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NEU: Der Beratungs-Quickie
Ein Triptan für eine Migränepatientin
Welche Punkte sind bei der Beratung wichtig? Was für
Zusatzinformationen kann man geben?
Im „Beratungs-Quickie“
stellen wir jede Woche einen neuen Fall vor. Diesmal geht es um den Fall einer Patientin, die eine Verordnung über das Migränetherapeutikum Zolmitriptan einreicht. Und nicht viel Zeit hat.
Eine Frau kommt in die Apotheke, sie wirkt etwas hektisch. Gerade war sie beim Arzt, um sich ein Rezept über ein Migränemittel ausstellen zu lassen. Auf die Frage, ob sie das Mittel schon kennt, reagiert sie etwas ungehalten. Ihr Auto stehe im Parkverbot, deswegen sei sie in Eile. Das Präparat kenne sie schon seit Jahren. Sie habe es immer zu Hause, aber der Vorrat sei jetzt aufgebraucht. Sie möchte nur schnell ihr Rezept einlösen und nicht weiter aufgehalten werden.
Formalien-Check
Verordnet sind zwölf Ascotop®-Schmelztabletten à 2,5 Milligramm. Aut-idem ist nicht angekreuzt, Rabattverträge sind also zu beachten. Die Patientin ist laut Rezept nicht von der Zuzahlung befreit. Allerdings fehlt die Arztunterschrift. Je nach Tageszeit lässt sich das telefonisch schnell klären. Ab dem Ausstellungsdatum ist das Rezept einen Monat gültig.
Beratungs-Basics
Triptane wirken besser, wenn sie so bald wie möglich nach Beginn des Migränekopfschmerzes eingenommen werden. Grundsätzlich wirken sie aber zu jedem Zeitpunkt der Attacke. Um der Entwicklung eines Kopfschmerzes bei Medikamentenübergebrauch vorzubeugen, sollte eine frühe Einnahme allerdings nur empfohlen werden, wenn die Attacken nicht zu häufig sind (< 10 Kopfschmerztage pro Monat) und wenn der Patient eindeutig seinen Kopfschmerz als Migräneattacke identifizieren kann.
Die verordneten Schmelztabletten können ohne Wasser eingenommen werden. Sie werden auf die Zunge gelegt und mit dem Speichel geschluckt. Wasser beschleunigt allerdings die Resorption. Treten nach vorübergehender Besserung wieder Migränesymptome auf, kann frühestens zwei Stunden nach der ersten Dosis eine zweite eingenommen werden. Tageshöchstdosis sind 10 Milligramm Zolmitriptan.
Möglicherweise müssen laut Rabattvertrag Schmelztabletten gegen Filmtabletten ausgetauscht werden. Möchte die Kundin das nicht, sollten pharmazeutische Bedenken geltend gemacht werden.
Der DAZ.online-Beratungsquickie
Jede Woche präsentieren wir einen kurzen Fall, wie er im Apothekenalltag vorkommen könnte. Die Fälle und die Beratungshinweise basieren auf dem Rezepttrainer 1, dem Rezepttrainer 2 und dem HV-Trainer, des Deutschen Apotheker Verlags.
Die Beispiele geben Anregungen zur Beratung und anderen Dingen, die bei der Abgabe zu beachten sind:
- Formalien-Check: unter anderem Informationen zur Verordnungsfähigkeit sowie Gültigkeit des Rezeptes
- Beratungs-Basics: die wichtigsten Informationen zur Anwendung
- Auch noch wichtig: Infos zu häufigen Nebenwirkungen und anderen Anwendungsproblemen, Wechselwirkungen mit der Selbstmedikation, Warnzeichen für Komplikationen, ….
- Darf`s ein bisschen mehr sein? Weitergehende Informationen und mögliche Zusatzempfehlungen
Haben wir etwas Wichtiges übersehen, haben Sie noch eine weitere Idee oder gar einen ganz anderen Ansatz? Nutzen Sie die Kommentarfunktion und lassen Sie es uns wissen.
Auch noch wichtig
- Als häufige Nebenwirkungen können Enge und Hitzegefühl auftreten.
- Bei heftigen Schmerzen im Brustkorb, Engegefühl mit Ausstrahlung in den Halsbereich muss ein Arzt aufgesucht werden. Diese Symptome könnten auf Koronarspasmen, eine bekannte Nebenwirkung, hindeuten.
- Spricht der Migränekopfschmerz nicht auf Zolmitriptan an, kann mit ASS, Ibuprofen oder Paracetamol weiterbehandelt werden.
- Wird aufgrund einer akuten Attacke (Akutversorgung) oder eines Lieferengpasses das namentlich verordnete Original abgegeben, werden zusätzlich zur Zuzahlung Mehrkosten in Höhe von 56,63 Euro (Stand: Lauer-Taxe 15.2.2016) fällig.
Darf`s ein bisschen mehr sein?
- Vor Einsatz des Triptans kann die Gabe eines Prokinetikums hilfreich sein, um die Magenentleerung zu fördern und den Wirkeintritt zu beschleunigen. Zugelassen für diese Indikation ist beispielsweise Metoclopramid (Rx). MCP lindert zudem Übelkeit und Erbrechen, die bei akuter Migräne häufig auftreten. Domperidon, das ebenfalls prokinetisch wirkt, ist nur noch zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen zugelassen. Gegebenenfalls kann es unter Berücksichtigung der Anwendungsbeschränkungen (Anwendungsdauer, Höchstdosis, Kontraindikationen) verordnet werden.
- Eine nicht verschreibungspflichtige Option sind Bitterstoffe (z.B. Iberogast, Gasteo).
- Bei mehr als drei Migräneattacken pro Monat kann eine Migräneprophylaxe in Erwägung gezogen werden (Neurologe), zum Beispiel mit Betablockern. Unterstützend können Magnesiumpräparate oder B-Vitamine hilfreich sein.
- Minzöl auf die Schläfen oder Stirn wird auch häufig als angenehm empfunden.
- Entspannungsmethoden (Yoga, Autogenes Training) und Stressreduktion können sich positiv auswirken.
- Migränepatienten sollten bekannte Auslöser meiden. Das können beispielsweise Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus sein oder bestimmte Nahrungs- und Genussmittel.
Die aktuelle Leitlinie "Migräne, Therapie" finden Sie hier (gültig bis 29.09.2017).
Die Patientin im aktuellen Fall konnte mit rabattierten Schmelztabletten versorgt werden. Da sie das Präparat kannte, war nicht zwingend eine ausführliche Beratung notwendig. Es wurde kurz die korrekte Anwendung abgeklärt. So ist sie ohne Strafzettel davongekommen.
2 Kommentare
MCP als Zusatzempfehlung?
von Andreas am 20.02.2016 um 15:56 Uhr
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kurz und knapp....
von Lila Bär am 19.02.2016 um 7:38 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
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