Studie zur AMPreisV

Apotheken-Umfrage in zwei Varianten im Umlauf

Süsel - 06.02.2017, 11:05 Uhr

Die Umfrage, die in der letzten Woche viele Apotheken erreicht hat, sorgt für Verwirrung. (Foto: screenshot/daz)

Die Umfrage, die in der letzten Woche viele Apotheken erreicht hat, sorgt für Verwirrung. (Foto: screenshot/daz)


Viele Apotheker sehen sich derzeit mit einer umfangreichen Fragensammlung zur Arzneimittelpreisverordnung konfrontiert - und viele sind erstaunt, was dort nicht gefragt wird. Doch es gibt zwei Varianten der Umfrage.

Von der derzeit laufenden Umfrage der Beratungsgesellschaft 2hm & Associates zur Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) kursieren zwei Varianten. Dies bestätigte Iris an der Heiden, die bei der Beratungsgesellschaft für die Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums zuständig ist, gegenüber DAZ.online. Ein Teil der Fragen richte sich an alle befragten Apotheken. Weitere Fragen würden dagegen jeweils nur einem Teil der Apotheken gestellt. Diese Aufteilung diene nur dem Zweck, die einzelnen Apotheken nicht mit zu vielen Fragen zu belasten, erläuterte an der Heiden. Eine Variante der Fragensammlung enthält detaillierte Fragen zu klassischen Rezepturen und einige Fragen zur Abgabe von Arzneimitteln und Hilfsmitteln. In der anderen Variante wird genauer nach der Warenbewirtschaftung und der Verteilung der Arbeit auf die verschiedenen Berufsgruppen in der Apotheke gefragt.

Inhalt orientiert sich an den Leitlinien der BAK

Zum Inhalt der Fragen erläuterte an der Heiden: „Die Fragen sind stets an den Leitlinien der Bundesapothekerkammer und an der Struktur der Arzneimittelpreisverordnung orientiert.“ Dies machte sie am Beispiel der Rezeptur deutlich: „Die Fragen zur Rezeptur beziehen sich konsequent auf die Kategorien der Arzneimittelpreisverordnung.“ (Gemeint ist die Aufteilung der Darreichungsformen in Gruppen mit verschiedenen Rezepturzuschlägen.) Dies ergebe sich für sie aus dem Auftrag für die Studie, die Zuschläge gemäß der AMPreisV zu prüfen. Dabei räume sie jedem Bestandteil der AMPreisV gleiches Gewicht ein. Es würden also alle Zuschläge gleichermaßen hinterfragt.

Mit Blick auf die Fragen zur Beratung in Apotheken erklärte an der Heiden: „Es ist nicht das Ziel der Umfrage, das Geschäft der Apotheken als Ganzes abzufragen.“ Die Studie würde neben den Antworten auf die Umfrage auch andere Datenquellen nutzen, die gemeinsam in das Ergebnis eingehen.

Frage nach dem Rx-Umsatz soll keine große Bedeutung haben

Die Irritationen um die Frage nach dem prozentualen Anteil der verschreibungspflichtigen Arzneimittel am Apothekenumsatz bezeichnete an der Heiden als unbegründet. Diese Frage habe für sie keine große Bedeutung. Es sei nur eine Zusatzfrage, um einen Eindruck von den großen Unterschieden bei der Verteilung zwischen Rx- und OTC-Umsatz zu bekommen. Sie trat damit der Spekulation entgegen, diese Frage diene dazu, die Gesamtkosten anteilsweise auf die verschreibungspflichtigen Arzneimittel umzulegen.

Zur Frage, wie viele Defekturarzneimittel durchschnittlich zusammen angefertigt werden, erklärte an der Heiden, damit sei die Chargengröße gemeint. Offenbar haben einige Apotheker an dieser Stelle allerdings die Chargenanzahl eingetragen. Doch bleibt offen, warum nicht gleich diese eindeutigen Begriffe verwendet wurden.

Analyse zur Umfrage

Welche Fragen bei der Umfrage gestellt werden und was dies für die Apotheken bedeuten kann, erfahren Sie in einer umfassenden Analyse in der nächsten Ausgabe der DAZ und » hier.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Alles eine Frage der Zutaten ...

von Christian Timme am 07.02.2017 um 12:36 Uhr

"Die Studie würde neben den Antworten auf die Umfrage auch andere Datenquellen nutzen, die gemeinsam in das Ergebnis eingehen."

