Leserbriefe

Zur Vorbereitung des Streiks: Apothekenprotest am 22. November in Stuttgart

Verschiedene Apotheker im Landkreis Konstanz und Friedrichshafen haben sich getroffen, um den Apotheken­protest in Stuttgart vorzubereiten.

Ein neuer Protesttag der Apotheken in Baden-Württemberg und Bayern steht am 22. November vor der Tür! Bereits im Juni hatten in ganz Deutschland viele Apotheken geschlossen und haben öffentlichkeitswirksam für den Erhalt der Apotheken protestiert. Die Antworten der Politiker, insbesondere des Gesundheitsministers Karl Lauterbach, waren absolut ungenügend. Selbst eine Einladung zum Gespräch beim Apothekertag in Düsseldorf wurde vom Gesundheitsminister nicht wahrgenommen. Diese Brüskierung des Berufsstandes ist beispiellos in der Geschichte unseres Landes. In einer Videoansprache präsentierte der Gesundheitsminister weitere Vorschläge, die keine Stabilisierung der Apothekendichte garantieren, sondern genau das Gegenteil bewirken, wenn man hinter die Kulissen schaut. Das von ihm im Juni eingebrachte Apotheken-Stärkungsgesetz ist wirkungslos. Das Land läuft jetzt wieder in eine Arzneimittelmangelversorgung und es ist kein Ende in Sicht.

Bei einer Versammlung am 30. Oktober haben in unseren Notdienstkreisen viele Apotheker bekräftigt, dass der Medikamentenmangel weiter zunimmt und die Versorgungslücken im Winterhalbjahr ein wieder nicht tolerables Maß annehmen werden. Auch verschiedene Ärztegruppen schlagen jetzt schon Alarm!

Am 22. November wird es auf dem Schlossplatz in Stuttgart eine neue Kundgebung von allen Apotheken in Baden-Württemberg geben, um nochmals die prekäre Lage zu verdeutlichen und endlich eine Antwort aus Berlin einzufordern, die eine Sicherstellung der Medikamentenversorgung der ganzen Bevölkerung ermöglicht. Dieser Streik richtet sich nicht – und das ist wichtig –, gegen die Apothekenkunden, sondern einzig und allein gegen die derzeitige Politik aus dem Hause Lauterbach. Da viele Apothekenmitarbeiterinnen und Apothekenmit­arbeiter an dieser Kundgebung teilnehmen sollen, ist es nötig, die Apotheken wieder zu schließen und nur die Notdienst habenden Apotheken versorgen an diesem Tag die akuten Notfälle. Mit einem Flyer und über die Presse werden die Apotheken die Bevölkerung entsprechend informieren, so dass eine reibungslose Versorgung der Notfälle in jedem Fall gewährleistet ist.

Worum geht es in dieser Diskussion? Seit 2013 haben die Apotheken keine maßgebliche Erhöhung ihrer Vergütung erhalten, und der Mangel an Apothekenmitarbeiterinnen und -mitarbeitern liegt auch an der geringen Vergütung und auch an dem überbordenden Bürokratismus, der den Apotheken von der Politik aufgedrückt wurde. Viele Investitionen waren zwischenzeitlich nötig, um jetzt flächendeckend für die Einführung des elektronischen Rezeptes vorbereitet zu sein. Jedoch ist eine Verbesserung des finanziellen Ausgleichs dafür weiterhin nicht vorgesehen. Mit Recht steht auch für die Angestellten der Apotheken eine Lohnerhöhung für die kommenden Jahre an und diese finanzielle weitere Belastung wird für nicht wenige Apotheken das Aus bedeuten, da keine finanzielle Ressourcen mehr in den Betrieben vorhanden sind.

Die von Karl Lauterbach vorgebrachten Verbesserungsvorschläge sind nicht durchführbar. Sogenannte neue Apotheken-Filialen ohne Apotheker auf dem Land sind nicht umsetzbar, da es schon für die jetzt bestehenden Apotheken viel zu wenig Berufsnachwuchs gibt. Außerdem wird kein Apotheker auf dem Land eine Filiale gründen, die weitere Kosten erzeugt und wenig Frequenz hat. Vielmehr werden in den Ballungszentren, wie zum Beispiel an gut frequentierten Bahnhöfen oder Innenstadtlagen, solche Pseudo-Apotheken entstehen; denn nur dort könnten sich die finanziellen Aufwendungen überhaupt rechnen. Gleich­zeitig ist es unfair, der Bevölkerung auf dem Land die qualitativ fundierte Expertise der Apothekerinnen und Apotheker in den Landapotheken vorzuenthalten. Auch die Diskussion, ob durch verschiedene Dienstleistungen wie der standardisierten Blutdruckmessung oder mit aufwendigen Medikationsanalysen Gelder für die Apotheken frei werden können, sind wirtschaftliche Fallen und keine Hilfen, denn der zeitliche Aufwand ist höher als die Vergütung. Das Apotheken­personal kann diese zusätzlichen Aufgaben derzeit gar nicht stemmen, da es mit den täglichen Aufgaben bereits völlig ausgelastet ist. Bleibt zu hoffen, dass die Gesundheit unserer Bevölkerung nun endlich von Bundeskanzler Olaf Scholz zur Chefsache erklärt wird und die hilflosen Bemühungen aus dem Gesundheitsministerium schnellstens in konstruktive und wirkungsvolle Bahnen gelenkt werden. Dafür kämpfen die Apotheken!

Apotheker Michael Dohm, Radolfzell

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