Gesundheitspolitik

Kommentar: Alarmsignale der Heilberufe

Julia Borsch

Die Ergebnisse der Online-Befragung, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung durch­geführt hat, sind alarmierend. 70 Prozent der niedergelassenen Ärzt:innen überlegen vorzeitig aufzuhören. Die Gründe, warum sie keine Lust mehr auf ihren Job haben, den sie grundsätzlich nach wie vor als sinnstiftend erachten, könnten ebenso aus einer Befragung von Apotheker:innen stammen: das Übermaß an Bürokratie, schlecht gemachte Digitalisierung, die finanzielle Situation und der damit verbundene Personalmangel sowie fehlende Wertschätzung. Aus anderen Bereichen des Gesundheits­wesens, zum Beispiel der Pflege, sind bereits seit Jahren die gleichen Klagen zu hören. Wer die Forderungen der Heilberufe hinsichtlich Honorar und Bürokratieabbau noch immer als Larmoyanz von Lobbygruppen abtut, verkennt die Lage: Das Gesundheitswesen hat ein Pro­blem. Und das, was Patient:innen jetzt schon zu spüren bekommen, zum Beispiel in Form von fehlender kinderärztlicher Versorgung, leer stehenden Intensivbetten, weil Pflegekräfte fehlen, oder weiten Wegen zur nächsten Apotheke, ist erst der Anfang dessen, was noch kommen könnte. Es besteht akuter Handlungsbedarf. Die aktuellen Pläne aus dem Bundesgesundheitsministerium tragen dem Ernst der Lage allerdings keine Rechnung. Im Gegenteil: Ideen wie Schein-Apotheken stabilisieren das System sicher nicht. Um die Sache zu retten, braucht es keine Schnellschüsse, sondern durchdachte Reformen. Und die werden auch einiges an Geld kosten. Je länger man damit wartet, desto teurer wird es allerdings werden.

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