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Dürfen wir hoffen: Der Missstand "Hoch Defizitäre Rezeptur" wird angegangen?

von Wolfgang Müller am 06.02.2017 um 14:42 Uhr

Man muss es sehr begrüßen, dass sich hier ein nicht vorbelasteter externer Berater nun den bizarren Apotheken-Missstand "Defizitäre Rezeptur-Honorierung" vorknöpfen könnte.

Die Apothekerschafts-Standesvertretung WILL doktrinär seit Langem vollkommen offiziell das Rezeptur-Dumping. Damit als einziger Berufsstand SELBER die von Jahr zu Jahr immer verlustträchtigere Erbringung einer essentiellen, unter den Einzelnen vollkommen ungleich und damit ungerecht verteilten sehr aufwändigen Leistung.

Sehr viele Kollegen mit an sich großer Lust auf Herstellung und entsprechend großer Kompetenz würden daher diese Leistung am liebsten gar nicht mehr erbringen.

Diese "Rezeptur-Verweigerer" werden dann von den Kammern verfolgt, statt dass diese Kammern + die Verbände, also die ABDA, sich für die auskömmliche Honorierung der Rezeptur einsetzten.

Bewusst wurde in der aktuellen Versorgungs-Struktur-Gesetzgebung von Apotheker-Berufsvertretungsseite wieder einmal nur die Fortführung der defizitären Rezeptur (am Besten wohl: auf ewig) fortgeschrieben. Die aktuell von den Apothekern "geforderte" Erhöhung um den Rx-Beratungszuschlag ist betriebswirtschaftlich und ordnungspolitisch eine Lachnummer.

Hier werden definitiv NICHT die Interessen typischer selbständiger Apotheker vertreten, sondern die einer wie auch immer gearteten, mehrheitlich ganz woanders mit was auch immer beschäftigten "Apothekerschaft". Unter Anderem mit dem Ziel, nicht durch auskömmliche Rezepturpreise das Überleben gar nicht wirklich für die Versorgung der Bevölkerung benötigter Dumping-Rezepturen zu gefährden.

Überflüssige Rezepturen zu Dumping-Preisen, und die wirklich dringend benötigten sind BESONDERS HOCH DEFIZITÄR:
Ein international wohl einmaliger Zustand, der auch der Qualität der Herstellung (GMP = Good Manufacturing Practice) ausgesprochen abträglich ist. Arzneimittel-Herstellung darf gemäß GMP-Philosophie niemals unter unangemessenem Zeit- und Kostendruck geschehen.

2hm möge die Rezeptur-Honorierung hier in Deutschland mit der in anderen Ländern vergleichen. Auch ein Blick darauf, ob es überhaupt europaweit noch andere Länder gibt, die sich das obsolete, hoch kostenträchtige Rohmaterial-Wareneingangs-Prüfungslabor zur weiteren Verteuerung der Rezeptur leistet, wäre in diesem Zusammenhang sinnvoll.

Warum diese unsaubere, ganze bewusst defizitäre "Gemeinwohl"- oder "Mischkalkulations"-Vorgehensweise der "Apothekerschaft"? Oft als Erstes genannter Grund, dem eine gewisse Fürsorglichkeit ja nicht abzusprechen ist: "Wenn wir wegen auskömmlicher Preise nur noch viel weniger Rezepturen machen, dann kommt der Fremdbesitz!" Dies lässt sich m. E. nur mit irrationalen Ängsten und schlechtem Selbstbewusstsein erklären.

DESWEGEN käme der Fremdbesitz wohl nicht, wenn die wirklich benötigten Leistungen in Versorgung, Beratung und RELEVANTER Herstellung von Jahr zu Jahr eher BESSER erbracht würden. Anstatt wegen unnötiger Kostenbelastungen durch strategischen Unsinn vor Allem von den Kleineren und Mittleren immer GEHETZTER.

Viel interessanter ist die Betrachtung, welche die selbständige Apothekerschaft umgebenden Lieferanten und "Dienstleister" von der künstlichen Aufblähung des Rezeptur- und Laborwesens durch Dumping profitieren. Unter massiver (Kosten-)Belastung der Selbständigen. Von Fortbildung über Literatur und Geräte bis hin zu Inspektionen/Beratungen.

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