Baden-Württemberg

Apotheker planen digitale Rezeptsammelstelle

Berlin - 27.04.2017, 11:55 Uhr

Bald auch digital: Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg bastelt derzeit an einer digitalen Rezeptsammelstelle, die die Arbeit für die Apotheker erleichtern und auch für den Patienten Vorteile mit sich bringen soll. (Foto: dpa)

Bald auch digital: Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg bastelt derzeit an einer digitalen Rezeptsammelstelle, die die Arbeit für die Apotheker erleichtern und auch für den Patienten Vorteile mit sich bringen soll. (Foto: dpa)


In Baden-Württemberg wirbelt DocMorris den Apothekenmarkt derzeit mit einem Video-Abgabeautomaten auf. Doch die Apotheker tüfteln bereits an einer Antwort: Nach Informationen von DAZ.online plant der Landesapothekerverband Baden-Württemberg eine digitale Rezeptsammelstelle. Die „e-Rezeptsammelstelle“ soll die Arbeit des Apothekers erleichtern. Langfristig sollen sich Kunden auch an der Rezeptsammelstelle beraten lassen können.

In Baden-Württemberg könnte in den kommenden Jahren der Kampf um die Zukunft des Apothekenmarktes ausgetragen werden: DocMorris hat in dem Örtchen Hüffenhardt in der vergangenen Woche einen Video-Abgabeautomaten eröffnet. Nach der Schließung durch eine Behörde nahm die niederländische Versandapotheke das Gerät am gestrigen Mittwoch wieder in Betrieb, allerdings nur mit OTC-Arzneimitteln. DocMorris will schon bald aber auch wieder Rx-Medikamente abgeben. Das Regierungspräsidium will der OTC-Abgabe vorerst nicht widersprechen.

Wie nun bekannt wird, hat der Landesapothekerverband Baden-Württemberg von DAV-Chef Fritz Becker in den vergangenen Monaten bereits an einer Antwort auf diese Entwicklung gebastelt. Beim gestrigen DAV-Wirtschaftsforum erwähnte Becker, dass er in seiner Heimat schon bald Konzepte vorstellen werde, mit denen sein Verband auf die Entwicklung reagieren wolle – auch um zu zeigen, dass die Apotheker durchaus an digitalen Lösungen arbeiten können, die die Abgabe durch die Apotheke vor Ort miteinbeziehen.

DAV-Chef Fritz Becker plant die e-Rezeptsammelstelle

Ein Sprecher des LAV BaWÜ bestätigte gegenüber DAZ.online nun, dass der Verband gemeinsam mit einem Technologiepartner an einer „digitalen Rezeptsammelstelle“ arbeite. Ziel des Konzeptes soll es sein, dass die Übermittelung der Rezepte von der Eingabe des Kunden zum Apotheker elektronisch erfolgt. Der Patient soll sein Rezept also wie gehabt in die Rezeptsammelstelle eingeben. Das Gerät digitalisiert das Rezept dann und sendet es an den Apotheker, der die Auslieferung so schneller vorbereiten kann. „Der Apotheker erspart sich so eine Tour“, erklärte der Verbandssprecher.

Der Verbandssprecher ergänzte, dass das Konzept auf der klassischen Rezeptsammelstelle, also dem Briefkasten beruhe. „Es handelt sich hierbei nicht um einen Abgabeautomaten wie bei DocMorris. Vielmehr muss der Apotheker das Original des Rezeptes auch nach wie vor abholen. Durch die Digitalisierung kann er die Bestellung aber schneller bearbeiten. Dadurch profitiert auch der Patient“, erklärte der Sprecher.

Noch ist nicht klar, wann in Baden-Württemberg die erste digitale Rezeptsammelstelle ans Netz gehen soll. Man arbeite derzeit noch an technischen Lösungen, es gehe auch um Patent-Angelegenheiten, erklärte der Verbandssprecher. Langfristig ist allerdings schon eine Erweiterung der e-Rezeptsammelstelle geplant: Neben der puren Rezept-Abgabe-Funktion soll dann auch eine „Dialogkomponente“ eingebaut werden, der Kunde soll sich also mit dem Apotheker verbinden und beraten lassen können. Wie genau diese Lösung funktionieren soll, wollte der Verbandssprecher noch nicht verraten.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Wenn schon e & digital ... dann gleich eine DAV- Kommissionierer-Sammelstelle ...

von Christian Timme am 29.04.2017 um 11:00 Uhr

Wann plant der DAV eine digitale Kommissionierer-Sammelstelle zur Liefer-Optimierung aller Präsenz-Apotheken?. Und da geht noch mehr, wenn da nicht schon wieder diese "Holzköpfe" wären ...

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Nicht nur reagieren sondern verstärkt agieren ...

von Christian Timme am 28.04.2017 um 3:33 Uhr

Er ist noch nicht zu spät, noch sind fast 20.000 Präsenzapotheken im Markt. Wenn sie noch länger in der gewohnten Demutshaltung verharren wird das von der Gegenseite eher als verstärkte Aufforderung verstanden die bestehenden Aktivitäten weiter zu beschleunigen. Während DocMo, Amazon & Co. "Tatsachen schaffen" wartet der Berufsstand auf den "lieben Gott" und den Erzengel Gabriel. Es wird allerhöchste Zeit die eigene Präsenz mit den vorhandenen Ressourcen zu kombinieren um zügig und gezielt nicht nur zu reagieren sondern zu A G I E R E N ... denn wer sich treiben lässt, der wird getrieben ...

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HIER ...

von gabriela aures am 27.04.2017 um 12:14 Uhr

...liegt unser Hund begraben :

"Doch die Apotheker tüfteln bereits an einer Antwort".

Wir tüfteln an Antworten - wir sind die Gejagten, die, die reagieren müssen.

Wir sind und waren nicht die, die vorangehen und die Konzepte vorlegen, die der Politik den Atem rauben.

Und falls jemand erwidert, daß Ba-Wü schon länger tüftelt : das Projekt von DocMo war lange genug bekannt - da kann man nicht ruhig warten bis Fakten geschaffen werden !

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AW: wir tüfteln...

von Susanne Wagner-Schröer am 28.04.2017 um 1:26 Uhr

Das Problem liegt ganz woanders: alle innovativen Ideen, die Apotheker in den letzten Jahren hatten, scheiterten am Klein Klein der Verbände, Kammern und Behörden: Botendienst - nur im Einzelfall (Doc Morris versendet en gros), Rezeptsammelstellen nur in Ausnahmefällen, Abholen von Rezepten aus Arztpraxen verboten wegen Zuweisung (was ist mit Oma Piepenbrink, die nach Hausbesuch nicht selbst laufen kann?), Stellen von Arzneiitteln in extra Räumen Heimen etc. pp. Heime werden kostenlos geblistert/gestellt - alle machen mit, Einigkeit gibt es keine unter den "Kollegen". Wir lassen uns mit Hungerlöhnen abspeisen und wenn das Thema Streik auf die Tagesordnung kommt, dann haben wir einen Versorgungsauftrag... Apotheker haben in den letzten Jahrzehnten gemeint, "es geht schon weiter"... Nein, es ist zu spät und fatal für unseren Berufsstand. Wir haben uns kaputt reguliert, durch Besitzstandswahrung ins Aus manövriert.

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