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Matthias Fischbach
FDP-Vorstand will neuen Anlauf für Apotheken-Liberalisierung
Wer glaubt, in der deutschen Politik gebe es keine Wünsche mehr nach einem deregulierten Apothekenmarkt, der liegt falsch. Matthias Fischbach, Landesvorstandsmitglied der FDP Bayern, will einen neuen Anlauf für die Liberalisierung. Grund für seinen Vorstoß ist ein Community-Beitrag eines Ökonomen in der Huffington Post.
Am gestrigen Donnerstag erregte ein Blog-Beitrag in der Online-Ausgabe der Huffington Post die Apotheker-Gemüter. Unter der Überschrift „Die deutsche Apotheke – ein Anachronismus in Europa“ fordert „Fred Roeder“ die komplette Deregulierung des deutschen Apothekenmarktes. Laut Huffington Post ist der Autor „deutscher Ökonom“. Röder stellt die These auf, dass der Erfolg der Apotheken „auf mittelalterlichen Gildenstrukturen beruht und auf Kosten der Allgemeinheit realisiert wird“.
Viel findet man im Internet nicht heraus über diesen Fred Roeder. Laut Huffington Post hat Röder Gesundheitsökonomie in Bayreuth studiert und arbeitete dann lange als Unternehmensberater, spezialisiert auf die Gesundheitssysteme des Ost-Blocks. Mit dem Status quo ist der Autor überhaupt nicht zufrieden: „Die verkrustete Regulierung des Apothekenmarktes schadet Millionen Geldbeuteln, verhindert Innovation, und bringt nur einer kleinen gut organisierten Interessengruppe wirkliche Vorteile“, heißt es in dem Meinungsbeitrag. Röder weist auch darauf hin, dass Apotheker durch die Packungspauschale Ärzten Anreize schaffen könnten, kleine Packungsgrößen häufiger zu verschreiben. Da Apotheker oft auch Vermieter in Ärztehäusern seien, könnten sie die Ärzte „bei dienlichem Verschreibungsverhalten“ oft zum Golfurlaub einladen.
Fehlerhafte Darstellung des schwedischen Apothekenmarktes
Es folgt ein nicht ganz korrekter Vergleich mit bereits liberalisierten Märkten, unter anderem Schweden. „Schreckensszenarien wie Unterversorgung, unpersönlichem Service und Qualitätsproblemen, wie sie gerne vom gut finanzierten Apothekenverband ABDA gezeichnet werden, trafen in keinem der Länder, die auf mehr Wettbewerb gesetzt haben, ein“, heißt es in dem Beitrag. Dass es in Schweden innerhalb von zwei Jahren zu heftigen Marktkonzentrationen in den Städten kam, der Norden weiterhin sehr dünn versorgt ist und viele Standorte der Kettenanbieter schon wieder schließen mussten, verschweigt Roeder. Trotzdem fordert er: „Es sollte nicht die Aufgabe der Allgemeinheit sein, Apothekern ein Mindesteinkommen und Wettbewerbsschutz zu garantieren. Mittelalterliche Gilden- und Feudalsysteme gehören genau in jene Epoche und haben im 21. Jahrhundert wenig zu suchen.“
In den sozialen Netzwerken machte dieser Meinungsbeitrag in
den folgenden Stunden die Runde. Auch Matthias Fischbach, Vorstandsmitglied der
FDP Bayern und ehemaliger Landesvorsitzender der Jungen Liberalen in Bayern,
applaudierte Röder für seine Ideen auf Facebook. Der FDP-Politiker hatte schon
2011 versucht, damals noch mit den Jungen Liberalen, den Apothekenmarkt
anzugreifen. Die Jungen Liberalen stellten beim Landesparteitag 2011 damals einen
Antrag, in dem die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes und eine
Aufhebung der Preisbindung gefordert wurden. Der Antrag verfehlte eine Mehrheit
nur um zehn Stimmen.
