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Neuer Blisterservice am Start

Hellomed richtet sich an ambulante chronisch kranke Patienten

ts/ral | Die patientenindividuelle Verblisterung ist ein Markt, von dem ambulante Patienten wegen unzureichender Digitalisierung bislang kaum profitieren. Um dies zu ändern, hat Apotheker Felix Morawski gemeinsam mit dem IT- & Digital Marketing Experten Enrico Bernardo sowie dem E-Health-Fachmann Tim Bogdan mit Hellomed ein neues Start-up gegründet.

Vor etwa einem dreiviertel Jahr überlegten die drei Hellomed-Gründer, wie sie zur Verbesserung der Patienten­versorgung beitragen können. Dabei fiel ihnen auf, dass es zwar Verblisterungsservices für Pflegeheime gibt, aber nur wenige Apotheken diesen Dienst für Patienten anbieten, die nicht in Pflegeheimen oder von Pflegediensten betreut werden – und wenn, dann meist nur für ihre Kunden vor Ort. Auch bei großen Versendern ist dieser Service in der Regel nicht zu haben.

Chroniker digital erreichen

Morawski, Bernardo und Bogdan haben sich vorgenommen, diese Lücke zu schließen. Sie gründeten das Berliner Start-up Hellomed, das nach den Worten Bernardos eine „digitale End-to-End Verbindung“ zwischen nicht in Pflegeheimen oder von Pflegediensten betreuten Chronikern und Apotheken herstellt und die Patienten mit individuell verblisterter Ware beliefert. Nachdem die Kunden über eine App ihre Bestellung aufgegeben haben, werden die Arzneimittel bei den Blisterpartnern, mit denen Hellomed zusammenarbeitet, auto­matisiert sortiert und abgepackt. Im weiteren Verlauf des Prozesses werden die fertigen Produkte an die Berliner Kreuzberg Apotheke geschickt, deren Inhaber Hellomed-Mitgründer Morawski ist. Die Apotheke verfügt über eine Versandhandelslizenz und leitet die verpackten Arzneimittel alle zwei bis vier Wochen an die Patienten weiter. Die nötigen Rezepte können diese per App, per Post oder als E-Rezept übermitteln.

Auf diese Weise will das Start-up nicht nur die zeitaufwändige und fehleranfällige Sortierung von Pillen per Hand und das oft anspruchsvolle Medikations- und Rezeptmanagement einfacher gestalten. Außerdem können so nach Meinung der Hellomed-Macher die Therapietreue gesteigert und Fehlmedikationen vermieden werden.

Bis zu sechs Millionen potenzielle Kunden

Bernardo sieht für das Geschäftsmodell von Hellomed einen großen Markt. Bundesweit gebe es rund 20 Millionen Chroniker. Wenngleich ein erheblicher Teil davon über Heime versorgt wird, schätzt der Unternehmer den für ihren Bereich relevanten Anteil auf fünf bis sechs Millionen ambulanter Chroniker in Selbstversorgung.

Wie solch ein Geschäft funktionieren kann, zeigen Vorbilder jenseits der Grenzen, so in den Niederlanden, Frankreich oder in den USA, wo das 2018 vom Onlinehändler Amazon übernommene Unternehmen PillPack – heute Amazon Pharmacy – Verblisterungen anbietet. Im Vergleich dazu steckt Hellomed noch in der Aufbauphase. Derzeit läuft das Geschäft ausschließlich über die Kreuzberg Apotheke. Immerhin, einige hundert Kunden haben die drei Gründer in den vergangenen Monaten bereits gewonnen, täglich kommen neue Anmeldungen hinzu. Die meisten beziehen ihre sortierten Arzneimittel vor Ort über die Apotheke. Es gebe aber auch bundesweit Kunden, an die die Produkte versendet würden. Bernardo gibt sich trotz der Anfangserfolge zurückhaltend: „Wir sind voller Demut. Jeden Tag lernen wir dazu, welche Probleme die Patienten und Apotheken umtreiben, um diese dann bestmöglich digital zu lösen.“ Er und seine Mitstreiter wollen verstehen, wie der Markt im Detail funktioniert. Die Herausforderungen lägen in den Mikroprozessen.

Ab Oktober kostenpflichtig

In der bisherigen sechsmonatigen Testphase haben die Hellomed-Macher den Verblisterungsservice kostenlos angeboten, für die Kunden entstanden also keine Mehrkosten. Damit soll ab Oktober Schluss sein. „Wir werden dann fünf bis sieben Euro pro Kunde und Monat verlangen“, so Bernardo. Noch bewegt sich das Berliner Start-up in einem bescheidenen finanziellen Rahmen. Die bisherigen Investitionen im niedrigen siebenstelligen Bereich haben die drei Eigentümer zum erheblichen Teil selbst gestemmt, fremde Investoren sind bislang nur zu einem kleinen Teil an dem Unternehmen beteiligt.

Trotz ihrer jungen Unternehmung stehen die Hellomed-Gründer bereits vor der Entscheidung, welche Richtung sie künftig einschlagen sollen. Apotheken aus der ganzen Republik fragen bei ihnen an, ob sie ebenfalls den digitalen Verblisterungsservice und die Software nutzen können. Damit würde sich das Start-up zu einem Systemhaus entwickeln, das den Apotheken die entsprechenden digitalen Tools anbietet und die logistische Umsetzung der Aufträge übernimmt.

Der Entscheidungsprozess ist noch offen, doch Bernardo deutet an, Ende des Jahres Hellomed möglicherweise für weitere Apotheken in Deutschland öffnen zu wollen. Und fügt hinzu: „Unser Ziel ist es, das Thema Verblisterung zu digitalisieren, um so die Patientenversorgung auf ein neues Level zu heben“. |

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