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Innovative Arzneiformen
Wenn kreative Apotheker therapeutische Lücken schließen
Cortison in Form eines Magengels
Um dem jungen Patienten zu helfen, hat sich Apotheker Dr. Berthold Pohl, Inhaber der Max-Weber-Platz-Apotheke in München, gemeinsam mit dem Münchener Gastroenterologen, Dr. Winfried Schatke, Gedanken gemacht. Zusätzliche pharmazeutische Unterstützung gab es von einer weiteren Apothekerin – Dr. Marit Wahrendorf, die die Möwen-Apotheke in München leitet.
Wünschenswert ist eine Formulierung, bei der eine möglichst große Fläche des Magens benetzt wird. Zudem muss das Corticoid im Magen gehalten werden, um die Kontaktzeit mit der Magenschleimhaut zu verlängern, damit der Wirkstoff lokal seine Wirkung entfalten kann.
Die Lösung: Das Corticoid soll in eine hochviskose Lösung in Form eines Gels verarbeitet werden. Apotheker und Arzt entwickelten gemeinsam die Rezeptur für ein Suspensionsgel. Dazu wird mikronisiertes Budesonid, das sehr schwer löslich ist, in Hydroxyethylcellulose suspendiert. Der pH-Wert der zäh-viskosen Suspension wird zur Konservierung mit 0,5-prozentiger Zitronensäure auf einen Wert von 4 bis 5 eingestellt. Budesonid ist selbst geschmacklos, daher wird kein Geschmackskorrigens benötigt. Die Zubereitung wird in einem Mehrdosenbehältnis (braune Weithalsflasche) abgefüllt. Weil keine Stabilitätsdaten vorliegen, wird die Aufbrauchfrist durch die Haltbarkeit der wässrigen Zubereitung bestimmt und auf vier Wochen begrenzt.
Nach kurzer Zeit beschwerdefrei
Das Suspensionsgel wird in derselben Stärke wie zur Behandlung einer Colitis eingesetzt – 3 mg Budesonid pro Portion, die der Patient dreimal täglich auf nüchternen Magen einnehmen sollte.
Der junge Mann ist bereits nach kurzer Zeit subjektiv beschwerdefrei. Nach vierwöchiger Therapie sind keine Schleimhautblutungen mehr nachweisbar. Auch der histologische Befund hat sich deutlich gebessert. Stellenweise hat sich die kollagene Gastritis vollständig zurückgebildet. Die Therapie soll noch über vier weitere Wochen fortgeführt und dann ausgeschlichen werden.
Auch für die Therapie von anderen entzündlichen Erkrankungen im oberen Gatstrointestinaltrakt könnte die Einarbeitung von Corticoiden in ein oral applizierbares Gel eine wirksame Option sein. Pohl und Schatke hoffen daher, dass noch mehr Patienten von der gelförmigen Arzneiform profitieren können.
Patisserie trifft auf Pharmazie
Das Magengel ist nicht die erste Entwicklung von Berthold Pohl. So hat er ein System erfunden, das Kindern die Arzneimitteleinnahme versüßen soll – und das im wahrsten Sinne des Wortes: Es handelt sich dabei um einen Mantel aus Schokolade, der mit unterschiedlichen Arzneistoffen beladen werden kann – eine Camouflage-Kapsel (ausführlicher Bericht in DAZ 2014, Nr. 4 „Nie wieder bittere Medizin! Patisserie trifft auf Pharmazie"). Dafür wurde Pohl mit dem Deutschen Apothekenpreis 2014 ausgezeichnet.
6 Kommentare
Bravo
von norbert brand am 17.08.2016 um 12:11 Uhr
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AW: Kaffeesatzleserei im Biochemischen
von Heiko Barz am 17.08.2016 um 19:11 Uhr
Säurestabilität
von Dr. Berthold Pohl am 16.08.2016 um 19:38 Uhr
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AW: Budenosid im Magen
von Heiko Barz am 17.08.2016 um 11:10 Uhr
Cortisonmagengel
von Heiko Barz am 16.08.2016 um 14:13 Uhr
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AW: Antazidum
von DAZ.online Redaktion am 16.08.2016 um 16:38 Uhr
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