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EbM-Kongress in Köln
Gemeinsam informiert entscheiden
Auf der Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin (EbM) wird über Wirklichkeit und Anspruch einer evidenzbasierten Gesundheitsversorgung diskutiert. Ein Workshop beschäftigt sich mit evidenzbasierter Beratung in der Apotheke.
„Gemeinsam informiert entscheiden” ist nicht nur das Motto des 17. EbM-Kongresses, der vom 3. bis zum 5. März 2016 in Köln stattfindet, sondern auch das Leitmotiv des ganzen EbM-Netzwerks. Damit greife man, heißt es in der Einladung, das zentrale Anliegen des Pioniers der Evidenzbasierten Medizin, Professor David L. Sackett, auf. Er habe bereits im Jahr 2000 in seiner Definition von Evidence-based Medicine auf die Rolle der Patientenbeteiligung hingewiesen: „EBM is the integration of best research evidence with clinical expertise and patient values.“
Auch wenn evidenzbasierte Patienteninformation und partizipative Entscheidungsfindung heute bereits in Leitlinien gefordert werden, so gebe es noch viele offene Fragen zu diskutieren, schreiben die Organisatoren. Beispielsweise zum Nutzen der informierten bzw. partizipativen Entscheidungsfindung oder inwieweit aus der Möglichkeit, als Patient informierte Entscheidungen zu treffen, die Pflicht resultiert, sich umfassend informieren zu lassen.
Evidenzbasierte Patientenberatung in der Apotheke
Für Pharmazeuten findet am Donnerstag, den 3. März, ein Workshop zur „Evidenzbasierten Patientenberatung in der Apotheke“ statt. Er richtet sich vor allem an öffentliche Apothekerinnen und Apotheker. Der Schwerpunkt wird auf evidenzbasierter Selbstmedikation liegen.
Referent Dr. Oliver Schwalbe berichtet, was die Teilnehmer erwarten wird. Exemplarisch werden alle Schritte der Evidenzbasierten Praxis durchgegangen (Frageformulierung, Recherche, Überprüfung der Validität, Anwendbarkeit auf den Einzelfall, Umsetzung). Der Workshop lege aber den Fokus auf die Umsetzung. Gemeinsam mit den Besuchern wolle er Themen diskutieren wie „Welche Konflikte ergeben sich und wie lassen sie sich lösen?“, „Wie integriere ich externe Evidenz im Apothekenalltag?“ oder auch „Was sollte man beim Außendienstmitarbeiter einer Pharmafirma hinterfragen?“. Alles sei also sehr praxisnah. Schwalbe ist überzeugt, dass ein wichtiges Ziel in den nächsten Jahren sein wird, eine positive Einstellung zur Evidenzbasierten Pharmazie und entsprechende Kompetenzen in den Apotheken aufzubauen.
Interessierte Apotheker finden hier weitere Informationen zur Anmeldung.
Evidenzbasierte Patientenberatung wird aus meiner Sicht in Zukunft wichtiger werden.
Neben den persönlichen Erfahrungen als Apothekerin oder Apotheker und den Präferenzen des Patienten muss die externe Evidenz, also Informationen aus Klinischen Studien und Übersichtsarbeiten, die Empfehlung eines Arzneimittels mitbestimmen. Sonst geht die Beratung in der Selbstmedikation schnell in die Richtung „Das wird hier gerne gekauft“.
Zudem kommen die Patienten auch mit ihrem „Internetwissen“ in die Apotheke und verlangen Orientierung. Auch hierauf müssen wir uns einstellen. Wir müssen in der Lage sein, die Spreu vom Weizen zu trennen und auch Werbeaussagen der Pharmaindustrie kritisch zu hinterfragen und bewerten zu können. Hier sei z.B. an die aktuelle Diskussion um Loceryl und Ciclopoli erinnert.
Wissenschaftliche Beiträge und Workshops
Insgesamt werden in Köln 150 wissenschaftliche Beiträge und über 20 Workshops angeboten, in denen Praxis und Theorie sowie Wirklichkeit und Anspruch einer Evidenzbasierten Gesundheitsversorgung diskutiert werden. Auch zu EbM-Themen, die nicht unmittelbar zum Schwerpunkt gehören, bietet der Kongress ein Forum zur Diskussion.
Das vollständige Programm der 17. Jahrestagung des EbM-Netzwerks finden Sie hier.
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