Wenn das Leben Zitronen schenkt …

mp | Eine Krankheit besorgt Hopfenbauern. Ihr Erreger heißt Citrus Bark Cracking Viroid (CBCVd) und besteht nur aus einem ringförmigen Stück Ribonukleinsäure. Viroide wie dieses haben sich auf den Befall von Pflanzen spezialisiert. Für die Landwirtschaft sind sie nicht unbekannt. Doch CBCVd ist für den Hopfenanbau vergleichsweise neu und verheerend. Das Symptom – die Pflanze staucht sich einige Meter zusammen und stirbt später ab – tritt erst spät nach der Infektion auf. In den ersten Monaten oder Jahren ist die Infektion nur durch mikrobiologische Tests erkennbar. Dass CBCVd Dolden befällt, fiel erstmals 2007 in Slowenien auf. Damals mussten 300 Hektar Hopfen zerstört werden. Im Jahr 2019 fanden Forscher den Erreger erstmals in der Bayerischen Hallertau. Mittlerweile sind hier 110 Hektar befallen. Die Dunkelziffer ist weitaus größer, schätzt Pflanzenphysiologe Michael Hagemann von der Universität Hohenheim. Hagemann hegte einen Verdacht über den Ursprung der Krankheit. Das Viroid ist eigentlich dafür bekannt, Zitrusfrüchte zu befallen. Aber trotz Erderhitzung leben wir nicht gerade in dem Land, wo die Zitronen blühen. Wie kam der Erreger nun auf slowenischen und deutschen Hopfen? Von importierten Früchten, so die These. Gemeinsam mit Bier- und Hopfenforschern aus beiden Ländern prüfte er das. Sie untersuchten Zitrusfrüchte, Trauben und Melonen (allesamt Viroid-Träger) aus Supermärkten in Hopfenanbaugebieten auf CBCVd. Von fast 500 Proben aus Deutschland und Slowenien waren 6% befallen. Im Versuch konnten befallene Schalenreste im Boden zur Infektion des Hopfens führen. Daraus folgt: In den Obstabteilungen von Aldi, Lidl und Co. schlummert des Hopfens größte Gefahr. Hagemann appelliert unter anderem an die Verbraucher. „Bitte keine Zitrusfrüchte oder -schalen beim Spaziergang oder bei der Feldarbeit einfach irgendwo hinwerfen“, sagte er in einer Mitteilung der Universität Hohenheim. Wenn Ihnen das Leben Zitronen schenken sollte, dann berücksichtigen Sie die Brauwirtschaft. |