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ARMIN in Sachsen und THüringen
Medikationsmanagement wird ausgerollt
Jahrelang haben die Apotheker lobbyiert, immer wieder gab es Verzögerungen. Nun aber soll es bald komplett laufen: die Arzneimittelinitiative in Sachsen und Thüringen (ARMIN). Wegen seiner einzigartigen, digitalen Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker ist das Projekt jetzt schon wegweisend. Probleme gibt es nach wie vor mit der Beteiligung der Ärzte.
Ende Juni will die ABDA auf einer groß angelegten Pressekonferenz in Berlin den kompletten Start eines Projektes verkünden, mit dem die Apotheker große Hoffnungen verbinden: das ehemalige ABDA/KBV-Modell, das nun ARMIN heißt. Die erste Phase des Modellvorhabens, die Wirkstoffverordnung durch die teilnehmenden Ärzte in Sachsen und Thüringen, startete bereits im April 2014. Es folgte die zweite Phase: ein leitliniengerechter Medikationskatalog mit 200 Wirkstoffen, aus dem die Mediziner bei der Verordnung auswählen.
Die dritte Stufe, das Medikationsmanagement, sollte eigentlich schon vor einem Jahr starten. Bislang wurden das Medikationsmanagement und die damit verbundene digitale Kommunikation zwischen Ärzten und Apothekern aber nur in einigen Apotheken getestet. Aber noch in diesem Sommer soll es in Thüringen und Sachsen flächendeckend an den Start gehen. Die Landesapothekerverbände und die Kassenärztlichen Vereinigungen aus beiden Ländern sowie die AOK Plus haben jahrelang an der technischen Umsetzung gearbeitet. Immer wieder gab es aber Probleme mit der sicheren Verschlüsselung der Daten, der Kommunikation zwischen Arzt, Apotheker und Kasse sowie mit den Praxis-Software-Systemen.
Ärzte und Apotheker laden Informationen auf einen Server
Am gestrigen Mittwoch verkündete Stefan Fink, Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Thüringen, dass das Kommunikationssystem nun ausgereift und startklar sei. Und so soll es funktionieren: Der an dem Projekt teilnehmende Apotheker bietet dem Patienten die Teilnahme am Medikationsmanagement in der Apotheke an. Der Pharmazeut erstellt dabei einen Medikationsplan mit allen ihm bekannten Rx- und OTC-Arzneimitteln. Abschließend lädt der Apotheker das Dokument auf einen Server.
Von dort kann sich dann der behandelnde Arzt das Dokument herunterladen und Hinweise oder Verordnungen eintragen. Die Kasse hat kein Lese- und Download-Recht, sie kann nicht sehen, was und wann die Heilberufler eintragen. Allerdings kann die AOK Plus Abrechnungsdaten und ihr vorliegende Informationen über die Medikation eintragen. Letztendlich lädt der Apotheker den überarbeiteten Plan wieder vom Server und bietet dem Patienten eine allumfassende Analyse an. Über Hinweise auf dem Plan können Arzt und Apotheker jederzeit miteinander kommunizieren, beispielsweise über Neben- oder Wechselwirkungen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Für Apotheker und Ärzte entfallen Telefonate oder andere fehleranfällige und arbeitsaufwändige Kommunikationswege. Der Patient erhält erstmals eine Medikationsanalyse mit allen Erkenntnissen der Apotheker, des Arztes und der Krankenkasse. So können beispielsweise Verordnungen von Haus- und Fachärzten unabhängig voneinander in den Plan einfließen. Durch die Beteiligung des Apothekers sind auch Informationen über OTC-Medikamente enthalten. Die Kasse erhofft sich insbesondere durch eine gesteigerte Therapietreue und die leitliniengerechte Arzneimittel-Priorisierung Einsparungen.
Dynamisierter Aufschlag aufs Fixhonorar
Für die Erstaufnahme eines Patienten in das Projekt erhalten die Apotheker 97,30 Euro netto pro Jahr. Außerdem kassieren die Pharmazeuten rund 22 Euro pro Patient und Quartal für die Beratung Betreuung. Fink wies an dieser Stelle darauf hin: „Diese Honorarkomponente ist dynamisiert. Wir haben somit den ersten dynamisierten Vertrag für Apotheker ausgehandelt.“ Schon vorher war festgelegt worden, dass die Apotheker pro ausgestellter Wirkstoffverordnung einen Aufschlag von 20 Cent auf das Fixhonorar erhalten. Die Abrechnung der Beratungsleistungen erfolgt über das „normale“ GKV-Rezept über eine eigens dafür angelegte PZN-Nummer.
Sachsens Ärzte sehr zögerlich
Fink stellte außerdem klar, dass die Sicherheit der Patientendaten zu jederzeit gegeben sei. Die Apotheker seien über das zertifizierte Netz der KVen (KV SafeNet) mit dem Medikationsserver verbunden. Es sei jeweils nur einem Apotheker und Arzt möglich, via Passwort und Kennzahl auf den Plan des Patienten zuzugreifen. Die Daten seien mehrfach verschlüsselt und der Zugang zum KV SafeNet außerdem nur über einen VPN-Zugang möglich.
Ein Problem könnten die Apotheker allerdings noch mit der Teilnahmebereitschaft der Ärzte bekommen. Denn in beiden Ländern sind nun insgesamt rund 1000 Pharmazeuten in das Modellprojekt eingeschrieben, aber nur ungefähr halb so viele Ärzte. Schon in den vergangenen Jahren war die Beteiligung der Ärzte ein Problem: Einzig und allein die KV Thüringen hatte nach dem GKV-Versorgungsstrukturgesetz Interesse an einer Teilnahme bekundet. Dementsprechend ist die Anzahl der teilnehmenden Ärzte in Thüringen heute auch größer als in Sachsen (etwa 320 in Thüringen, rund 200 in Sachsen).
Das mangelnde Interesse der Ärzte hatte sich auch in der Teilnahmebereitschaft der Praxis-Software-Anbieter widergespiegelt. Anfangs gab es nämlich nur einige wenige Anbieter, die ihre Software für ARMIN ausgerüstet hatten. Laut Fink hat sich das inzwischen geändert.
*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hatte es geheißen, dass die AOK Plus den Medikationsplan herunterladen kann. Das stimmt nicht. Die Kasse kann lediglich Informationen auf den Server hochladen und sieht nicht, worüber Arzt und Apotheker kommunizieren.
2 Kommentare
Projekt Armin etc.
von Bittenbinder am 11.06.2016 um 13:36 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Genau...
von Thorsten Dunckel am 13.06.2016 um 12:29 Uhr
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