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Gesundheitspolitik
Protestmonat November: Schluss, aber kein Ende
Apothekenteams aus dem Osten protestieren zum Abschluss in Dresden
Bei blauem Himmel und Temperaturen um den Gefrierpunkt versammelten sich die Apothekenteams aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Berlin und Brandenburg in weißen Westen und mit Plakaten vor der Bühne. Vertreterinnen und Vertreter der Apothekerschaft heizten den Demonstrierenden mit ihren Reden ein. Der Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbandes, Thomas Dittrich, sagte in seiner Rede, man werde nun einen „Schlusspunkt“ hinter die Novemberproteste setzen. „Und dieser wird ein lauter und deutlicher sein.“ Aber auch ostdeutsche Lokalpolitikerinnen und Lokalpolitiker aus verschiedenen Bundesländern richteten das Wort an die Menschenmenge.
„Augen zu und durch? Das werden wir nicht“
Dittrich kritisierte in seiner Rede die Bundesregierung. Während es in anderen Branchen Gehaltserhöhungen wegen Inflation und gestiegener Energiepreise gebe, werde dies den Apotheken verwehrt. „Meinen die Verantwortlichen in Berlin und in der Zentrale der GKV, dass die Apothekerinnen und Apotheker und die Apothekenteams dieses Landes schon ruhig bleiben und sich mit der Zeit fügen werden? Augen zu und durch?“ Mit „aller Entschiedenheit“ stelle er klar: „Das werden wir nicht.“
Im Gespräch mit den Teilnehmer:innen der Kundgebung stellte sich heraus: Das sehen alle so. Es wurde geklagt über immer längere Arbeitszeiten und erhebliche Kostensteigerungen. Thema waren natürlich die niedrigen Honorare und auch die Lieferengpässe. Darüber hinaus berichteten die Apothekenteams aber auch über die große Personalnot.
In diesem Zusammenhang fiel auch die Kritik an mangelnden Studienplätzen – oder eben der fehlenden Ausbildungsvergütung. Eine Gruppe PTA-Schülerinnen und -Schüler machte auf die Probleme des Nachwuchses aufmerksam. Sie hielten ein Schild mit der Aufschrift „Pharmazeutisch Technische Ausgebeutete“ in die Höhe.
Unterdessen kritisierten auf der Bühne auch die anwesenden Politiker:innen in unterschiedlichem Maß je nach Parteizugehörigkeit den Bundesgesundheitsminister. Petra Köpping, sächsische Staatsministerin für Soziales (SPD), Alexander Dierks, MdL und Generalsekretär der CDU Sachsen, Susanne Schaper, MdL Sachsen für die Linke, Robert-Martin Montag, MdL Thüringen für die FDP und Babette Pfefferlein, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Thüringer Landtag – sie alle zeigten großes Verständnis für die Forderungen der Apothekenteams.
„Blick nach Berlin tut weh“
So sagte unter der Moderation des Journalisten Klaus Prömpers beispielsweise der FDP-Politiker Montag, der „Blick nach Berlin tut weh“. Darüber hinaus gab er zu, dass das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz „ein Fehler“ gewesen sei. Aber auch Bianca Schmidt, Leiterin der Regionalen Geschäftsstelle Mitte & Ost der Apothekengewerkschaft Adexa, und Kristina Kasek, Beisitzerin im Vorstand der Landesseniorenvertretung Sachsen kamen zu Wort. Schmidt wies noch einmal auf die prekäre Situation von PTAs und PKAs hin. Kasek betonte, dass Senior:innen die Apotheken vor Ort mit all ihren Diensten und dem niedrigschwelligen Zugang sehr zu schätzen wüssten – auch wenn sie es nicht immer zeigen würden.
Mit der Rede des Präsidenten der Sächsischen Landesapothekerkammer, Göran Donner, fand die Kundgebung ihr Ende. „Die Zeiten, dass Apotheken brav ihren Dienst tun und sich ansonsten ruhig verhalten“ seien vorbei. Donner betonte, dass die „Liberalisierungspläne“ Lauterbachs in eine „Zwei-Klassen-Pharmazie“ führen würden: „Sie werden die Probleme nicht lösen, sondern verschärfen“.
Zum Abschluss wünschte Göran Donner den maximalen Erfolg der Forderungen der Apothekerschaft. „Ich wünsche Ihnen und uns, dass wir Kraft schöpfen können, um mit viel Schwung im neuen Jahr unsere Forderungen zum Erfolg zu führen.“ |
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