„Bild“ und ARD berichten

Neue Vorwürfe gegen Bottroper Zyto-Apotheker

Bottrop - 29.06.2017, 14:15 Uhr

Auf der Titelseite des Boulevardblatts „Bild“ ist auch ein Foto des Zyto-Apothekers abgedruckt, im begleitenden Video ist das Gesicht jedoch unkenntlich gemacht. (Screenshot: DAZ.online)

Auf der Titelseite des Boulevardblatts „Bild“ ist auch ein Foto des Zyto-Apothekers abgedruckt, im begleitenden Video ist das Gesicht jedoch unkenntlich gemacht. (Screenshot: DAZ.online)


Kontrollen sind laut Zyto-Verbandspräsident fast aussichtslos

Angesichts des Falles – wie auch der Berichterstattung seitens der „Bild“ – ist Klaus Peterseim, Präsident des Verbands der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker, sprachlos. „Bildzeitungs-Schlagzeilen kann man gar nicht kommentieren“, erklärte er auf Nachfrage. So ist der Zusammenhang, dass aufgrund womöglich gestreckter Arzneimittel tatsächlich Patienten frühzeitig gestorben sind, schwer nachweisbar und noch nicht geführt – auch wenn die Rechtsanwältin Sabrina Diehl denkt, dies glaubhaft beweisen zu können und demnächst in zwei Fällen Klage einreichen will.

Zusätzliche Überprüfungen sind nach Ansicht von Peterseim vergebens. „Bei entsprechender krimineller Energie gehen Kontrollen ins Leere“, erklärte der Verbandspräsident gegenüber DAZ.online. Er betont, dass vor gut zwei Jahren stichprobenartige Überprüfungen aller Zytostatika-herstellenden Apotheken in Nordrhein-Westfalen durchgeführt worden seien. „Von der Dosierung und Mikrobiologie her waren alle Proben in Ordnung“, erklärt er. „Darauf sind wir sehr stolz.“

Zwar könnten beispielweise auch Restmengen in Zyto-Beuteln aus Arztpraxen überprüft werden, aber dies wäre ein „ungeheurer Aufwand, der wahnsinnige Kosten verursachen würde“, betont Peterseim. „Wenn man das in irgendeiner Weise flächendeckend machen wollte, stünden die Kosten in keinem Verhältnis zu der realen Gefahr.“ Das Gesundheitsministerium von Nordrhein-Westfalen erwägt laut „Panorama“, entweder Rückläufer oder einen zukünftig herzustellenden Überschuss für Kontrollen heranzuziehen.

Peterseim betonte, dass die Vorwürfe nur einen Einzelfall betreffen. „Wenn das stimmt, ist es unfassbar“, erklärte er. Er hätte nicht ausgeschlossen, dass ein Apotheker die Steuer betrügt oder einen Menschen im Affekt totschlägt – aber ein derartiges Vorgehen schon. „Apotheker sind keine besseren Menschen als andere“, betonte Peterseim. „Aber ich hätte bis zu dem Moment, als der Bottroper Fall bekannt wurde, behauptet, dass ein Apotheker niemals wissentlich ein schadhaftes Arzneimittel abgeben würde oder ein handwerklich minderwertiges Arzneimittel herstellt.“ Von daher sei er angesichts des Falls „komplett ratlos“.

Das ARD-Magazin Panorama berichtet am heutigen Donnerstagabend um 23:30 Uhr über den Fall. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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