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Baden-Württemberg
So sieht der neue DocMorris-Abgabeautomat in Hüffenhardt aus
Im baden-württembergischen Dörfchen Hüffenhardt ist am heutigen Freitag die Hölle los. Um die alte, inzwischen geschlossene Apotheke des Ortes scharen sich Journalisten, Beamte und interessierte Bürger, um den neuen Video-Abgabeautomaten von DocMorris zu inspizieren. Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat inzwischen Beamte geschickt, um die Legalität des Geschäftes zu überprüfen.
Im baden-württembergischen Hüffenhardt haben sich die Ereignisse in den vergangenen 48 Stunden überschlagen: Am Mittwoch öffnete die niederländische Versandapotheke DocMorris klammheimlich ihren Video-Abgabeautomaten, am gestrigen Donnerstag berichteten erstmals die Medien darüber. Am heutigen Freitag sind nun Journalisten von Fach- und Publikumsmedien, Vertreter der Apothekerkammer und des Verbandes sowie Beamte aus dem Regierungspräsidium Karlsruhe nach Hüffenhardt gereist, um sich das neue Geschäft anzuschauen. Das Interesse an dem Automaten ist groß, schließlich ist er sowohl bei den Behörden als auch bei den Apothekern und in der Politik höchst umstritten.
DocMorris hatte den Automaten entwickeln und bauen lassen, weil es in Hüffenhardt seit einiger Zeit keine Apotheke mehr gibt. Die einzige Apotheke hatte geschlossen und keinen Nachfolger finden können. Bürgermeister Walter Neff zeigte sich nach Gesprächen mit DocMorris offen für eine alternative Abgabe-Lösung im Ort, im Mai 2016 unterschrieb DocMorris den Mietvertrag für die Räume der alten Apotheke. Die Bauarbeiten begannen, dann gab es einige Verzögerungen, nun ist der Automat aber geöffnet.
Unterbrochen von einer Mittagspause können die Hüffenhardter nun von Montag bis Samstag Rx- und OTC-Arzneimittel aus dem Automaten beziehen. Wie der Bestellprozess beziehungsweise die Abgabe des Rezeptes genau funktioniert, hatte DAZ.online am gestrigen Donnerstag berichtet. Im Laden stehen den DocMorris-Kunden unterstützend sogenannte „Welcome-Manager“ zur Verfügung. DocMorris betont allerdings, dass seine Mitarbeiter kein pharmazeutisches Fachpersonal sind und für die fachliche Betreuung ausschließlich der aus den Niederlanden per Video zugeschaltete Apotheker zuständig ist.
Ist der Abgabe-Automat rechtswidrig?
Trotzdem bleiben derzeit noch viele Fragen offen: Das Regierungspräsidium Karlsruhe hatte am gestrigen Donnerstag gegenüber DAZ.online erklärt, dass DocMorris zwar eine Lagerung von Arzneimitteln in Hüffenhardt beantragt habe, aber keine Abgabe. Eine Abgabe sei aus Sicht der Behörde erneut zu überprüfen und gegebenenfalls rechtswidrig. Am heutigen Freitag betonte ein Behördensprecher, dass bereits Beamte vor Ort seien und sich noch heute ein Bild machen wollen, ob die Arzneimittelabgabe illegal ist oder nicht.
Fraglich ist zudem, wer die Arzneimittel für den Automaten zur Verfügung stellt. DocMorris wollte sich zu dieser Frage nicht äußern. Schwer vorstellbar ist, dass einer der großen Großhändler den Hüffenhardter Automaten beliefert. Die Abgabestelle hat laut DocMorris rund 8.000 Medikamente dauerhaft im Vorrat, hinzu kommen etwa 500 gekühlte Packungen. Um ein solches Warenlager dauerhaft aufrecht zu erhalten, sind regelmäßige Belieferungen nötig.
Außerdem stellt sich die Frage nach dem Datenschutz. Ein DocMorris-Sprecher erklärte gegenüber DAZ.online, dass jeder Kunde vor der Nutzung des Automaten eine Datenschutzerklärung abgeben muss. Aber wofür braucht DocMorris diese Erklärung? Speichert die Versandapotheke Versichertendaten? Oder will DocMorris seinen Kunden beim nächsten Besuch aufgrund des letzten Kaufes erneute Angebote machen?
DocMorris will Versorgungslücke schließen
Das Unternehmen selbst hat inzwischen eine Pressemitteilung veröffentlicht. Dort heißt es: „Im Abgabeterminal von DocMorris befindet sich ein großes Spektrum an gängigen Arzneimitteln zur Akutversorgung der Hüffenhardter. Das Lager verfügt über 8.000 Lagerplätze, ergänzt um ein Kühlmodul mit einem Fassungsvermögen von bis zu 500 Packungen. Übrigens steht vor Ort ein DocMorris-Mitarbeiter als Ansprechpartner für die Kunden zur Verfügung, um bei allen nicht-pharmazeutischen Fragen rund um den neuen Service und die Technik zu helfen.“
In der Mitteilung wird Vorstandsmitglied Max Müller zitiert: „Wir freuen uns, dass wir mit unserer digitalen eHealth-Anwendung die bestehende pharmazeutische Versorgungslücke in der Gemeinde Hüffenhardt schließen können. Mit unserem Pilotprojekt zeigen wir, wie dank der Digitalisierung ländliche Strukturen gestärkt werden können und der Bevölkerung ein Stück Lebensqualität bewahrt oder gar zurückgegeben werden kann.“
5 Kommentare
Recht und Gesetz
von Thomas Brongkoll am 21.04.2017 um 13:55 Uhr
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Das ist eine Apotheke ohne BE
von Anita Peter am 21.04.2017 um 13:17 Uhr
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von Christian Timme am 21.04.2017 um 12:27 Uhr
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von Karl Friedrich Müller am 21.04.2017 um 11:56 Uhr
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von Frank Ebert am 21.04.2017 um 11:30 Uhr
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