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Sechs von zehn Arzneimitteln sind heute rabattiert

Essen - 03.04.2017, 17:55 Uhr

Auf über die Hälfte der ärztlichen Verordnungen werden heute in der Apotheke Rabattarzneimittel abgegeben. (Foto: picture alliance/Westend61)

Auf über die Hälfte der ärztlichen Verordnungen werden heute in der Apotheke Rabattarzneimittel abgegeben. (Foto: picture alliance/Westend61)


In ersten, ernsthaften Rabattvertragsjahr 2007 Jahr machten die rabattbegünstigten Arzneimittel 17,5 Prozent aller zulasten der GKV  in der Apotheke abgegebenen Fertigarzneimittel aus. 2008 – im ersten vollen Jahr – betrug ihr Anteil am Gesamtmarkt immerhin schon 41,6 Prozent. Und wie sieht das heute, also nach zehn Jahren aus?

Mit Inkrafttreten des „Gesetzes zur Stärkung des Wettbewerbs in der Gesetzlichen Krankenversicherung“ (GKV-WSG) zum 1. April 2007 wurden die Rabattverträge zwischen Herstellern und gesetzlichen Krankenkassen (nach § 130a Abs. 8 SGB V) scharf gestellt. Immerhin gaben die Apotheken bis zum Jahresende 2007 dann noch knapp 106,4 Millionen rabattbegünstigte Arzneimittel zulasten der gesetzlichen Krankenkassen ab. Das entspricht einem Anteil von 17,5 Prozent aller zulasten der GKV im Gesamtjahr 2007 abgegebenen Fertigarzneimittel. Das waren annähernd 608 Millionen Packungen.

Über die Höhe der im Startjahr erzielten, vertraglich vereinbarten Rabatte hat sich die amtliche Statistik des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) ausgeschwiegen. 

Basisjahr der Analyse: 2008

Wenn man die Entwicklung der rabattbegünstigten Arzneimittel und ihrer Anteile am Gesamtmarkt analysieren will, eignet sich 2007 nicht als Basisjahr. Denn viele Verträge zwischen Herstellern und Krankenkassen konnten erst im Laufe des Jahres 2007 geschlossen werden. Zudem mussten Versicherte, Ärzte und Apotheker lernen, mit dieser neuen gesetzlichen Verpflichtung (insbesondere nach § 129 Abs. 1 SGB V) umzugehen, ebenso wie auch Hersteller und Krankenkassen mit der Vertragsgestaltung und deren Inhalten.

Und das Jahr 2008 ist noch aus einem weiteren Grund prädestiniert, als Basisjahr für die Analyse der Entwicklung der rabattbegünstigten Arzneimittel herangezogen zu werden. (Anmerkung: Alle Arzneimitteldaten, die für diese Analyse verwendet werden, sind von INSIGHT Health zur Verfügung gestellt worden.) Denn mit Inkrafttreten des GKV-Modernisierungsgesetzes (GMG) zum 1. Januar 2004 hatten die Vertragsärzte kräftig auf die Verordnungsbremse getreten. Erst ab 2008 stabilsierte sich die „Lage an der Verordnungsfront“ wieder.

Fertigarzneimittel zulasten der GKV von 2008 bis 2016

2008 wurden gut 623,0 Millionen Fertigarzneimittel zulasten der GKV verordnet. Die Zahl der Versicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung legte von 2008 bis 2016 um 1,7 Prozent zu. Die Zahl der Fertigarzneimittel, die in Apotheken im selben Zeitraum zulasten der GKV abgegeben haben, stieg hingegen überproportional, nämlich um 9,0 Prozent (auf 679,0 Mio. Packungen). Der Anteil der verschreibungspflichtigen Arzneimittel wurde dabei größer, er wuchs von 89,4 Prozent (2008) auf 91,2 Prozent (2016). Das entspricht einer Entwicklung von 111,2 Prozent. Bei den rein apothekenpflichtigen Arzneimitteln sind die Zahlen rückläufig. Diese verordneten die Vertragsärzte im Jahr 2016 absolut fast zehn Prozent weniger als 2008.

Entwicklung bei den Rabattarzneimitteln

Nachdem im Startjahr 106,4 Millionen rabattbegünstigte Arzneimittel zulasten der GKV abgegeben worden sind, stieg ihre Zahl im ersten vollen Jahr (2008) auf beachtliche 259,2 Millionen Packungen an. Das entsprach einem Anteil am Gesamtmarkt von immerhin schon 41,6 Prozent. Bis 2016 stieg die Zahl dann kontinuierlich – auf 397,7 Millionen Packungen – an. Das ist gleichbedeutend mit einer Entwicklung von beachtlichen 153,5 Prozent.

Während die Zahl der abgegebenen, rein apothekenpflichtigen, rabattbegünstigten Arzneimittel im Untersuchungszeitraum von 2008 bis 2016 absolut um 35,6 Prozent (von 15,2 auf 9,8 Mio. Packungen) zurückgegangen ist, nahm die Zahl der rezeptpflichtigen rabattbegünstigten Arzneimittel im selben Zeitraum um 59,0 Prozent (von 243,9 auf 387,9 Mio. Packungen) zu. Insgesamt wuchs die Zahl der der GKV in Rechnung gestellten Rabatt-Arzneimittel  im Untersuchungszeitraum um knapp 53,5 Prozent.  Der Anteil aller zulasten der GKV verordneten rabattbegünstigten (also einschließlich der apothekenpflichtigen) Arzneimitteln liegt damit aktuell bei 58,6 Prozent. 

Bei Rx immer mehr Rabattartikel

Und im Bereich der rabattierten verschreibungspflichtigen Arzneimitteln wächst dieser weiter: Im Jahr 2016 erreichten sie mit 63,0 Prozent eine vorläufige Höchstmarke – die bereits im Januar 2017 allerdings schon wieder überschritten wurde. Bei den rein apothekenpflichtigen Arzneimitteln hingegen liegt die Quote immer noch 16,4 Prozent. Dabei muss allerdings bedacht werden, dass es im Laufe der letzten Jahre beim Absatz  in diesem Bereich so gut wie keine Zuwächse gab.

Im Klartext bedeutet das, dass die rabattbegünstigten Arzneimittel aktuell den zulasten der GKV verordneten Fertigarzneimittelmarkt dominieren. Von zehn Arzneimitteln, die vom Arzte verordnet werden, erhält der Patient in sechs Fällen in der Apotheke ein Rabattarzneimittel. 



Uwe Hüsgen, Dipl.-Math.
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Gier

von Karl Friedrich Müller am 04.04.2017 um 6:56 Uhr

Was wollen die KK noch?
Das ist nicht alles. Ständig sinken die Festbeträge. Trotzdem wird behauptet, deutsche AM seien teurer als im Ausland, obwohl sie immer weniger kosten.
Die KK greifen überall Rabatte ab. Bei Herstellern, Apotkeken. Nun reicht das immer noch nicht. "Boni" sollen auch noch abgegriffen werden.
Sinnlose Gier! Während der Staat und KK zulassen, dass sich Konzerne und Aktionäre an den Beiträgen der Versicherten mästen! Dafür erhält der Kranke immer schlechtere Leistungen!

Das ist Missbrauch und Veruntreuung!

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