FDP: Qualitätsversprechen durch Apothekenkette
Heute schrieb Fischbach: „Als wir JuLis vor fünf Jahren um Haaresbreite eine Mehrheit für die Apothekenmarktliberalisierung in der FDP Bayern verfehlten, wurde ich als Landesprogrammatiker zum Gespräch mit der Apothekerkammer geladen.“ Der FDP-Politiker berichtet von seinem Treffen mit den damaligen Oberhäuptern der bayerischen Apothekerschaft: „Präsident und Hauptgeschäftsführer versuchten gemeinsam und mit allen möglichen, teils konstruierten Argumenten, mich von der Idee abzubringen. Am Ende blieben nur die wenig überzeugenden Behauptungen‚ es gibt auch Apotheker, die nur 35.000 Euro verdienen‘ und ‚die Apotheken machen doch nur einen Bruchteil der Gesundheitskosten aus‘.“
Der nun aktuell vorgetragene Beitrag von Röder scheint Fischbach nun aber zu ermuntern, einen neuen Versuch zu starten. Auf Facebook schreibt er weiter: „Das mag zwar stimmen, aber vielleicht ist inzwischen dennoch wieder ein guter Zeitpunkt für einen neuen Anlauf gekommen, oder?“
Kleine Apotheken sollen Ketten ergänzen
Auf Nachfrage von DAZ.online sagte der FDP-Politiker, dass er mit seinem Posting einen „provokanten Teaser“ habe setzen wollen, um eine Diskussion über den Apothekenmarkt anzustoßen. „Die Abschaffung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes sollte man prüfen. In unserer mobiler gewordenen Welt könnten große Apothekenketten überregionale Marken mit eigenem Qualitätsversprechen aufbauen. Diese würden das Netz kleiner inhabergeführter Apotheken gut ergänzen, bei denen ja nach wie vor das persönliche Vertrauen in den Apotheker vor Ort im Mittelpunkt steht. Außerdem entwickeln sich Geschäftsbereiche im Laufe der Jahre einfach weiter, dafür müssen auch im Arzneimittelmarkt die Voraussetzungen geschaffen werden. Im Bankenwesen haben beispielsweise alle noch die Bankfiliale an der Ecke als typisches Bild im Kopf. Aber in der Praxis besuchen inzwischen viele Menschen jahrelang keine Filiale mehr und vertrauen auf Online-Banking und Video-Beratung.“
Fischbach will nun zunächst FDP-intern prüfen, welche Chancen das Thema hat. Ziel sei es, erneut über die Jungen Liberalen in Bayern einen Antrag zu formulieren, um diesen vor dem Landesparteitag zur Abstimmung zu bringen. Dazu will Fischbach aber noch mit einigen Gesundheitsexperten über das Apothekenrecht sprechen.
18 Kommentare
FDP und Apothekenmarkt
von Dr. Klaus Fehske am 29.09.2016 um 11:44 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: FDP und Apothekenmarkt
von G. Wagner am 04.05.2017 um 10:53 Uhr
FDP ?
von Heiko Barz am 25.09.2016 um 11:34 Uhr
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Der Gruft entstiegen
von Veit Eck am 24.09.2016 um 12:08 Uhr
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Fdp
von Dr.Diefenbach am 23.09.2016 um 20:48 Uhr
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AW: Der Mann, wie mich dünkt, gelobt zu viel
von Aaron am 24.09.2016 um 14:09 Uhr
FDP entscheide dich
von Christoph Gulde am 23.09.2016 um 20:38 Uhr
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Die FDP - ein Anachronismus in Deutschland
von Bauer am 23.09.2016 um 18:31 Uhr
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Apothekenketten?
von André Kramer am 23.09.2016 um 16:25 Uhr
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AW: Die Fragen sind...
von gabriela aures am 23.09.2016 um 16:53 Uhr
AW: Das stelle ich mir vor
von Matthias Fischbach am 30.09.2016 um 0:48 Uhr
Ach Herr Fischbach....
von gabriela aures am 23.09.2016 um 15:40 Uhr
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Hochjazzen
von Daniel Föst am 23.09.2016 um 14:47 Uhr
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AW: Leider ....
von gabriela aures am 23.09.2016 um 15:55 Uhr
AW: Hochjubeln?
von Thomas Brongkoll am 23.09.2016 um 16:20 Uhr
AW: Stimmverluste
von Dietrich, Jürgen am 24.09.2016 um 12:07 Uhr
5 %
von Christian Giese am 23.09.2016 um 14:37 Uhr
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OMG
von Peter Lahr am 23.09.2016 um 13:20 Uhr
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