- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Wie soll das gehen, Herr ...
Kommentar
Wie soll das gehen, Herr Lauterbach?
Karl Lauterbach möchte die Qualifikation der Apotheker besser nutzen. Er hält es für Ressourcenverschwendung, es nicht zu tun. Aber was genau will er denn tun, fragt sich DAZ.online-Redakteurin Julia Borsch. Gerade für Chroniker, die maßgeblich von dieser Qualifikation profitieren würden, hält Lauterbach den Versand ja für eine gute Alternative.
„Die Beratung der Apotheker ist nicht ausreichend honoriert. Dass wir die gute Qualifikation der Apotheker nicht nutzen, ist eine der am meisten verschwendeten Ressourcen im Gesundheitswesen.“ Diese Aussage stammt von Karl Lauterbach, dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion und einem der größten Gegner des Rx-Versandverbots. Lautstark macht er gegen die Gesetzesinitiative von Hermann Gröhe (CDU) Stimmung.
Auf einer Pressekonferenz, die am heutigen Mittwoch in Berlin stattfand, präsentiert er denn auch ein konkretes Beispiel dafür, auf welche Weise Apotheker sich einbringen könnten: bei der Therapie mit Protonenpumpenhemmern. Viele Patienten nähmen diese über Jahre hinweg ein – ohne Notwendigkeit. Lauterbach findet es sehr wichtig, dass Apotheker auf Risiken hinweisen, die eine Langzeiteinnahme dieser Arzneimitteln berge.
Doch wie genau soll der Apotheker das tun, wenn ein Patient, der über Jahre hinweg ein Arzneimittel einnimmt – nach allgemein anerkannter Definition also ein Chroniker – gar nicht mehr in die Apotheke kommt? Denn gerade für Chroniker hält Lauterbach den Versandhandel für eine sehr angenehme und bequeme Alternative. Deswegen lehnt er ein Verbot des Rx-Versandes ab – rigoros. Einen Plan, wie diese Patienten im Versand bestellen und trotzdem in den Genuss der pharmazeutischen Kompetenz der Vor-Ort-Apotheken kommen sollen, bleibt er dabei allerdings schuldig.
Karl Lauterbach plant scheinbar grundlegende Änderungen an einem funktionierenden System – die Trennung von Arzneimittelabgabe und Beratung. Wie das genau das in der Praxis klappen soll, dazu hat er sich bislang nicht geäußert. Lediglich ein paar wohlfeile Worte, wie „Beratungshonorar“ oder „die Apothekenversorgung insgesamt stärken“, hat Lauterbach bislang präsentiert. Angesichts der Tragweite seiner „Reformen“ ist das ziemlich wenig. Und so stehen im Moment seine Aussagen „Versand eine Alternative für Chroniker“ und „Patienten, die über Jahre hinweg PPI einnehmen, in der Apotheke zum Risiko beraten“ in ziemlichem Widerspruch zueinander. Wie wäre es denn mit einem konkreten Plan, wie diese beiden Dinge seiner Meinung nach realistisch unter einen Hut zu bringen sind? Sich einem Vorschlag, wie dem Rx-Versandverbot, vehement entgegenzustellen, ist das eine. Aber dann sollte man nicht nur bekräftigen, dass man ein Apothekensterben auf andere Weise vermeiden will, sondern auch erklären, wie genau man das zu tun gedenkt.
7 Kommentare
Doppelt zahlen hilft sparen?
von Alexander Murr am 15.12.2016 um 11:06 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
RX-Versandverbot
von Dr. Radman am 15.12.2016 um 8:30 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Lauterbach
von Michael Zeimke am 15.12.2016 um 7:40 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Aegroti salus suprema lex.
von Christian Timme am 15.12.2016 um 8:28 Uhr
Plauderbach: Si tacuisses ...
von Andeas P. Schenkel am 14.12.2016 um 21:02 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Reden um zu überleben.
von Christian Timme am 14.12.2016 um 20:59 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Lauterbach
von Frank ebert am 14.12.2016 um 20:38 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.