„Bild“ und ARD berichten

Neue Vorwürfe gegen Bottroper Zyto-Apotheker

Bottrop - 29.06.2017, 14:15 Uhr

Auf der Titelseite des Boulevardblatts „Bild“ ist auch ein Foto des Zyto-Apothekers abgedruckt, im begleitenden Video ist das Gesicht jedoch unkenntlich gemacht. (Screenshot: DAZ.online)

Auf der Titelseite des Boulevardblatts „Bild“ ist auch ein Foto des Zyto-Apothekers abgedruckt, im begleitenden Video ist das Gesicht jedoch unkenntlich gemacht. (Screenshot: DAZ.online)


Mitarbeiter fordert Gesetzesänderung

Doch in dem Artikel der Bild-Zeitung geht es um mehr, auch Systemkritik ist im Spiel. Der frühere kaufmännische Leiter erklärt gegenüber der Bild, dass Zyto-Apotheker „im Großen und Ganzen“ in Deutschland nicht überwacht würden, was die Qualität der Rezepturen angeht. „Was kontrolliert wird, ist der ordnungsgemäße Betrieb des Reinraumlabors“, sagte er – und fordert Gesetzesänderungen. „Was nicht kontrolliert wird, sind die Produkte, die aus dem Labor herauskommen – das kann so nicht sein.“

Es geht inzwischen um viele Arzneimittel

Wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Essen gegenüber DAZ.online bestätigte, gibt es Unregelmäßigkeiten bei deutlich mehr Wirkstoffen als zuvor berichtet. Abrechnungen zu rund 50 Arzneimitteln seien näher geprüft worden. „Bei dieser Vielzahl von Medikamenten taucht immer wieder auf, dass der Apotheker nach unserem bisherigen Erkenntnisstand signifikant weniger Material eingekauft hat als er abgegeben haben will. Wir reden hier über signifikante Unterschiede, das heißt, es geht hier nicht um Unterdosierungen von wenigen Prozent“, hatte sie gegenüber Correctiv erklärt. Bei einzelnen Arzneimitteln seien die Abrechnungsunterschiede bei 20 zu 80 Prozent gelegen.

Nicht nur der Angeklagte, dessen Anwälte auch auf Nachfrage von DAZ.online keine Stellungnahme abgeben wollten, schweigt. Laut Staatsanwaltschaft gilt das auch für fast alle Mitarbeiter. Diese seien von der Polizei vorgeladen worden, doch nach der Belehrung über die Möglichkeit, vom Schweigerecht Gebrauch zu machen, hätten die allermeisten davon Gebrauch gemacht. Es sei nicht weit hergeholt, dass es Mitwisser gegeben habe, erklärte die Pressesprecherin. „Aber wir können nicht den Finger in die Wunde legen und sagen: Du hast das gemacht“, betonte sie.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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