Arzneimittel und Therapie

Lokale Estrogene bei Brustkrebs sicher

Kein Hinweis auf erhöhte Mortalität

Viele Brustkrebspatientinnen leiden als Folge einer endokrinen Therapie an einem urogenitalen Menopause-Syndrom, das sich durch Juckreiz, Brennen in der Scheide, Schmerzen bei sexueller Aktivität und Harninkontinenz äußert. Mittel der Wahl ist bei gesunden Frauen eine vaginale Estrogen-Applikation. Die Auswirkungen einer solcher Therapie bei Brustkrebspatientinnen sind jedoch nicht vollständig bekannt, zumal der Serumestrogen-Spiegel auch bei lokaler Gabe leicht steigt. Eine dänische Studie kam zum Schluss, dass eine vaginale Estrogen-Therapie das Rezidivrisiko erhöht, allerdings nur bei Frauen, die einen Aromatase-Hemmer einnahmen. Ob sich eine lokale Estrogen-Applikation auch auf die Brustkrebsmortalität auswirkt, wurde in einer umfangreichen Registerstudie untersucht. Diese griff auf zwei nationale Krebsregister von Schottland und Wales zurück und konnte die Daten von knapp 50.000 Brustkrebspatientinnen auswerten. 5% der Frauen hatten vaginal Estrogen appliziert. Im Zeitraum von median acht Jahren waren 5795 der Patientinnen an dem Brustkrebs verstorben. Für die Auswertung wurde die brustkrebsspezifische Sterblichkeit der Frauen unter vaginaler Estrogen-Therapie mit der brustkrebsspezifischen Sterblichkeit der Patientinnen ohne Estrogen-Applikation verglichen. Dabei ergab sich für die Anwendergruppe kein erhöhtes Sterberisiko. Im Gegenteil, es wurde sogar eine um 23% verringerte Brustkrebsmortalität errechnet (Hazard Ratio [HR] = 0,77; 95%-Konfidenzintervall: 0,63 bis 0,94). Obwohl die Nachbeobachtungszeit relativ kurz war und mögliche Langzeitfolgen nicht erfasst wurden, halten es die Studienautoren für vertretbar, bei einem schlechten Ansprechen auf nicht hormonelle Methoden auch Brustkrebs­patientinnen eine vaginale Estrogen-Applikation zu empfehlen. |

Literatur

McVicker L et al. Vaginal Estrogen Therapy Use and Survival in Females With Breast Cancer. JAMA Oncol 2023:e234508, doi: 10.1001/jamaoncol.2023.4508

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.