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ARMINS Erbe

Foto: Philip Kottlorz Fotografie

Julia Borsch, Chefredakteurin der DAZ

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Auswertung der Arzneimittelinitiative Sachsen und Thüringen, besser bekannt als ARMIN, waren mit Spannung erwartet worden. Seit vergangener Woche wissen wir: ARMIN nützt allen Beteiligten. Das zeigt die Erhebung deutlicher, als es die Beteiligten selbst erhofft hatten (siehe S. 19 und 22 in dieser DAZ).

Blickt man zurück zu den Anfängen von ARMIN, war dies nicht unbedingt absehbar – gestaltete sich der Start des Projekts doch zäh. Ärztinnen und Ärzte zum Mitmachen zu motivieren, erwies sich als große Herausfor­derung. Erschwerend hinzu kamen technische Hürden, weil auch die Anbieter der Praxisverwaltungssysteme nicht auf den Zug aufsprangen, bis zum Schluss nicht. Damit wurden Arztpraxen, die gerne dabei gewesen wären, ausgebremst. Das Bild der „Schnecke ARMIN“, das unsere Cartoonistin Barbara entwarf, avancierte zum Running Gag der DAZ. Aber die Geduld und Beharrlichkeit der Beteiligten haben sich offensichtlich gelohnt. Getan ist die Arbeit allerdings nicht – im Gegenteil. Nun gilt es, wie von der ABDA gefordert, das gemeinsame Medikations­management durch Ärztinnen und Ärzte sowie Apothekerinnen und Apotheker in die Regelversorgung zu bringen.

Bei der Umsetzung der pharmazeutischen Dienstleistungen wurden die Ärzte bisher bewusst nicht mit einbezogen. Es sollten Leistungen sein, die die Apothekerinnen und Apotheker in Eigenregie erbringen können. So wurde die Ärzteschaft bei der Medikationsanalyse im Rahmen der pharmazeutischen Dienstleistungen, die der Startintervention von ARMIN entspricht, bewusst nicht mitbedacht, obwohl sie in der Realität für die Umsetzung für viele der vor­geschlagenen Maßnahmen unabkömmlich sind. Für die Akzeptanz aufseiten der Ärzteschaft war das nicht förderlich, und man hätte die positiven Erfahrungen aus dem ARMIN-Projekt einfließen lassen können, die auch ohne das Vorliegen des Endergebnisses schon bekannt waren. So gab es beispielsweise bei ARMIN eine klare Rollenverteilung.

Auch inwiefern der Nutzennachweis für die pDL erbracht werden kann, bleibt abzuwarten. Denn diese Frage werden die Kostenträger mit großer Sicherheit stellen. Eine retrospektive Analyse wie beim ARMIN-Modell ist aber nicht möglich, weil keine Patientendaten gespeichert werden. Die ABDA plant laut Aussagen aus dem vergangenen Jahr zunächst lediglich Erhebungen, die sich darauf konzentrieren, wie die pharmazeutischen Dienstleistungen umgesetzt und weiterentwickelt werden können. Diese Aspekte sind für die Apotheken ohne Frage wichtig, den Kassen sind sie vermutlich – gelinde gesagt – egal. Sie wollen wissen, ob die Dienstleistungen die Versorgung verbessern und im Idealfall noch an anderer Stelle Geld sparen, was bei ARMIN übrigens der Fall war: Die laufenden Kosten wurden laut AOK plus durch Wirkstoffverordnung und die Anwendung des Medika­tionskataloges gegenfinanziert.

Es gibt also noch so manches dicke Brett zu bohren. Und man kann nur hoffen, dass mit der gleichen Beharrlichkeit, mit der das Modellprojekt umgesetzt wurde, weiter­gemacht wird, damit möglichst viele von den Erkenntnissen profitieren können und von ARMINS Erbe mehr bleibt als nur ein paar wissenschaftliche Publikationen.

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