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Kombipräparate
Ökotest sieht bei Erkältungsmitteln rot
Ein neuer Test bestätigt frühere Ergebnisse von Ökotest: Nur eines von 15 OTC-Präparaten erhält ein „gut“ – der Rest der Arzneimittel enthalte „sinnlose“ oder bedenkliche Wirkstoffkombinationen. Die Tester bemängeln auch mangelhafte Dosierungshinweise – und fehlende Leitlinien für die Behandlung von Erkältungen.
In der aktuellen Ausgabe von „Ökotest“ kommen OTC-Arzneimittel gegen grippale Infekte wie schon zuvor schlecht weg. Eine akute Rhinosinusitis heile auch ohne Behandlung innerhalb einer Woche aus, schreibt das Magazin – Hausmittel wie Wasserdamfinhalationen mit Kamille oder Erkältungssalben könnten das Wohlbefinden fördern. Wie sieht es mit Arzneimitteln aus, die darüber hinaus die Beschwerden lindern können?
„Es ist ein Armutszeugnis, dass die deutschen Fachgesellschaften momentan keine gültigen Leitlinien zur Rhinosinusitis veröffentlicht haben“, zitiert das Testmagazin Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Frankfurt. Dabei greifen offenbar viele Patienten zu Erkältungsmitteln, wie sich am Jahresumsatz von 1,8 Milliarden Euro in 2015 ablesen lässt. Ökotest testete 15 OTC-Arzneimittel – und nur „ASS+C“ Brausetabletten von Ratiopharm erhielten ein „gut“, wobei auch die Zugabe von Vitamin C als „überflüssig“ bezeichnet wurde.
Sieben Präparaten – Angocin Anti-Infekt N sowie Arzneimittelkombinationen mit dem Sympathomimetikum Phenylephrin – verpassten die Tester ein „ausreichend“. Bei Angocin Anti-Infekt N sei der Nutzen nicht überzeugend belegt, und auch für die Zugabe von Phenylephrin gebe es keine ausreichende Evidenz. Dies betraf Aspirin Complex, Boxagrippal, Gripphexal, Ibuhexal Grippal, Ratiogrippal und Wick Duogrippal.
Sieben mal „ungenügend“
Bei den restlichen sieben Erkältungsmitteln wurde es sogar ein „ungenügend“: Die Wirkstoffkombination Paracetamol, Phenylpropanolamin und Dextromethorphan in „Basoplex Erkältungskapseln“ sei „nicht sinnvoll“, urteilten die Tester – denn genauso wie beim „Wick Daymed Kombi Erkältungsgetränk“ sei bei einem akuten Husten der Hustenreizdämpfer Dextromethorphan beziehungsweise der Schleimlöser Guaifenesin nur in Ausnahmefällen sinnvoll.
Bei Doregrippin Filmtabletten und Geloprosed Pulver fehlten den Testern Dosierhinweise, da der Abstand zwischen der therapeutischen Dosis und der Dosis, die zu Leberschäden führt, beim enthaltenen Paracetamol gering sei. Wie bei anderen Sympathomimetika könne das in den Präparaten enthaltene Phenylephrin darüber hinaus Nebenwirkungen wie Unruhe, Angst oder Schlafstörungen auslösen. Ohnehin seien sie laut einem Cochrane-Review nur bei verstopfter Nase, nicht aber bei einer laufenden Nase oder Husten wirksam.
Die erste-Generation Antihistaminika wie Doxylamin und Chlorphenamin seien bei akuten Erkältungen nicht indiziert, so dass der Wick Medinait Erkältungssirup für die Nacht sowie Grippostad C aufgrund der verbundenen Nebenwirkungen gleichfalls abgewertet wurden. Grippal+C Ratiopharm Brausetabletten wurde als „bedenklich“ eingestuft, da die Kombination zweier Schmerzmittel – ASS und Paracetamol – eher zu einem medikamentenbedingten Kopfschmerz führe, als einzelne Schmerzmittel.
Überflüssige Farbstoffe, überflüssige Kombinationen
In drei Kombipräparaten fehlten Hinweise, dass sie nur dann von Patienten einzunehmen sind, die tatsächlich an allen relevanten Symptomen leiden, kritisiert „Ökotest“. In Grippostad C Hartkapseln sowie dem Wick Daymed Kombi Erkältungsgetränk Pulver und dem Wick Medinait Erkältungssirup für die Nacht monieren die Tester überflüssige Farbstoffe, im letzteren außerdem einen hohen Alkoholanteil von über fünf Volumenprozent.
Kombipräparate seien allgemein „nicht rational“, wiederholte der Herausgeber des Arznei-Telegramms, Wolfgang Becker-Brüser, frühere Kritik. „Erkältungsmittelkombinationen sind Produkte, die vom Marketing aufgebaut werden und für die in der Werbung eine zuverlässige Wirksamkeit auf alle möglichen Symptome suggeriert wird“, erklärte der Arzt und Apotheker im „Ökotest“. „Sie werden eingenommen, obwohl der eine oder andere Bestandteil der Kombination de facto nicht benötigt wird.“
6 Kommentare
Ökotest
von Marius am 03.01.2017 um 18:14 Uhr
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Einfache Lösungen braucht das Land
von Simone Schlichter-Geist am 03.01.2017 um 8:25 Uhr
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Test
von Frank ebert am 02.01.2017 um 23:37 Uhr
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Rational, hmmm....
von Andreas P. Schenkel am 02.01.2017 um 22:24 Uhr
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Eigenartig ...
von T. Hansen am 02.01.2017 um 18:36 Uhr
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AW: Eigenartig
von Bernd Küsgens am 02.01.2017 um 19:30 Uhr
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