Weltnichtrauchertag 2017

Apotheker können beim Rauchstopp helfen

Stuttgart / Kopenhagen - 31.05.2017, 16:20 Uhr

Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag: Wie können Apotheken zum Rauchstopp beraten? (Foto: Kwangmoo / stock.adobe.com)

Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag: Wie können Apotheken zum Rauchstopp beraten? (Foto: Kwangmoo / stock.adobe.com)


„Rauchen – eine Bedrohung für die menschliche Entwicklung“. Dieses Motto wählte die WHO für den Nichtrauchertag 2017. Wie in jedem Jahr mahnt am 31. Mai die Weltgesundheitsorganisation vor den Folgen des Tabakkonsums. Wie beraten Apotheker kompetent zum Nikotinersatz – Pflaster oder Kaugummis? Sind E-Zigaretten empfehlenswert? 

Silvester ist lange her und nach fünf Monaten wohl auch alle guten Vorsätze zum neuen Jahr. Ein beliebter Gute-Vorsätze-Klassiker – „endlich mit dem Rauchen aufhören“ – ist bei den meisten Rauchern wahrscheinlich längst verpufft. Und munter glimmt die Zigarette weiter. Zeit für eine zwischenjährliche kleine Erinnerung, findet die WHO. Wie in jedem Jahr am 31. Mai appelliert sie zum Rauchstopp. Dass der Weltnichtrauchertag jährlich begangen wird zeigt wohl, dass die Zigarette mittlerweile zwar aus den meisten Bars und TV-Filmen verdrängt wurde. Doch das bedeutet längst nicht, dass auch alle auf sie verzichten. Fünf Millionen Menschen sterben jährlich an den Folgen des Tabakkonsums.

Wie können Apotheker zum Rauchstopp beitragen?

Eines der Ziele der Weltgesundheitsorganisation lautet: „Aufzuzeigen, wie Einzelpersonen zur Verwirklichung einer nachhaltigen, tabakfreien Welt beitragen können, entweder durch den festen Vorsatz, nie zum Tabakkonsumenten zu werden, oder durch künftigen Rauchverzicht“. Apotheker prädestinieren sich geradezu für dieses Amt: Sie qualifizieren sich als kompetente Heilberufler und können dem Tabakkonsumenten entsprechende Hilfsmittel zur Rauchentwöhnung – Nikotinersatztherapie (NET) – direkt abgeben. Und Nikotinersatz macht durchaus Sinn: Es gibt zahlreiche Studien, die die Effizienz einer Nikotinsubstitution während des Prozesses der Entwöhnung belegen. 

Nikotinersatz: Pflaster oder Kaugummi?

Das Portfolio zum Nikotinersatz ist reich in der Apotheke: Was passt für welchen Raucher? Pflaster, Kaugummis, Lutschtabletten Inhaler oder Nikotinspray? Nicht jedes Präparat zur Nikotinsubstitution eignet sich gleichermaßen gut für jeden Raucher. Pflaster sorgen für eine konstante Versorgung mit Nikotin und wirken länger. Kaugummis, Lutschtabletten oder Sprays fluten hingegen rascher an und können Nikotinentzugsymptome akut lindern.

Der Gelegenheitsraucher und der regelmäßige Raucher

Ein Raucher, der nur ab und an zur Zigarette greift, ist meist mit einem kurzwirksamen Präparat wie Nicorette® (Kaugummis in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, Lutschtablette, Inhaler, Spray) oder auch Nicotinell® (Kaugummis, Lutschtabletten) gut versorgt. Ein regelmäßiger Nikotinkonsument profitiert von einer guten Basalversorgung mit Nikotin. Hier können Apotheker Pflaster (zum Beispiel von Nicotinell®) anbieten.

Für den starken Raucher …

… sollten verschärfte Nikotinersatz-Geschütze aufgefahren werden. Zu dieser Empfehlung kommt auch die Leitlinie. Denn Raucher mit starken Entzugserscheinungen bekommen ihre Symptome am besten durch eine Kombination eines langwirksamen Präparates mit einem kurzwirksamen in den Griff. Für eine solch duale Therapie eignen sich Pflaster plus Inhaler oder Kaugummis oder Spray. Es gilt als erwiesen, dass insbesondere starke Raucher hinsichtlich ihrer Erfolgschancen von diesen Kombinationen profitieren.

Wie lange sollen Raucher Nikotinersatzpräparate anwenden?

Die Dauer einer Nikotinersatztherapie wird mit acht bis zwölf Wochen bemessen, kann aber „bei gutem Behandlungserfolg, aber fortgesetzter Rückfallgefahr“ verlängert werden, schreibt die aktuelle Leitlinie. In dieser Zeit reduzieren die ehemaligen Raucher Schritt für Schritt die Stärke ihrer Pflaster oder die Anzahl und Dosis ihrer Kaugummis. Sie können auch nikotinhaltige Kaugummis durch wirkstofffreie ersetzen und dadurch zu einer Dosisreduktion beim Nikotinersatz kommen. 

E-Zigarette als Nikotinersatz – empfehlenswert? 

Seit einigen Jahren erfreuen sich E-Zigaretten einer zunehmenden Beliebtheit. Die Akzeptanz unter den Rauchern scheint besonders groß zu sein, kommt doch das Komsumverhalten dem Rauchen einer Tabakzigarette am nächsten. Doch die Datenlage ist bislang dünn. Unsicherheit besteht auch bei einem Bestandteil, der als Vernebelungsmittel in der E-Zigarette eingesetzt wird: Propylenglykol. Das ist auch der Grund, warum die Leitlinie sich bislang nicht uneingeschränkt für eine Empfehlung zur Entwöhnung ausgesprochen hat. Vielmehr sieht sie die E-Zigarette als Option zur „Harm Reduction". Und zwar für Raucher ohne Abstinenzmotivation, die dauerhaft ihren Tabakkonsum einschränken wollen. Oder als dual use: Kombinierter Gebrauch von Tabak- und E-Zigarette, um den Konsum des Tabakpräparates zu reduzieren. Und als vorübergehende Alternative bei Abstinenzmotivation bis zum endgültigen Rauchstopp.

Welche Tipps kann die Apotheke sonst noch geben?

Aufschieben, ausweichen, ablenken – mit diesen nicht-pharmakologischen Maßnahmen können Raucher versuchen, ihre Sucht etwas auszutricksen. Diese Tipps gab der Vizepräsident der Bundesapothekerkammer Thomas Benkert zum Jahresstart. So sollten Raucher beim Verlangen nach einer Zigarette erst einmal zehn Mal durchatmen, aufschieben also. Ausweichen sollten sie außerdem Bereichen, in denen sie in besonderem Maße zum Zigarettenrauchen eingeladen werden, beispielsweise Bars, in denen Tabakkonsum gestattet ist oder Raucherzonen am Bahnhof. Ablenken durch ein Telefonat beispielsweise kann letztendlich auch helfen, seine Gedanken auf etwas anderes als eine Zigarette zu fokussieren.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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