Ausschreibung gestartet

Wer will Medizinal-Cannabis anbauen? 

Stuttgart - 11.04.2017, 14:00 Uhr

Ein paar Töpfe werden nicht ausreichen, um sich an der Ausschreibung der Cannabisagentur zu beteiligen. (Foto: Jdubsvideo / Fotolia)

Ein paar Töpfe werden nicht ausreichen, um sich an der Ausschreibung der Cannabisagentur zu beteiligen. (Foto: Jdubsvideo / Fotolia)


Bislang wird der Bedarf an Cannabis für medizinische Zwecke über Importe gedeckt. In etwa zwei Jahren soll die Arzneidroge auch aus deutschem Anbau zur Verfügung stehen. Vergangene Woche hat die beim BfArM angesiedelte Cannabisagentur die Ausschreibung veröffentlicht. 

„Anbau, Weiterverarbeitung, Lagerung, Verpackung und Lieferung von Cannabis zu medizinischen Zwecken in einer gesicherten Inhouse-Plantage in Deutschland.“ So lautet die Bezeichnung des Auftrags, den die Cannabisagentur im Amtsblatt der Europäischen Union am 8. April ausgeschrieben hat. Auf gut Deutsch: die Cannabisagentur, die den Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke in Deutschland steuern und kontrollieren soll, sucht Anbaupartner in Deutschland. Interessenten können sich ab sofort auf der Vergabeplattform der Cannabisagentur beteiligen.

Das angebaute Cannabis wird ausschließlich zu medizinischen Zwecken verwendet – ist also ein Arzneimittel. Er muss den Vorgaben der Monografie „Cannabisblüten“ (DAB) entsprechen sowie die Vorgaben der weiteren relevanten Monografien und Leitlinien erfüllen. Auf diese Weise will die Cannabisagentur die Verfügbarkeit von Cannabis für medizinische Zwecke in reproduzierbarer Qualität nach arzneimittelrechtlichen Vorgaben sicherstellen. 

Erfahrung ist von Vorteil

Mit der Ausschreibung soll der kommerzielle Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken in Deutschland angestoßen werden. Bereits anderswo, zum Beispiel in Österreich oder den Niederlanden, Erfahrungen mit dem Anbau von medizinischem Cannabis gesammelt zu haben, ist für die Bewerber von Vorteil. Die Vergabe erfolgt nämliche nach einem Punktesystem. Man erhält dabei zwar auch Punkte, wenn man „Referenzen über den Anbau, die Verarbeitung und die Lieferung von Arzneipflanzen (ohne Cannabis) mit einer Liefermenge von mindestens 50 kg je Referenz in den letzten drei Jahren“ vorweisen kann. Aber der Punktwert, den es für Referenzen beim Cannabisanbau gibt, ist doppelt so hoch Und doppelt so ist auch die damit maximal zu erzielende Gesamtpunktzahl: so kann man mit anderen Arzneipflanzen maximal 20 von 60 Punkten erreichen, mit Erfahrungen beim Cannabisanbau kann man bis 40 Punkte sammeln. Laufen soll der Vertrag 65 Monate.

Kein Cannabis-Lager im BfArM

Nach der Ernte wird die Cannabisagentur das Cannabis für medizinische Zwecke in Besitz nehmen. Auch der Verkauf der Blüten an Hersteller von Cannabisarzneimitteln, Großhändler oder Apotheken soll über die Cannabisagentur laufen. Das bedeute allerdings nicht, dass die Ernte ins BfArM transportiert und dort gelagert wird. Darauf wird explizit hingewiesen. Lagerung und Weiterverteilung werden bei den jeweiligen Anbaubetrieben beziehungsweise weiteren beauftragten Unternehmen stattfinden.

Weiter wird die Cannabisagentur einen Herstellerabgabepreis festlegen. Gewinne oder Überschüsse dürfen dabei allerdings nicht erzielt werden. Lediglich Personal- und Sachkosten will man decken. Was die Cannabis-Arzneimittel dann tatsächlich in der Apotheke kosten, darauf hat die Agentur keinen Einfluss, heißt es auf der Internetseite. Es werden jedoch dieselben Regelungen wie beim Vertrieb anderer Betäubungsmittel gelten. 

Erste Ernte 2019 erwartet

Bis Cannabis aus hiesigem Anbau zur Verfügung steht, wird der Bedarf seit Inkrafttreten des „Cannabis-Gesetzes” am 10. März 2017 mit Importen gedeckt. Die erste Ernte wird für 2019 erwartet. Derzeit wird in den Niederlanden und in Kanada bestellt, aber grundsätzlich kann Cannabis aus jedem Land importiert werden, das Cannabis zu medizinischen Zwecken unter staatlicher Kontrolle anbaut und in Arzneimittelqualität anbietet.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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3 Kommentare

Anbau

von David am 28.03.2018 um 9:35 Uhr

Ich würde mich sofort dafür bereitstellen, ich finde dei Pflanzen so interessant und Lehrreich, jedoch hätte ich keine Chance darauf, da ich keine "Erfahrung" in diesem Bereich habe..wie auch wenn es Illegal ist. Noch dazu kommt das ich dann Teil einer Entwicklung wäre, da meiner Meinung nach in den nächsten 5 Jahren die Legalisierung bevorsteht.

Ich würde auf jeden Fall sofort meinen Job dafür kündigen wenn ich eine Chance darauf hätte.

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4 monate

von sticky am 11.04.2017 um 20:16 Uhr

mal ne kleine rechnung für die die keine ahnung haben.

200kg pro jahr das ist nichts.

man könnte 4 mal 50kg anbauen auf ein jahr verteilt und dafür wären nur ca.80m2 blütefläche von nöten
und 20m2 vorzucht

oder

man macht 200kg aufeinmal
dazu wären 330m2 von nöten und ca 80m2 vorzucht und dann würde es nur ca 4 monate dauern bis es fertig ist.

FERTIG TROCKEN VERPACKT

das was hier gesucht wird kann man in nem 200m2 haus ohne probleme im jahr erwirtschaften.

eigentlich lächerlich aber eine geldmaschine die ihres gleichen sucht.

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Anmerkung

von Fenko am 11.04.2017 um 19:23 Uhr

Der Bedarf wird derzeit nicht im Ansatz gedeckt. Die Importe reichen bei Weitem nicht aus um die Inhaber einer Erlaubnis nach § 3 BtMG zu versorgen. Der Preis ist seit Inkrafttreten des Gesetzes auf das doppelte gestiegen. Nur vereinzelt haben Apotheken die Preise konstant gehalten. Im Vergleich zu den Niederlanden ist der Preis für Medizinalhanf etwa viermal so hoch, tendenz steigend. Wäre die Ausschreibung nicht so restriktiv könnte der Situation bereits Anfang 2018 Abhilfe geschaffen werden.

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