Prisma

Gesponnenes Gewebe

Mit Spinnenseide den menschlichen Körper regenerieren

Foto: 2Dvisualize/AdobeStock

js | Zerstörtes Gewebe wiederherzustellen, das ist eine Aufgabe der regenerativen Medizin. Neben der Verwendung von körpereigenen Geweben, deren Verfügung begrenzt ist, werden körperfremde Strukturen eingesetzt. Diese sollen als Implantate Schäden ersetzen oder als Gerüst eine günstige Umgebung für neue Zellen schaffen und deren Entwicklung anregen und steuern. Die körperfremden Strukturen müssen dabei so beschaffen sein, dass sie keine Immunreaktion im Körper auslösen und nicht abgestoßen werden. Außerdem sollten sie biologisch abbaubar sein. Spinnenseideproteine erfüllen beide Bedingungen, deshalb ist denkbar, sie als ein Gerüst zur Anlagerung von Gewebestrukturen einzusetzen oder sie zur Beschichtung von Implantaten zu verwenden. Problem dabei ist, dass sich Zellen im menschlichen Körper nicht einfach an dieser Struktur anlagern. Eine Forschergruppe der Universität Bayreuth um Prof. Dr. Thomas Scheibel untersuchte deshalb, wie Spinnenseide optimiert werden kann, damit sich spezifische Zellen an dem Seidengerüst absetzen. Dazu nutzten er und sein Team Varianten eines Seidenproteins, das von der Spinnseide der Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) abgeleitet ist. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in zwei Arbeiten und zeigten darin zwei verschiedene Wege auf: Zum einen konnten durch die Fusion genetischer Sequenzen von Peptiden der extrazellulären Matrix an die Seidenproteine zelladhäsive Proteine hergestellt werden. Zum anderen wurden mittels lithografischem Verfahren unterschiedliche Oberflächenstrukturen auf Beschichtungen aus Seidenprotein eingeprägt, sodass sich Zellen daran anlagerten. Welcher spezifische Zelltyp sich anhaftete, konnte durch Form und Größe der eingeprägten Ober­flächenstrukturen gesteuert werden. Das Zusammenspiel von verschiedenen Zelltypen, z. B. Haut- und Nervenzellen in der Geweberegeneration, ist wichtig, damit ein funktionierender Zellverband entstehen kann. |

Literatur

Wegweisend für die regenerative Medizin: Zellspezifische Eigenschaften neuartiger Spinnenseiden-Materialien. Information des Informationsdienst Wissenschaft (idw), Stand Mai 2023, https://idw-online.de/de/news813626

Trossmann VT, Scheibel T. Design of Recombinant Spider Silk Proteins for Cell Type Specific Binding. Advanced Healthcare Materials 2023, doi: 10.1002/adhm.202202660

Lentz S, Trossmann VT, Scheibel T. Selective Topography Directed Cell Adhesion on Spider Silk Surfaces. Advanced Materials Interfaces 2022, doi: 10.1002/admi.202201936

Das könnte Sie auch interessieren

Beschichtung für Implantate nach marinem Vorbild

Klebt wie Miesmuschel

Reaktive T-Zellen dank zirkulierender Coronaviren eröffnen neue Perspektiven

Hoffen auf Hintergrund­immunität

Innovative Anwendungsgebiete in der Diagnostik und vor allem in der Therapie

Nanopartikel

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.