Mit RNA Leukämie bekämpfen

js | In Deutschland werden jedes Jahr rund 13.000 Leukämien diagnostiziert. Eine häufige Form, an der Erwachsene und Kinder erkranken, ist die akute myeloische Leukämie. Trotz Chemotherapie überleben nur zwischen 20 und 50% der Erkrankten die ersten fünf Jahre nach Diagnose. Ein Team der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Goethe-Universität Frankfurt hat nun eine neuartige RNA-Therapie an Blutkrebs-erkrankten Mäusen getestet. Dazu injizierten sie den Tieren die Micro-RNA miR-193b verpackt in Lipidnanopartikel. Die Wissenschaftler hatten vor ihren Tierexperimenten festgestellt, dass bei verschiedenen genetischen Formen der akuten myeloischen Leukämie die miR-193b herunterreguliert ist und dies mit einer schlechteren Prognose des Krankheitsverlaufs verbunden ist. miR-193b wirkt als endogener Tumorsuppressor während der Hämatopoese und zielt auf mehrere Proteine der sogenannten RAS-RAF-MEK-ERK-­Kaskade. Durch Interferenz mit den mRNA-Molekülen, die für diese Proteine codieren, hemmt die Micro-RNA miR-193b die Expression dieser und dadurch die Signalkaskade. Die Proliferation der entarteten Tumorzellen wird unterbrochen. Weil miR-193b auf allen Ebenen des Signalwegs wirkt, wird die Teilung der entarteten Zellen effizient gestoppt, was zum schnellen Absterben der Leukämiezellen führt. Die Versuchstiere tolerierten die Behandlung gut, das Fortschreiten der Leukämie wurde gestoppt, und die mediane Überlebenszeit verdoppelte sich im Gegensatz zu den Kontrolltieren. Die Stammzellen im blutbildenden System der Tiere wurden durch die RNA-Therapie nicht geschädigt, weil die gesunden Zellen nicht auf den gehemmten Signalweg angewiesen sind. Das könnte ein großer Vorteil im Vergleich zur Chemotherapie sein, falls es die Therapie in die klinische Studienphase schaffen sollte. |