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- DAZ 47/2023
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Arzneimittel und Therapie
Immunantwort ohne Antigen
Gabe von Adjuvanzien schützt im Tierversuch vor resistenten Pathogenen
Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge erkranken 7 bis 15% der hospitalisierten Patienten an einer nosokomialen Infektion. Dabei werden die höchsten Infektionsraten mit bis zu 30% auf Intensivstationen verzeichnet. Meist werden diese Infektionen durch Antibiotika-resistente Pathogene hervorgerufen. Beispiele für solche Erreger sind Methicillin-resistente-Staphylococcus-aureus(MRSA)-Stämme, Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE), Erreger, die Beta-Lactamasen mit breitem Wirkungsspektrum (ESBL) bilden oder gegen Carbapenem resistente Enterobakterien, Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumannii. Eine Prävention in Form einer Impfung gegen diese Keime steht bislang nicht zur Verfügung. Im Rahmen eines translationalen Forschungsprojektes untersuchte eine internationale Studiengruppe, ob eine Impfung gegen solche Erreger möglich ist. Dabei tauchte folgendes Problem auf: Die gängigen proteinbasierten Impfstoffe sind gegen ein bestimmtes Pathogen gerichtet. Zur Prävention nosokomialer Erreger ist hingegen eine multivalente Vakzine gegen mehrere Antibiotika-resistente Pathogene erforderlich. Eine mögliche Lösung ist der Einsatz eines multivalenten, proteinfreien Impfstoffs ohne Pathogen-spezifische Komponenten. Hierzu wurde ein Impfstoff bestehend aus Aluminiumhydroxid, Monophosphoryl-Lipid-A und einem Mannan-Oligosaccharid entwickelt. Die beiden letzteren Bestandteile kommen in der Zellwand von Bakterien bzw. Pilzen vor. Der Impfstoff wurde Mäusen verabreicht, und wenige Tage nach der Impfung wurden den Tieren jeweils Isolate verschiedener Pathogene (MRSA, Acinetobacter baumannii, Klebsiella pneumoniae, Enterococcus faecalis, Rhizopus delamar, Pseudomonas aeruginosa, Escherichia coli, Candida albicans) appliziert und die Immunantwort untersucht.
Schutz hält etwa vier Wochen an
Zusammenfassend konnten folgende Erkenntnisse gewonnen werden:
- Eine Immunantwort zeigte sich innerhalb von 24 Stunden und hielt in Abhängigkeit des Erregers und der Impfdosis bis zu 28 Tage an.
- Durch eine zweite Impfung konnte die Wirkung aufrechterhalten werden.
- Die Impfung verbesserte das Überleben der Tiere und verringerte die pathogene Belastung mit invasiven Blut- oder Lungeninfektionen.
- Der Impfstoff wirkte durch die Stimulierung des angeborenen und nicht des adaptiven Immunsystems.
- Die Impfung rief epigenetische Veränderungen in Makrophagen hervor. Diese modulierten die Phagozytose und Entzündungsreaktionen auf eine Infektion.
Mögliches Potenzial
Die im Tierversuch gewonnenen Erkenntnisse zu diesem Ansatz, bei dem mehrere Krankheitserreger adressiert werden, stimmen die Studienautoren optimistisch. Sollte dieses Impfprinzip auch beim Menschen erfolgreich sein, könnten Infektionen, die durch problematische, Antibiotika-resistente Erreger verursacht werden, verhindert oder zumindest verringert werden, was die Prognose von hospitalisierten Patienten verbessern würde. Zudem könnte auch der Einsatz von Antibiotika reduziert werden. Der nur kurz anhaltende Impfschutz spielt in diesem Fall nur eine untergeordnete Rolle, da Krankenhausaufenthalte in den meisten Fällen nur von kurzer Dauer sind. |
Literatur
Yan J et al. A protein-free vaccine stimulates innate immunity and protects against nosocomial pathogens. Sci Transl Med 2023;15(716):eadf9556, doi: 10.1126/scitranslmed.adf9556
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