Aus den Ländern

Seit 75 Jahren für die Freiberuflichkeit

Bayerischer Apothekerverband feiert mit einem Festakt in München

MÜNCHEN (jb) | Der Bayerische Apothekerverband (BAV) feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen und hatte zu diesem Anlass am 24. Oktober zu einem Festakt nach München geladen. Das Thema, das sich wie ein roter Faden durch den Abend zog, war die Freiberuflichkeit des Apothekerberufs und wie wichtig es ist, diese zu erhalten – eines der Kernanliegen des BAV.
Foto: BAV/Sabrina Spies
Etwa 130 geladene Gäste feierten mit dem BAV in München.
 

Zahlreiche Gäste aus der Branche hatten zu diesem Anlass der Weg nach München gefunden. So zum Beispiel die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes und Vorsitzende des Berliner Apothekervereins Anke Rüdinger, der ABDA-­Vizepräsident und Vorsitzendes des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt Mathias Arnold, die Vizepräsidentin der Bayerischen Landesapothekerkammer Dr. Sonja Maier, die Präsidenten der Apothekerkammern aus Nordrhein und Baden-Württemberg Dr. Armin Hoffmann und Dr. Martin Braun, der Vorstandsvorsitzende der Sanacorp Dr. Herbert Lang. Und auch die Politik war hochrangig vertreten. Neben der interimsmäßig amtierenden bayerischen Gesundheitsministerin Ulrike Scharf (CSU) gab sich ebenso ihr Amtsvorgänger und frisch gekürter Fraktionsvorsitzender der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, Klaus Holetschek, die Ehre sowie der Gesundheits- und pflegepolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion Bernhard Seidenath.

Foto: BAV/Sabrina Spies
Der BAV-Vorsitzende Hans-Peter Hubmann fand deutliche Worte über die aktuelle Gesundheitspolitik.
 

Gastgeber Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes, ließ in seiner Rede kein gutes Haar an der Politik von Karl Lauterbach. In einer Zeit in der die bewährte freiberufliche ambulante Gesundheitsversorgung auf der Kippe steht, wolle er keine klassische Festrede halten. Hubmann hob erneut die Leistungen der Apotheken in der Corona-Pandemie hervor. Die Versorgungsstruktur mit Apotheken vor Ort habe sich bewährt und Krisenfestigkeit bewiesen, so Hubmann. „Die kleinteilige Struktur sorgt für schnelle Entscheidungen, besser als in jedem Großkonzern,“ so der BAV-Chef weiter.

500 Apotheken weniger in einem Jahrzehnt

„Aber an diese Struktur soll nun die Axt gelegt werden.“ In den vergangenen zehn Jahren – im Vergleich zu 75 Jahren BAV wenig – ist Hubmann zufolge die Apothekenzahl in Bayern um 500 gesunken. In seinen Augen liegt das zum einen daran, dass der Wunsch der jungen Generation nach einer Work-Life-Balance sich nur schwer mit freiberuflicher Selbst­ständigkeit vereinbaren ließe, die mit 50 oder mehr Wochenstunden einhergehe. Auch politische Entscheidungen spielten eine Rolle: „Politische Entscheidungen, die gefällt oder auch unterlassen wurden.“

Seit vielen Jahren mache man seitens der Standesvertretung auf die Honorarbedingungen aufmerksam ebenso wie auf „modernes Raubrittertum in Form von Nullretaxierungen. Zudem warne die Apothekerschaft seit Jahren vor den Auswirkungen der Engpässe. „Als uns das Honorar im Februar dann mit der Erhöhung des Kassenabschlags gekürzt und der Aufwand für das Handling der Lieferengpässe mit nur 50 Cent vergütet wurde, war der Punkt erreicht, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat,“ polterte Hubmann. „In den Apothekenteams wachsen jeden Tag die Wut und der Frust über eine völlig verfehlte Gesundheitspolitik des zuständigen Ministers.“ Von einer Stärkung der Apotheken sei man weit entfernt. Apotheker brauchten eine wirtschaftliche Perspektive anstelle zerstörerischer Pläne des BMG. In Hubmanns Augen trägt die Politik die Verantwortung, dass immer mehr Apotheken schließen müssen. „Man kann uns nicht einen staatlichen Auftrag übertragen, sich aber gleichzeitig aus der Verantwortung stehlen, wenn es um die Rahmenbedingungen geht. Lauterbach trägt Verantwortung für eine funktionierende Arzneimittelversorgung. Aber er stellt sich dieser Verantwortung nicht, ganz im Gegenteil.“ Mit jedem neuen Vorschlag werden seine Pläne zur Schwächung der gesamten ambulanten Versorgung deutlicher, so der BAV-Vorsitzende. Lauterbachs Pläne dürften nicht Wirklichkeit werden. „Die freiberufliche kleinteilige Struktur hat sich bewährt.“

Foto: BAV/Sabrina Spies
Gesundheitsministerin Scharf (CSU) stellt sich hinter die Apotheker.
 

Zuvor hatte Ulrike Scharf in ihrem Grußwort von der Bundesregierung mehr Unterstützung für die Apotheken gefordert. „Wir brauchen auch künftig flächendeckend Apotheken vor Ort. Die Menschen müssen gut mit Arzneimitteln versorgt und beraten werden können,“ so Scharf. Sie verwies dabei auf die Prognosen der ABDA, dass in diesem Jahr 2023 Apotheken etwa für immer schließen könnten. „Von den Schließungen wäre vor allem die Apothekenversorgung im ländlichen Raum und in bestimmten Stadtrandlagen betroffen. Ich fordere die Bundesregierung auf, tragfähige Vorschläge zur Sicherung der Versorgung durch inhabergeführte Apotheken vorzulegen.“ Die Ministerin forderte ein neues Finanzierungskonzept für die Apotheken. Die Vergütung der Apotheken müsse aufgrund der gestiegenen Preise bei Personal und Energie dringend angepasst werden. Sie unterstützt daher die Forderungen nach Anpassungen bei der Vergütung, weil die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Leistungsfähigkeit der Apotheken gewahrt bleiben müsse. Bayern werde sich dafür beim Bund stark machen. Die Pläne des Bundesgesundheitsministers, Light-Apotheken einzuführen, hält Scharf hingegen für den völlig falschen Ansatz. Diese führten letztlich zu einer schlechteren Versorgung der Patientinnen und Patienten, so die Ministerin.

Foto: BAV/Sabrina Spies
Dr. Stefan Weber (Mitte) erhielt das Ehrenzeichen der bayerischen Apotheker von Hans-Peter Hubmann (links) und Kammervorstand Alexander von Waldenfels (rechts).
 

Im Anschluss an die kämpferischen Worte des Verbandsvorsitzenden Hubmann wurde dann der langjährige Geschäftsführer des BAV, Dr. Stefan Weber, mit dem Ehrenzeichen der Bayerischen Apotheker für seine Verdienste um den Berufsstand ausgezeichnet. Der Jurist leitete 34 Jahre lang die Geschäftsstelle des Verbandes.

Foto: BAV/Sabrina Spies

Friedemann Schmidt sprach über den Wert der Freiberuflichkeit.

Freie Berufe wichtig für eine freie Gesellschaft

Zum Abschluss erläuterte der frühere ABDA-Präsident und heutige Präsident des Verbandes der freien Berufe, Friedemann Schmidt, in einer Key­note, welche wichtige Rolle die freie Berufe für eine freie Gesellschaft spielen. Letztere wisse er mehr zu schätzen als viele andere, weil er selbst in einer Gesellschaft aufgewachsen sei, die von Zwang und Repression geprägt war, der DDR. |

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