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Welche Punkte sind bei der Beratung wichtig? Was für Zusatzinformationen kann man geben? Im „Beratungs-Quickie“ stellen wir jede Woche einen neuen Fall vor. Diesmal geht es um eine Verordnung über FSME-Impfstoffe für den Sprechstundenbedarf.
Die Auszubildende einer Kinderarztpraxis gibt das Rezept mit der Bitte ab, die Impfstoffe nach Eintreffen der Ware in die Praxis nebenan zu liefern.
Formalien-Check
Verordnet sind zehn Impfstoffe FSME-Immun Junior à 0,25 ml für den Sprechstundenbedarf, pro communitate (PC). Impfungen gemäß STIKO-Empfehlung werden im Allgemeinen über den Sprechstundenbedarf abgerechnet. Die Felder 8 „Impfstoffe“ und 9 „Sprechstundenbedarf“ müssen dann wie im unten stehenden Rezept angekreuzt sein.
Die Kostenträgerkennung zur Abrechnung des Sprechstundenbedarfs unterscheidet sich regional. Allein in Baden-Württemberg gibt es beispielsweise vier Institutionskennzeichen für die Regionen Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart oder Reutlingen. Diese muss für eine korrekte Abrechnung im Feld „Kassen-Nr.” eingetragen sein.
Impfstoffe als Sprechstundenbedarf sind immer auf einem separaten Rezept zu verordnen.
Um Retaxationen zu vermeiden, sollte das Rezept vollständig ausgefüllt werden. Welche Angaben von der Apotheke „geheilt“ werden dürfen, ist bei Primärkassen regional unterschiedlich. Auskunft gibt der jeweils gültige Liefervertrag.
Auch im Sprechstundenbedarf, ebenso bei Impfstoffen, sind vorrangig Rabattverträge zu berücksichtigen, die im aktuellen Fall jedoch nicht vorliegen. In Deutschland sind derzeit die beiden FSME-Impfstoffe FSME Immun® (Junior) und Encepur® (Kinder) auf dem Markt. Sie werden als gleichwertig angesehen, sind aber nicht nach aut-idem austauschbar. Sie unterscheiden sich im zugelassenen Impfschema und Anwendungsalter.
Bei namentlicher Verordnung kann das verordnete Arzneimittel oder eins der drei preisgünstigsten (Importe) abgegeben werden. Das Rezept ist mit zehn Fertigspritzen FSME Immun® Junior à 0,25 ml zu beliefern. Die Packungsgröße FSME Immun® Junior mit 10 Fertigspritzen hat keine N-Bezeichnung. Bei PC-Rezepten findet die Packungsgrößenverordnung jedoch keine Anwendung. Die Apotheke ist vielmehr verpflichtet, bei Verordnungen für den Sprechstundenbedarf mit unterschiedlichen Packungsgrößen und Jumbopackungen im Sinne einer wirtschaftlichen Abgabe zu stückeln.
Preisgünstige Importe wären vorhanden. Im Rahmen der Sprechstundenverordnung besteht jedoch nach Rahmenvertrag § 5 (1) keine Abgabepflicht von Importpräparaten anstelle des verordneten Originals. CAVE: Liegt hingegen eine Importverordnung vor, so ist der gesetzte Preisanker zu beachten.
Das PC-Rezept ist ab Ausstellungsdatum einen Monat gültig.
Beratungs-Basics
Der Impfstoff enthält den inaktivierten FSME-Virus. Es handelt sich um eine von der STIKO als Indikationsimpfung empfohlene aktive Immunisierung gegen die durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Der Impfstoff FSME Immun® Junior ist für Kinder und Jugendliche von ein bis fünfzehn Jahren zugelassen. Angezeigt ist die Impfung insbesondere bei Kindern, die sich dauernd oder vorübergehend in Gebieten mit FSME-Naturherden aufhalten. Auch die Saisonalität der Erkrankung (April bis November) ist bei der Impfentscheidung zu beachten.
In der Regel sind drei Impfungen für die Grundimmunisierung notwendig. Die zweite Impfung findet ein bis drei Monate nach der ersten statt. Die dritte Impfung ist fünf bis zwölf Monate nach der zweiten Impfung fällig. Nach drei Jahren erfolgt eine Auffrischimpfung.
Nach mindestens zwei Gaben besteht ein zeitlich begrenzter Impfschutz. Deshalb sollte die erste und zweite Teilimpfung vorzugsweise im Winter verabreicht werden, so dass ein Schutz vor Beginn der Zecken-Aktivität im Frühjahr besteht.
Zur Grundimmunisierung können kurzfristig sogenannte Schnellschemata zur Anwendung kommen, wenn die zu impfende Person aktuell infektionsgefährdet ist (zum Beispiel bei anstehender Reise in ein Risikogebiet). Die Schnell-Immunisierung erfolgt bei FSME-immun® Junior zum Zeitpunkt 0, 14 Tage und nach fünf bis zwölf Monaten, die Auffrischimpfung entsprechend wieder nach drei Jahren.
