlen zu schreiben, mache ich ja auch. Aber der eingeklammerte Begriff Klettern macht das Impfen sehr anschaulich. Was machen sie für sich selber und ihre Kinder beim z.B. Klettersteig gehen. Richtig sie ziehen sich alle Helme auf. Und warum? Vor allem nicht wegen Ihnen (gut drahtversichert am Fels) sondern für den Fall das andere Kletter Steine lostreten und sie Ihnen nicht auf den Kopf fallen.

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