Nach erfolgreicher Grundimmunisierung und der erstmaligen Auffrischung nach drei Jahren wird alle fünf Jahre eine weitere Auffrischungsimpfung empfohlen.
Der Impfstoff ist bei zwei bis acht Grad Celsius zu lagern. Der Praxis ist bekannt, dass die Fertigspritzen sofort nach Erhalt in den Kühlschrank gelegt werden müssen.
Zur Impfung soll der Impfstoff Raumtemperatur haben. Da es sich um eine Injektionssuspension handelt, muss die Fertigspritze vor Verabreichung aufgeschüttelt werden. Die Suspension ist dann weißlich und milchig.
Auch noch wichtig
Kinder mit akuten, behandlungsbedürftigen Erkrankungen sollten frühestens zwei Wochen nach Genesung geimpft werden.
Bei 15 Prozent der ein- bis zweijährigen Kinder wurden im Rahmen der Impfung Fieberreaktionen von über 38 Grad Celsius beobachtet, gegenüber fünf Prozent bei drei- bis elfjährigen Kindern. Das RKI empfiehlt deshalb vor der FSME-Impfung von Kindern unter drei Jahren eine besonders sorgfältige Indikationsstellung gemeinsam mit den Eltern.
Im Allgemeinen wird die FSME-Impfung sehr gut vertragen. Häufig werden harmlose Lokalreaktionen an der Einstichstelle beobachtet. Diese vergehen meist nach ein bis zwei Tagen. Innerhalb der ersten ein bis vier Tage treten häufig grippeähnliche Symptome als Nebenwirkung auf. Die Symptome werden vor allem nach der ersten Impfung beobachtet. Sie klingen im Allgemeinen innerhalb von 72 Stunden wieder ab. Falls notwendig, sollte eine antipyretische Behandlung in Betracht gezogen werden.
Bei gleichzeitiger systemischer Glucocorticoid-Therapie oder unter einer Lokaltherapie mit Calcineurin-Inhibitoren (Tacrolimus, Pimecrolimus) kann die Immunantwort auf Tot- oder Toxoid-Impfstoffe ausbleiben oder vermindert sein. In diesen Fällen ist ein Antikörpernachweis zu Kontrollzwecken empfehlenswert.
Eine Prophylaxe durch eine passive Impfung mit FSME-Immunglobulinen steht nicht mehr zur Verfügung.
Nach einem erfolgten Zeckenstich sollte circa vier Wochen mit einer aktiven FSME-Impfung gewartet werden, sofern ein erneutes Infektionsrisiko besteht.
Der DAZ.online-Beratungsquickie
Jede Woche präsentieren wir einen kurzen Fall, wie er im Apothekenalltag vorkommen könnte. Die Fälle und die Beratungshinweise basieren auf dem Rezepttrainer 1, dem Rezepttrainer 2 und dem HV-Trainer, des Deutschen Apotheker Verlags.
Die Beispiele geben Anregungen zur Beratung und anderen Dingen, die bei der Abgabe zu beachten sind:
- Formalien-Check: unter anderem Informationen zur Verordnungsfähigkeit sowie Gültigkeit des Rezeptes
- Beratungs-Basics: die wichtigsten Informationen zur Anwendung
- Auch noch wichtig: Infos zu häufigen Nebenwirkungen und anderen Anwendungsproblemen, Wechselwirkungen mit der Selbstmedikation, Warnzeichen für Komplikationen, …
- Darf`s ein bisschen mehr sein? Weitergehende Informationen und mögliche Zusatzempfehlungen
Haben wir etwas Wichtiges übersehen, haben Sie noch eine weitere Idee oder gar einen ganz anderen Ansatz? Nutzen Sie die Kommentarfunktion und lassen Sie es uns wissen.
Darf´s
ein bisschen mehr sein?
Zum Schutz vor Zeckenbissen können dem Kunden folgende Schutzmaßnahmen empfohlen werden:
- bei Aufenthalt im hohen Gras, Gebüsch oder Unterholz unbedingt geschlossene, lange Kleidung tragen.
- Anwendung von geeigneten Repellentien auf der Haut und auf der Kleidung. Die Wirkdauer des Präparates ist zu beachten.
- Nach einem Aufenthalt im Freien, insbesondere bei Kindern nach dem Spielen, den Körper nach Zecken absuchen und die getragene Kleidung sofort bei mindestens 60 Grad Celsius waschen.
- Zecken bevorzugen als Stichstellen Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeugen, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehlen.
Weitere Informationen zur FSME-Infektion und FSME-Impfung gibt es auf der Homepage des Robert-Koch-Instituts.
Die FSME-Risikogebiete in Deutschland gibt es hier.
Informationen zur FSME-Situation im Ausland finden Sie hier.
Wie Zecken schnell und richtig entfernt werden.
Später am Tag bringt der Pharmaziepraktikant den FSME-Impfstoff in einer Kühlbox in die Praxis. Die Auszubildende nimmt die Ware in Empfang und bedankt sich für die Lieferung. Sie sei sehr froh, wenn nicht immer nur sie der Laufbursche sei. An manchen Tagen fühle sie sich wie ein Packesel. Aber wem sage sie das ...
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